Nummern, die uns durchs Waldviertel (beg)leiten
Nummern, die uns durchs Waldviertel (beg)leiten

Nach nur zwei Wochen sind wir wieder zurück im Waldviertel. War letztes Mal am Bahnhof von Gmünd für uns Endstation am 07er, setzen wir heute genau dort fort.

Bis Waidhofen an der Thaya möchten wir diesmal kommen. Das Wanderbüchlein verspricht vierzig schöne Wander­kilometer, gerecht verteilt auf zwei Tage im Waldviertel.

Tag 3: Gmünd – Heidenreichstein

Vom Bahnhof müssen wir erst zurück zur Markierung des 07ers, nach einem guten Kilometer durch den netten Ort sind wir wieder auf Kurs durchs Waldviertel.

Ein paar Stufen bringen uns hinunter zum ersten Highlight des Tages, dem romantischen Malerwinkel am Rande Gmünds. Nach dem kurzen Spaziergang am Ufer des Braunaubachs bringt uns der Weg in die Blockheide, die wir gestern schon ausgiebig besichtigt haben.

Im Malerwinkel
Im Malerwinkel
Der Aussichtsturm in der Blockheide
Der Aussichtsturm in der Blockheide

Daher lassen wir Aussichtsturm und Granitblöcke heute links liegen und marschieren geradewegs nach Großeibenstein und folgen von dort auf einem Forstweg zum Jagdhaus Ludwigsthal. An der Ortsgrenze von Groß- und Kleinebenstein habe ich ein Deja Vu: In diesem Wald war ich schon einmal! Zum Orientierungslaufen, lange her.

Wegkreuzung beim Forsthaus Ludwigsthal
Wegkreuzung beim Forsthaus Ludwigsthal

Bei der Wegkreuzung nahe einem Jagdhaus verlässt uns die 08er Markierung des Eisenwurzenwegs. Diese hat uns seit dem Nebelstein begleitet, hier zweigt sie nun nach links ab und könnte uns in zwei Wandertagen zum nördlichsten Punkt Österreichs führen.

Wir halten uns jedoch rechts und marschieren einige Kilometer durch den Hartlwald, um schließlich Eugenia, einen Ortsteil von Schrems, zu erreichen.

Idyllischer Teich im Wald
Idyllischer Teich im Wald
Wegteilung beim Hubertuskreuz
Wegteilung beim Hubertuskreuz
Der Weg ist gesäumt von moosbewachsenen Felsen
Der Weg ist gesäumt von moosbewachsenen Felsen
Moos, Granit, Sonne und Wald
Moos, Granit, Sonne und Wald

Der Wald wartet heute mit besonders vielen Schattierungen seines Grüns auf, eine Stelle bleibt jedoch uns besonders in Erinnerung: Als wir nach einer kurzen Rast unsere Wanderung wieder aufnehmen, wird der Wald dichter, ja regelrecht finster und die örtliche Fauna gerät hörbar in Aufregung ob unserer Anwesenheit.

Entschuldigt bitte die Störung, einen Moment nur, gleich sind wir wieder weg!

Markierung
Markierung
Einsame Buche im Nadelwald
Einsame Buche im Nadelwald
Wieder draußen aus dem Wald
Wieder draußen aus dem Wald
Kellergasse in Eugenia
Kellergasse in Eugenia

Nach der Durchquerung von Eugenia folgt ein längeres, schnurgerades Forststraßenstück, zu unserem Leidwesen erst kürzlich mit neuem Belag versehen.

Unschöne Forstautobahn
Unschöne Forstautobahn
Beim 'Johannesbild'
Beim ‘Johannesbild’

Bei einem Wegkreuz, dem Johannesbild, lädt eine einfache Bank zu unserer zweiten ausgiebigen Rast heute. Bald darauf passieren wir wieder einen großen Granitblock, wegen seiner Form Käs im Loab genannt.

Der 'Käs im Loab' oder der älteste Cheeseburger der Welt
Der Käs im Loab vulgo ältester Cheeseburger der Welt

Ich marschiere die ganze Zeit schon voller Vorfreude, die Wanderbeschreibung dieses Abschnitts erwähnt in einem Halbsatz einen Wackelstein. Doch da wir uns langsam aber sicher dem Ende des Waldgebiets nähern, fürchte ich, diesen verpasst zu haben.

Doch plötzlich steht er da: Mein erster wackelnder Wackelstein!

Im Gegensatz zu jenen in der Blockheide ist dieses Exemplar trotz seines enormen Gewichts von 105 Tonnen leicht in Bewegung zu versetzen.

Wir verlassen nun den Wald und durchqueren das schöne Amaliendorf und müssen ein wenig über den Namen des Nachbarorts schmunzeln.

Ortschaften gibt's...
Ortschaften gibt’s…

Dazu erklärt die Homepage der Gemeinde:

Der Name “Aalfang” ist bestimmt älter als die Streusiedlung. Bereits 1627 findet man die “Wehre von Alennfang”, darunter versteht man einen Fangplatz von Aalen. Im 16. Jh. wurden in unserer Umgebung zahlreiche künstliche Teiche angelegt, die dem Fischfang dienten und als Wehr bezeichnet wurden.

Die heutige Ortsteilbezeichnung AALFANG stammt aus überlieferten Sprech- und Schreibweisen aus dem 19. Jh.: Ailfang bzw. Eilfang, mundartliche Aussprache “Eifaung”.

