Ich mach jetzt den Wanderführer…

Standortbestimmung - wo sind wir denn?
Standortbestimmung – wo sind wir denn?

…nein, nicht bei Humboldt.

Diese Ausbildung wird vom Verband der Alpinen Vereine Österreichs (VAVÖ) mehrmals jährlich angeboten und besteht aus einem viertägigen Grund- und einem ebenso langem Intensivmodul. Dazu gibt es noch ein optionales Wintermodul fürs Schneeschuhwandern.

An diesem sommerlich heißen Pfingstwochenende ist das Grundmodul an der Reihe. Ganz neugierig fahren wir am Samstag nach Spital am Pyhrn.

1. Tag: Willkommen & etwas Theorie

Ein wenig erschrocken bin ich, als wenige Tage vor dem Kurs die Teilnehmerliste ins Haus flattert: 39 Namen stehen da drauf.

Doch die Sorge vor einem “Massenbetrieb” erweist sich aber als unbegründet: Es finden zwei parallele Kurse statt – Helen und ich landen in der A-bis-M Namensgruppe – und bei den praktischen Übungen wird dann nochmal in Siebener-Grüppchen unterteilt.

Das Hotel Freunde der Natur - unser Zuhause für vier Tage
Das Hotel Freunde der Natur – unser Zuhause für vier Tage

Am ersten Tag steht folgendes am Programm:

  • Wer ist wer und warum ist er/sie hier? Die üblichen Kennenlernspielchen.
  • Wie sieht er denn aus, der ideale Wanderführer? Erwartungen und Anforderungen an den Guide.
  • Was bedeutet dieses bunte Papier? Einführung in die Kartenkunde.
  • Und was mache ich damit? Orientierungs­übungen im Gelände.
  • Wos sogst? Kommunikation. Eher seltsame Übungen.
  • Wenn’s donnert und blitzt. Die wichtigsten Wetterlagen in unseren Breiten.
  • Bunter Abend. Noch mehr Kennenlernerei durch Spiele, von denen sich manche als Knüller und Brüller, andere hingegen nur als Füller erweisen.

Der Kurs läuft jeden Abend bis 21:15 Uhr. Was im Vorfeld sehr anstrengend geklungen hat, entpuppt sich aber als durchaus interessantes und unterhaltsames Programm. Selbst bei Orientierung und Kartenkunde ist für mich neues dabei.

2. Tag: Übungstour Hofalm

  • Gemeinsam in den Morgen. Laufrunde. Oder Gymnastik. Oder Weiterschlafen.
  • Malen nach Karte. Wir zeichnen eine Tourenskizze und berechnen Gehzeiten.
  • Wanderführer in spe auf großer Tour. Unsere erste Übungstour, (fast) jeder darf einmal ein Stück des Weges führen.
  • Hiiiiilfe! Und zwar die Erste!

Der Zeitplan unserer Tour gerät heute gänzlich aus den Fugen, daran ist jedoch unser Ausbilder Peter “schuld”. Er weiß viel über die Naturschönheiten entlang des Weges, beinahe jedes zweites Plänzchen bringt er uns detailreich näher.

Was blüht denn da?
Was blüht denn da?

Auch ich darf einen Abschnitt führen, nach wenigen Metern habe ich das unfassbare Glück, dass auf der Karte eine Änderung im Wegverlauf noch nicht eingetragen ist. Blöd, denn vom Orientierungslauf weiß ich: Wenn die Karte “nicht stimmt”, ist man meist nicht dort, wo man glaubt, zu sein. Hier ist der Sachverhalt aber klar.

Aufstieg oberhalb der Hofalmhütte
Aufstieg oberhalb der Hofalmhütte
Blick zum Warscheneck
Blick zum Warscheneck

Die Tour führt uns an der Hofalmhütte vorbei hinauf zum Sattel, von wo wir den Großen Pyhrgas besteigen könnten. Der ist aber leider nicht unser Ziel heute, wir steigen hinab in den jenseitigen Graben und marschieren zur Bosruckhütte, wo wir abgeholt werden.

