Groß und klein am Gipfel
Groß und klein am Gipfel

Der höchste rein steirische Berg erfordert einiges an Geländegängigkeit. Diese dürfen wir an diesem Wochenende auf der Hochwildstelle unter Beweis stellen. Wir, das waren Werner, Silvia, Georg, Hanna (12) und Phiemi (8) und ich.

Geplant war der Aufstieg vom Steirischen Bodensee zur Hans Wödl Hütte mit dortiger Übernachtung. Von dort soll es am nächsten Tag über die Neualmscharte auf den Gipfel gehen. Wieder zurück über die Scharte wollen wir zu den Riesachfällen absteigen, wo das zweite Auto auf uns wartet.

Letztendlich wird aber doch eine “Dreitagestour” daraus, aber nicht nur deswegen, weil es uns in den Schladminger Tauern so gut gefällt. Aber von vorne:

Samstag: Aufstieg zur Hans Wödl Hütte

Die Tour beginnt (zumindest für Werner, Silvia und die beiden Nachwuchsbergsteigerinnen) in Aich an der Mautstelle der Straße zum Bodensee. Georg und ich überstellen noch das zweite Auto zum Parkplatz bei den Riesachfällen und dürfen dafür unsere Wanderung 400 Hm weiter oben starten, am Parkplatz nahe am Steirischen Bodensee (wo wir auf unsere Mitwanderer gar nicht lange warten müssen).

Steirischer Bodensee
Wasserfall unterhalb der Hütte
Wasserfall unterhalb der Hütte
Bei der Hans Wödl Hütte
Bei der Hans Wödl Hütte

Bis zum See begleiten uns noch Ausflügler in Sandalen, doch am Ufer teilt sich der Weg und wir wählen die Variante ohne Bustouristen.

Nach einer halben Umrundung des Bodensees führt der Weg durch eine Steilstufe über die sich der untere Wasserfall des Seewigtalbachs stürzt. Steiler als erwartet und vorbei an optimistischen Wegweisern (eine sehr lange halbe Stunde) geht es aufwärts, bis plötzlich der Rauchfang der Hans-Wödl-Hütte sichtbar wird und wir von zwei Ziegen beschnuppert werden.

Die Jause in der Hütte tut gut (sehr zu empfehlen: Kaiserschmarren und Eierlikörkuchen!). Bevor wir unser Lager beziehen, lassen wir uns noch vom Hüttenwirt über unser Vorhaben beraten. Er ist erst ein wenig skeptisch und möchte die Jugend anseilen, doch dann urteilt er angesichts des bevorstehenden Prachtwetters über unsere Tour, wie es Luis Trenker nicht besser forumlieren hätte können: “Jo, da Tog losst’s zua!”. Das wollten wir hören.

Sonntag: Überschreitung Hochwildstelle

Um 8 Uhr brechen wir von der Hütte auf und marschieren vorbei am Hüttensee zum nächsten Wasserfall entlang dessen wir zum Obersee aufsteigen. Der weitere Aufstieg zur Neualmscharte verläuft unspektakulär, doch wandern wir jetzt in der prallen Sonne, was uns ziemlich ins Schwitzen bringt. Ab der Scharte weht aber uns ein angenehmes Lüftchen um die Ohren.

Am Weg zur Scharte finden wir...
Am Weg zur Scharte finden wir…
...merkwürdige Puzzleteile
…merkwürdige Puzzleteile

Von der Scharte geht es am (oder nahe am) Grat dahin, die ersten kleineren Klettereinlagen warten noch vor der Kleinen Wildstelle auf uns, welche vor allem Hanna und Phiemi sehr zu genießen scheinen.

Nach einer Wegbiegung türmt sich auf einmal der letzte Anstieg zum Gipfel der Hochwildstelle vor uns auf, etwas erstaunt überlegen wir, wo denn da der Weg verläuft. Die Karte meint: einfach kerzengerade hinauf.

Andächtig erblicken wir...
Andächtig erblicken wir…
...den letzten (steilen) Aufschwung zum Gipfel
…den letzten (steilen) Aufschwung zum Gipfel
Werner meint, er wäre schon oben...
Werner meint, er wäre schon oben…
...und irgendwann ist es wirklich so weit!
…und irgendwann ist es wirklich so weit!

Und so ist es auch, immer öfter muss man Hand an den Fels legen und kleinere und größere Felsstufen überwinden, damit haben wir bei einem “Normalweg” eigentlich nicht gerechnet, doch es scheint allen Spaß zu machen. Einige feuchte Stellen und ein paar Schneefleckern können uns nicht aufhalten, lassen uns jedoch beschließen, dass wir den Abstieg über die andere Seite des Berges, den sonnigen und trockenen Südgrat, vornehmen werden.

