Bereits bei meinem Besuch am Murursprung stand ich schon vor einem sehr verlockenden Wegweiser zum Großen Hafner (3076m). Doch die geplante Tour auf den Hochgolling zugunste des als leichten 3000ers bekannten Hafners einzutauschen brachte ich nicht damals übers Herz, und Kartenmaterial dafür hatte ich ja auch nicht mit.
Was auch gut so war, denn so bleibt der Berg für dieses Wochenende. Ich kann Orotl den Mund wässrig machen und so starten wir am Freitag um 17 Uhr bei der Kölnbreinsperre im Maltatal, um über den Salzgittersteig zur Kattowitzer Hütte aufzusteigen und dort zu übernachten.
Schon auf der Hinfahrt schwärmt Orotl von der Idee, zum Sonnenaufgang am Gipfel des Großen Hafner zu stehen, meinen Einwand Ich mag aber diesmal nicht so früh aufstehen! nicht einmal ignorierend. So schwer es oft ist, ihn überhaupt zum Mitgehen zu motivieren, wenn er dann einmal dabei ist, muss man mit allem rechnen! 😉
Freitag: Zustieg zur Kattowitzer Hütte
Der Salzgittersteig (Weg 545) schlängelt sich erst harmlos durch Latschenfelder, immer wieder leicht steigend und fallend, ab dem Krumpenkar führt er aber stetig bergauf bis zum Pausenplatz beim Gamsleitenkopf. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Kattowitzer Hütte.
Samstag: Gipfelsturm vor Sonnenaufgang
Da ich mich mit meinen Langschläferambitionen letztlich nicht durchsetzen kann (und die Hüttenwirtin die Sonnenaufgangsidee obendrein auch noch “toll” finder), ist meine Nachtruhe um 2:50 Uhr beendet – schlafen konnte ich leider sowieso nicht.
Ich blicke aus dem Fenster und die Stirnlampe leuchtet nur in den dichten Nebel. Eigentlich möchte ich den Gipfelsturm abblasen, aber Orotl soll ruhig auslöffeln was er uns eingebrockt hat.
Einen Stock tiefer, vor der Hüttentüre ist es aber sternenklar. Später werden wir sehen warum: Die Hütte pendelt den ganzen Morgen an der Nebelobergrenze, mal darüber, mal darunter. Die Wetterstation an der Hütte meldet 12° Celsius und 98% Luftfeuchtigkeit.
Es ist wärmer als erwartet, schon nach wenigen Minuten ist der erste Stopp vonnöten, um die Jacke wieder einzupacken. Bis auf eine zwei Bananen lange kurze Frühstückspause verläuft der Aufstieg ohne besondere Vorkommnisse, die gute Markierung erleichtert uns die Wegfindung im Schein der Stirnlampe.
Auf der Marsschneid gibt es zwei mit Seil versichterte Schlüsselstellen, die aber selbst im Dunkeln keine Schwierigkeit für uns darstellen.
Plötzlich lassen mich jedoch unzählige Steinmänner aus aufgerichteten Steinplatten innehalten, die speziell bei diesen Lichtverhältnissen an Grabsteine erinneren und ein sehr mystisches Bild abgaben. Wieviele Steinmänner da wirklich stehen, werden wir erst im Abstieg erkennen. Sehr eindrucksvoll.
Etwas Sorge bereiten im Nordwesten einige Gewitterwolken, in denen es immer wieder blitzt. Doch meine Vermutung, dass sie sich in den ersten Sonnenstrahlen auflösen werden, bestätigt sich später.
Der Gipfel kommt näher, immer wieder stehen Steinmänner Spalier, die letzten 100 Höhenmeter gehen wir bereits ohne Stirnlampe und um ca. 5:15 Uhr bin ich am Gipfel, Orotl trifft wenig später ein und ich darf ihm zu seinem ersten 3000er gratulieren.
Die angegebene (und meines Erachtens recht ambitionierte) Aufstiegszeit von 2 Std. ab der Hütte konten wir ziemlich genau einhalten, nur die Bananenpause sorgte für eine leichte Überschreitung.
Die vergletscherten Gipfel von Hochalmspitze und Ankogel geben ein eindrucksvolles Panorama ab. Diese zwei Berge sehe ich sonst immer nur aus großer Entfernung. Auch der Dachstein zeigt sich schemenhaft im Dunst.
Drei (!) Stunden halten wir es hier heroben aus, irgendwann müssen wir doch weiterziehen. Nun sehen wir die Heerschar an Steinmännern in ihrer vollen Pracht.
Orotl wollte ursprünglich den Rückweg mit einer Runde über Wastlkarscharte, Weinschnabel und Arlscharte ausdehnen, doch nach der kurzen Nacht kann uns das nicht mehr reizen und wir steigen relativ direkt zum Salzgittersteig ab, nehmen aber eine Abkürzung über ein paar Schneefelder im Wastlkar, welche den Abstieg deutlich beschleunigen.
Die Abfahrt durch den Altschnee ist zwar anstrengend, macht uns aber irrsinnigen Spaß:
Nun fehlt nur mehr der Marsch zurück zum Parkplatz. Obwohl die Kölnbreinsperre schon früh zu sehen ist, ziehen sich die letzten Kilometer durch die Latschen bei den mittlerweile kräftig gestiegenen Temperaturen. Endlich beim Auto angekommen will Orotl partout nicht mehr die Staumauer besichtigen sondern lieber das Auto bewachen.
So muss ich alleine los, um die Mauer und den angebauten Skywalk zu erkunden. Das Mäuerchen ist ein durchaus imposantes Bauwerk und der Gitterboden des Skywalks, ja, der hat was. Gleich daneben hätte sich die Möglichkeit eines Bungysprungs von einem auf der Mauer stehenden Kran angeboten, aber ich möchte Orotl ja nicht länger warten lassen als nötig. Danke, nein.
P.S. Zum Titel dieses Beitrages: Nein, gezählt habe ich die Steinmänner nicht, aber die Seehöhe des Berges als Hausnummer herzunehmen scheint mir äußerst passend. Was ich jedoch mit Sicherheit über die Anzahl sagen kann: Nun gibt es um einen Steinmann mehr! 😉
fesch fesch!
im august könnt ihr dann hoffentlich rutschger und mir zum ersten ‘echten’ 3000er gratulieren!
Muß, den Fotos nach, eine Traumtour gewesen sein.
Und, wie gut hat Orotl seine selbst eingebrockte Suppe ausgelöffelt? 😀
@Nixtuerin: Betonung auf ‘hoffentlich’ 😉
@LoCo: Dem orotl hat die Suppe sehr gut geschmeckt!
@orotl: dachte ich es mir doch.
nehmt’s ihr mich mal mit auf so eine tour? 😉