Teich bei Kleinpertholz
Teich bei Kleinpertholz

Nach zwei Kilometern Asphalt und einem ebensolangen Waldstück erreichen wir Kleinpertholz. Vor dem Weitermarsch nach Heidenreichstein lohnt sich ein Blick nach rechts, da steht mit einer Ilyushin IL-62 ein gar nicht so kleines Flugzeug.

Hätte mich Helen nicht darauf hingewiesen, ich hätte den Flieger doch glatt übersehen, da der Weg hier links nach links weiterführt und ich schon die weitere Wegmarkierung im Auge habe. Die ehemalige Tschechische Präsidentenmaschine beherbergt heute ein Restaurant.

Flattermann
Flattermann

Der Marsch nach Heidenreichstein zieht sich dann etwas und die Quartier- und Gasthaussuche gestaltet sich schwierig. Viele Gasthöfe sind geschlossen, Quartiergeber vermelden entweder volle Betten oder sind telefonisch nicht erreichbar.

Letztlich haben wir Glück und kommen im Reitstall Inghofer unter, wo wir ein großes und freundlich eingerichtetes Zimmer beziehen. Leider müssen wir dorthin wieder einen halben Kilometer auf unserem Weg zurückmarschieren, aber nach einer Stärkung im Burgstüberl ist auch das schaffbar.

Die Burg in Heidenreichstein
Die Burg in Heidenreichstein

Tag 4: Heidenreichstein – Waidhofen an der Thaya

Der erste Blick aus dem Fenster ist heute unerfreulich. Der Wetterbericht hat recht behalten und es regnet. Während dem Frühstück lässt es leicht nach und so spazieren wir mit Hoffnung auf weitere Besserung bei Nieselregen ins Zentrum von Heidenreichstein, um unseren Weg fortzusetzen.

Der Weg aus der Stadt hinaus führt leicht bergauf, schnell wandert die Regenjacke in den Rucksack. Und dort wird sie auch für den Rest des Tages bleiben, denn bald hören die Niederschläge ganz auf. Glück gehabt.

Wir verlassen Heidenreichstein auf einem Feldweg
Wir verlassen Heidenreichstein auf einem Feldweg

Zu Beginn sind wieder zwei lange Waldstücke angesagt. Da sich der Himmel grau zeigt und der Boden feucht, wirkt der Wald noch grüner als gestern.

Wir genießen den Duft von frischem Holz
Wir genießen den Duft von frischem Holz
Durch den Wald
Durch den Wald
Die Wege sind angenehm zu gehen
Die Wege sind angenehm zu gehen
Fein!
Fein!
Der Winkelauer Teich
Der Winkelauer Teich

Dazwischen haben wir beim Winkelauer Teich für wenige hundert Meter Asphaltkontakt, doch gleich darauf bekommen wir wieder Feld- und Waldwege unter die Sohlen. An einer Stelle scheint sich der Weg gegenüber der Karte leicht geändert zu haben und wir stehen kurz vor einem kleinen Orientierungsproblem, auch wenn die generelle Richtung klar ist. Eine gezielt angebrachte Markierung könnte hier Abhilfe schaffen.

Weiter geht's auf Feldwegen...
Weiter geht’s auf Feldwegen…
...und Wiesenwegen
…und Wiesenwegen
Markierung
Markierung
Querfeldein
Querfeldein

Kurz vor Artolz verlassen wir den Wald und der Rest unserer Tagesetappe spielt sich beinahe ausschließlich auf asphaltierten Wegen ab. Schlag Zwölf Uhr durchqueren wir den kleinen Ort und der Himmel zeigt zaghaftes erstes Blau.

Am Weg nach Artolz
Am Weg nach Artolz
Artolz downtown
Artolz downtown
Überlandstrecke nach Buchbach
Überlandstrecke nach Buchbach

Auf Nebenstraßen und Güterwegen kommen wir erst nach Buchbach, später nach Brunn. Dort beginnt es auch wieder zu regnen. Aus Protest bleibt aber meine Jacke im Rucksack und als unser Tagesziel Waidhofen am Horizont auftaucht ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Schon lange geschlossen...
Schon lange geschlossen…
Auf den letzten Metern
Auf den letzten Metern
Der erste Blick nach Waidhofen an der Thaya
Der erste Blick nach Waidhofen an der Thaya

Gegen 14:30 Uhr erreichen wir die Innenstadt von Waidhofen, wo das vor zwei Tagen geparkte Auto wartet.

Von dort abends mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück nach Gmünd zu kommen war übrigens ein besonderer Auftrag. Die “beste” der möglichen Verbindungen hätte mir bei Versäumen des Anschlussbusses in Litschau eine Nacht am Ende der Welt beschert. Da war mir der Bus eine Stunde später nach Göpfritz an der Wild an der Franz-Josefs-Bahn lieber, wo ich im Fall des Falles noch einen späteren Zug nehmen hätte können.

Aber hätten wir nicht soviel Zeit in der Blockheide verbracht, hätte ich sogar einen direkten Bus erwischen können.

Die nächste Etappe wird uns wohl in zweieinhalb Tagen entlang der Thaya nach Drosendorf führen. Öffi-technisch sieht das halbwegs vielversprechend aus, schultags gibt es in aller Herrgottsfrühe sogar eine Direktverbindung – Bus WA10, ab Drosendorf 7:16, an Waidhofen/Thaya 7:57. Guten Morgen!

Oder sollen wir gleich den fünftägigen Durchmarsch bis nach Retz an der Grenze zum Weinviertel wagen?

Link: Fortsetzung bis nach Drosendorf im Mai 2015.



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Ein Kommentar

  1. Viele neue Eindrücke! Kenne das alles nur bei Nebel und Regen und zweifle mittlerweile, ob ich wirklich dort war.

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