Seit meiner Auftaktwanderung am Salzsteigweg kann ich es kaum erwarten, hier weiterzugehen. Noch ein Tag Strohwitwerdasein und ein ebenso langes Schönwetterfenster stehen zur Verfügung, also prüfe ich die Busfahrpläne…
Oh weh! Gerade zwei Busse könnten mich von Frauenstein zum Startpunkt meiner Wanderung bringen. Einer um 6:21 Uhr und einer um 11:06 Uhr. Nun ja, der saure Apfel wird es wohl werden müssen, sonst kann ich mir den Ausflug sparen…
Tag 4: Steinbach – Frauenstein
Das Auto parke ich am Ziel bei der Wallfahrtskirche in Frauenstein, von dort muss ich zu dieser unchristlichen Stunde noch 1.5 km zur Bushaltestelle gehen.
In Grünburg wirft mich der Bus hinaus, ich gehe hinunter zur Fußgängerbrücke über die Steyr und auf der anderen Seite des Flusses hinauf ins Zentrum von Steinbach. Hier war ich schon, gerade einmal fünf Tage ist das her.
Die Wanderung gliedert sich heute in zwei grundverschiedene Abschnitte: Der erste Teil zeichnet sich durch kräftige Steigungen aus, hinauf zum Kruckenbrettl und zur Grünburger Hütte muss ich. Nach dem Abstieg ins Tal sind dafür etwa 15 relativ flache Kilometer entlang der Steyr zu erwarten.
Auch der Aufstieg erfolgt in zwei Etappen: Zuerst geht es einen steilen Wiesenhang hinauf, Markierungen sind hier phasenweise vergeblich zu suchen. Danach kann ich auf etwa 700m Höhe kurz verschnaufen. Doch das Glück währt nicht lange, bald sind auch die restlichen 300 Höhenmeter fällig.
Nach knapp zwei Stunden stehe ich am Gipfel des Kruckenbrettls, etwas abseits des Gipfelsteinmanns kann ich sogar ein wenig Aussicht genießen.
Hinunter und hinauf lautet nun das Motto für einige Zeit, von einem Sattel zum nächsten führt mich der Weg. Den höchsten Punkt erreiche ich heute auf ca. 1140m, bevor ich es schließlich über eine Wiese hinunter zur Grünburger Hütte laufen lassen kann.
Unterwegs gesellen sich zwei weitere Weitwanderwege zu meiner 09er-Route. Der Voralpenweg 04 verbindet Wien mit Salzburg (und via Bayern ginge es weiter nach Bregenz), der Salzburger Ast des Mariazellerwegs 06 verläuft von Salzburg nach – richtig geraten – Mariazell. Viele Orte, an denen drei der Großen Zehn zusammentreffen gibt es in Österreich nicht.
In der Grünburger Hütte kehre ich kurz ein – Stempel und Kakao – bevor ich mich an den Abstieg mache. Hat sich bisher der Himmel eher wolkenverhangen gezeigt, stellt sich nun langsam das versprochene Schönwetter ein.
Der Weg ins Tal ist steil und steinig, meine Aufstiegsroute war angenehmer. Dafür gibt es hier einige Trinkbrunnen. Da es mit jedem verlorenen Höhenmeter immer wärmer wird, mache ich davon gerne Gebrauch.
Im Tal angekommen darf ich eine Viertelstunde auf der Hauptstraße marschieren, danach bringen mich eine Hofzufahrt und einige Feldwege wieder ganz nah an die Steyr.
Im Wald macht mich ein Wegweiser auf den möglichen Abstecher zur sogenannten Rinnenden Mauer aufmerksam. Da ohnehin nicht klar ersichtlich ist, welcher von mehreren parallel führenden Wegen hier der “offizielle” ist, schlage ich einfach die Richtung zu diesem Naturschauspiel ein.
Aus einer überhängenden Felswand aus Konglomeratgestein rinnt permanent Wasser heraus. In Kärnten habe ich bereits einmal etwas ähnliches gesehen – dort Ewiger Regen genannt.
Aber das wahre Highlight ist hier die Steyr mit ihrer türkisgrünen Farbe, am liebsten würde ich gleich hineinspringen, bzw. diese mit dem Kanu befahren. An allen Stellen, wo ich Einsicht in den Flussverlauf bekomme, wirkt sie relativ zahm. Aber das werde ich noch recherchieren, vielleicht gibt es ja doch einen Grund, dass ich bisher noch keine Bootsfahrer gesehen habe…
Tipp: Auf jeden Fall die Variante zur rinnenden Mauer nehmen und danach immer so nah wie möglich am Fluss bleiben, auch hinuntergehen in die Steyrschlucht und zum Zinkensteg! Wenn man den Wegweisern zum Gasthof Stefanienbrücke folgt, kann man eigentlich nichts falsch machen. Wäre schade, das zu verpassen!
Beim Zinkensteg an der Einmündung der kleinen Steyrling in die Steyr erspähe ich doch noch zwei Kajakfahrer, so ganz falsch liege ich mit meiner Idee anscheinend doch nicht.
Beim Gasthof Stefanienbrücke verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen und hole Grillteller samt Stempel, bevor ich mich auf den letzten Abschnitt der heutigen Tour mache.
Die letzten acht Kilometer verlaufen großteils unspektakulär. Empfehlenswert ist noch, einen Abstecher zum Kraftwerk Steyrdurchbruch zu machen.
Spannend ist dort die “Boot-Einsetzvorrichtung”: Eine annähernd 90 Grad steile Holzrampe, auf welcher man sein Boot an einem Seil ins Wasser lassen muss bevor man daneben eine ebenso steile Leiter abklettert. Da überlege ich es mir vielleicht doch noch einmal…
Nach über acht Stunden erreiche ich schließlich die Wallfahrtskirche Frauenstein und bin froh, dass ich mein Auto hier geparkt habe und den Marsch zur Bushaltestelle bereits in der Früh hinter ich gebracht habe.
Nächstes Mal geht’s weiter bis Hinterstoder, danach warten die Ausläufer des Toten Gebirges darauf, überschritten zu werden!
Die Rinnende Mauer war jahrelang gesperrt, ist glaubich erst seit kurzem wieder begehbar. Wo findet man denn in Kärnten den ‘Ewigen Regen’?
Cheers! Jetzt will ich da auch wieder hin, hmm …
Hans, guckst du GC40BRR…
Hoppauf! Deine zwei Tage Rückstand sind schnell aufgeholt, dann mach ma gemeinsam die Überschreitung Hinterstoder – Ennstal, bevor die Hüttensaison wieder losgeht!