Eine Tour im Toten Gebirge ist immer etwas besonderes, das konnte ich schon letztes Jahr bei der Runde über’s Warscheneck feststellen. Schon damals haben Orotl und ich die Ausdehnung der Karsthochfläche rund um die Luckerhütte unterschätzt. Und auch diese Tour wird länger dauern als geplant.
Diesmal bin ich aber alleine unterwegs. Start ist gegen 13:30 Uhr am Parkplatz auf der Hinteregger Alm auf ca. 1200 m über Liezen. Heute will ich ja “nur” mehr auf den Nazogl und den Angerkogel, von dort ist es ein kurzer Abstieg zur Luckerhütte, meinem Nachtquartier.
Schon beim Einpacken daheim wundere ich mich wieder über mal das Mysterium meiner Rucksäcke. Nehme ich den kleinen (30 Liter) komme ich damit gerade aus, nehme ich den großen (65 + 10 Liter) wird auch dieser voll. Heute greife ich zum großen, schließlich ist eine Übernachtung “fast” im Freien eingeplant – die Luckerhütte ist lediglich ein Holzschuppen, den die Bergrettung als Notunterkunft eingerichtet hat.
Den Aufstieg zum Nazogl hatte ich eigentlich als steil, aber kurz in Erinnerung, heute bremst mich der schwere Rucksack doch ein wenig. So brauche ich letztlich doch zweieinhalb Stunden auf den Gipfel.
Ein wenig mache ich Pause, kurz ist noch der weitere Anstieg auf den Angerkogel, dann geht es bergab zur Luckerhütte, wo ich gegen 17:30 ankomme. Gerade rechtzeitig, aus den grauen Wolken sollte es jeden Moment zu regnen beginnen.
Die Hütte ist ganz gut eingerichtet, sie besteht aus zwei Räumen, einer davon beheizbar. In jedem Raum ist bequem Platz für drei Personen auf Holzpritschen. Decken und Matten sind zwar teilweise vorhanden, aber ich habe sowohl Matte als auch Schlafsack selber mitgebracht. (Update: Die Luckerhütte ist mittlerweile nicht mehr zugänglich!)
Nach dem “Abendessen” blättere ich ein wenig im Hüttenbuch und schmunzle, als ich einen Eintrag unseres K2-Gipfelvisualierers entdecke:
Gegen 19 Uhr bekomme ich dann überraschend Besuch von einem Grazer Pärchen, welches ebenfalls hier übernachten möchte, allerdings wollen sie “draußen in der Natur” biwakieren und nur bei Schlechtwetter in die Hütte ausweichen – was sie gegen 22 Uhr dann auch tun müssen.
Ich verkrieche mich aber bald in meinen Schlafsack. Da dieser das erste mal im Einsatz ist und ausführlich getestet werden will, bleibt die Tür der Hütte offen. In der Nacht klart es auf, die Temperaturen fallen in die Gegend des Gefrierpunkts, in der Früh liegt etwas Reif auf der Wiese. Ich schlafe trotzdem gut im warmen Schlafsack.
Nach kurzem Frühstück verstaue, bzw. verstecke ich Schlafsack und Matte in der Hütte, da ich am Nachmittag wieder hier vorbeikomme und keinen Extra-Ballast über die Gipfel tragen will. Bei der nahegelegenen Quelle werden noch die Wasservorräte aufgefüllt, dann geht es schon los über die Karsthochfläche – viele Dolinen querend – zur Wetterlucken.
Von dort geht’s erst einmal relativ eben weiter, bis zu einer Weggabelung, wo ich wegen einem Geocache einen kurzen Abstecher zum Schrockenloch mache. Der kostet mich 100 Höhenmeter und eine dreiviertel Stunde bevor ich hinauf zur Elmscharte steige, die eigentlich ein flacher Grat ist. Auf diesem geht’s nun für längere Zeit dahin.
Bald komme ich am Schrocken an, wo sich ein wunderbares Panorama bietet.
Leider ist es ziemlich windig, daher halte ich es hier nicht lange aus und ziehe weiter zu den nächsten Gipfeln. Über Kaminspitz (2322 m) und Kreuzspitze (2327 m) erreiche ich schließlich den höchsten Gipfel der heutigen Tour und mein eigentliches Ziel: den Hochmölbing (2336 m).
Nun geht’s bergab zur Brunnalm, schnell verliere ich Höhenmeter, im Gegenzug dazu steigen die Temperaturen. Dort angekommen tratsche ich kurz mit einem anderen Wanderer, auch er will hinüber zur Luckerhütte, legt ein ordentliches Tempo vor.
Ich hänge mich für eine Weile an, muss ihn aber nach einer halben Stunde ziehen lassen, da mir langsam aber sicher der Saft ausgeht. Doline rein, Doline raus ist auf Dauer ganz schön anstrengend, ein gerades, ebenes Stück Weg gibt es hier nicht.
Wunderschön ist aber der herbstliche Wald mit den gelb gefärbten Lärchen. Und immer wieder stoße ich auf erstaunliche Kalksteingebilde, die der Karst hier gebildet hat.
Endlich bei der Luckerhütte angekommen, packe ich meine hier zurückgelassene Ausrüstung und mache mich auf den Rückweg zur Hinteregger Alm. Müsste ich morgen früh nicht eine Dienstreise antreten, würde ich hier nochmals übernachten.
Ich wähle eine (vermeintlich) kürzere und schnellere Abstiegsvariante, doch auch hier machen mir die vielen Dolinen einen Strich durch die Rechnung. Die vielen kleinen Auf- und Abstiege summieren sich und ich komme nicht weiter. Bis dann “endlich” der Weg in ein kniescheibenmarterndes Gefälle übergeht und irgendwann auch die letzten Höhenmeter vernichtet sind und ich auf der Hinteregger Alm ankomme.
Eine herrliche Tour, mit Wetterglück am zweiten Tag. Bei weniger stabilem Wetter ist diese Gratwanderung wohl nicht so schön. Und wieder einmal musste ich erkennen, dass ich eine Tour im Toten Gebirge unterschätzt habe…
Ein wenig muss ich mich diesmal für die Qualität mancher Fotos entschuldigen, meine Kamera hat an diesem Tag ihren Geist aufgegeben und viele Fotos mit hellen Flächen (Fels, Himmel…) hoffnungslos überbelichtet, so dass auch digital nichts mehr zu retten ist. Eine Internetrecherche ergab, dass bei vielen Casio Exilims genau nach 3 Jahren dieses Problem auftritt. Welch Zufall, Casio kaufe ich keine mehr…
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