Von der Hochwildstelle ist die Fernsicht traumhaft schön, bis in die Glocknergruppe reicht der Blick. Atemberaubend.

Dachstein im Nordwesten
Dachstein im Nordwesten
Hochgolling im Südwesten
Hochgolling im Südwesten
In der Entfernung die Gipfel von Ankogel- und Glocknergruppe, leider etwas mit Hut
In der Entfernung die Gipfel von Ankogel- und Glocknergruppe, leider etwas mit Hut

Der Südgrat ist kein Unbekannter für mich, schon vor Jahren bin ich hier einmal von der Breitlahnhütte auf- und wieder abgestiegen. Der spannende Weg bis zur Wildlochscharte verläuft direkt Grat, immer wieder gilt es, ausgesetzte Kletterstellen zu passieren. Ich nehme die kleine Phiemi unter meine Fittiche, die mir aber ohnehin wie eine Gams folgt und sichtlich Spaß am Kraxeln hat. Angst scheint ein Fremdwort zu sein, das ist auch das einzige was mir etwas Sorgen macht. Hanna ist unterdessen damit beschäftigt, ihren Eltern den ein oder anderen Klettertipp zu geben.

Und Werner, der sich bei Spaziergängen im Grazer Hügelland gerne mal eine Gipshand einhandelt, klettert hier ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen!

Ausgesetzer Steig am Südgrat...
Ausgesetzer Steig am Südgrat…
...so gefällt uns das!
…so gefällt uns das!
Nach diversen Klettereinlagen...
Nach diversen Klettereinlagen…
...kühlen wir unsere Füße im Schnee
…kühlen wir unsere Füße im Schnee

Vor der Wildlochscharte sind dann (leider!) die Klettereien überwunden und der nicht enden wollende Abstieg zur Preintalerhütte beginnt. Da – endlich angekommen – meine Knie nicht mehr weitergehen wollen und auch Werner schon recht lustlos herunterstochert, schlage ich vor “wegen der Kinder” hier nochmal zu übernachten.

Der Vorschlag wird schnell und dankbar angenommen (außer von den Kindern, die wären noch gerne weitergegangen) und die Waldhornalm gleich neben der riesigen Preintalerhütte hat noch genug Lagerplätze für uns frei und wir können den ganzen Abend den Gschichterln der Sennerin lauschen, die uns besser unterhalten als jedes Fernsehprogramm!

Die gemütliche Waldhornalm
Die gemütliche Waldhornalm

Das von der Preintalerhütte auf einen Besuch herüberkommenende Grüppchen deutscher Vegetarier, die versehentlich eine Eierspeis mit Speck bestellen (“mah, riecht des guat!”), sorgt für weitere Heiterkeit. Nach kurzer Schrecksekunde landet besagte Eierspeis dann in Werners und meinen Magen.

Montag: Abstieg zu den Riesachfällen

Der Riesachsee, links hinten die Hochwildstelle
Der Riesachsee, links hinten die Hochwildstelle

Von unserem Nachtquartier geht es hinunter zum Riesachsee und von dort über den Alpinsteig Höll direkt durch die Klamm zu den Riesachwasserfällen. Abschluss und Höhepunkt des Steigs ist eine 30 Meter hohe Hängebrücke.

Auf der Hängebrücke
Auf der Hängebrücke
Unterer Riesachfall
Unterer Riesachfall

So schön die Tour war, sind wir nun froh beim Auto zu sein und mit einem kurzen Zwischenstopp beim “Schachtelwirt” in Liezen geht es zurück nach Graz, um unseren Arbeitstag mit etwas Verspätung zu beginnen. Alltag, du hast uns wieder.

Diese Tour wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben. In solch netter und lustiger Begleitung auf einen wunderbaren Berg wie diesen zu gehen, das passiert nicht alle Tage und ich freue mich schon auf gemeinsame weitere, höhere Ziele!



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3 Kommentare

  1. Griaß enk;

    Woah, euer Wanderbericht ist spanndend, unterhaltsam und sehr informativ geschrieben.
    Grüße aus Rohrmoos Untertal.

  2. Hallo,
    toller Bericht ! Wir habens voriges Jahr nur bis zur Preinthaler Hütte geschafft und mussten wieder zurück zu unserem Quartier nach Forstau…heuer wird aber eine Hüttentour gemacht – da wir gerne die Klafferkessel sehn würden…Vielleicht schaffen es meine Kids 11 und 13 auch bis zur Hochwildstelle – deine Bilder ermutigen mich…

    Anm. das Bild am Anfang des Blogs ist nicht der Bodensee sondern der Riesachsee oder

    LG Christian

  3. Hallo Christian,

    tatsächlich, da war das Bild vom ‘falschen’ See. Hab’s getauscht.
    Danke für den Hinweis und viel Spaß auf Eurer Tour!

    Liebe Grüße,
    Gert

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