So klein und unscheinbar und doch schon eine Orchidee
So klein und unscheinbar und doch schon eine Orchidee
Hindernis
Hindernis
Pflanzenkunde
Pflanzenkunde

3. Tag: Übungstour Moltersberg


Heute sind wir mit Guide Uli unterwegs, der Schwerpunkt der Tour liegt auf Orientierungsübungen. Standort- und Fernzielbestimmungen sind heute unser Tagesgeschäft.

Sogar ein Stück Weitwanderweg ist heute dabei
Man sieht’s ihm zwar nicht an, aber sogar ein Stück Weitwanderweg ist heute dabei
Tourenskizze
Tourenskizze, hier die Karte dazu

Jeder der Teilnehmer darf (muss) auch eine Showeinlage Gestaltungselement in seinen geführten Abschnitt einbringen. Da wir hier zufällig ein paar Meter am Nordalpen­weg 01 spazieren, erzähle ich etwas über die österreichischen Weitwanderwege.

Von den anderen Gruppenmitgliedern lerne ich weitere interessante Dinge:

  • Wolfgang: Wandern in Hawaii und Patagonien.
  • Helen: Kraftvorstellung.
  • Irene: Die Naturfreunde und ihre Hütten.
  • Jana: Wandern in der Hohen Tatra, dort gibt es Wege, die man nur nach einer abgelegten Prüfung begehen darf.
  • Gerald: Jeder berichtet von einem schönen, interessanten oder prägenden (Berg-)Erlebnis.
Die motivierte Gruppe
Die motivierte Gruppe

Im Gegensatz zu gestern machen wir heute eine gemütliche Tour, lediglich rund um den Moltersberg soll es gehen.

Knapp vorm Ziel hat Uli noch einen Tipp für uns, wie man seine Wandergruppe unterhalten kann. Und schwuppdiwupp, zieht er eine Plastikdose aus den Wurzeln eines Baumes. Jö, Geocaching! Das gibt’s noch? 😉

Wie man seine Gäste unterhält: Geocaching
Wie man seine Gäste unterhält: Geocaching

Etwas Abendprogramm gibt es auch noch:

  • Die braunen Linien auf der Karte. Praktische Übungen rund um Höhenlinien.
  • Was kreucht und fleucht denn da? Naturkunde.

4. Tag: Rechtliches & Abschluss

  • Derf ma denn des? Rechtliches rund ums Wanderführen.
  • Gruppenpädagogik. Wir bauen einen Turm.
  • Zielgruppen, Widrigkeiten und Feedback. Ausklang.
Der Turmbau zu Spital am Pyhrn. Die zweite Gruppe war nicht ganz so erfolgreich...
Der Turmbau zu Spital am Pyhrn. Die zweite Gruppe war nicht ganz so erfolgreich…
Ein schöner Tag und ein spannender Kurs gehen zu Ende
Ein schöner Tag und ein spannender Kurs gehen zu Ende

Was dürfen wir jetzt tun? Unentgeltlich führen, im Gelände ohne unmittelbare Absturzgefahr, etwa für einen Veranstalter wie alpine Vereine, Nationalparks oder auch Hotels.

Geld zu nehmen ist zwar auch nicht verboten, allerdings nicht unbedingt ratsam. Denn eine (Haftpflicht-)Versicherung ist erst mit abgelegter Prüfung nach dem Intensivmodul zu bekommen. Die ist aber noch Zukunftsmusik und steht für 2015 am Plan. Update: 2016 war’s dann soweit!

Links:

Die Ausbeute dieses Kurswochenendes, das muss jetzt alles in mein Hirn
Die Ausbeute dieses Kurswochenendes, das muss jetzt alles in mein Hirn


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11 Kommentare

  1. Author

    Ob der Orotl jetzt endlich mal wieder mit mir mitgeht? Jetzt, wo ich mich auskenn… 😉

  2. Lieber Gert, lass mich nachdenken…

    Bisher – mit dem ‘Laien‘ Gert – hatte ich nie Bedenken gehabt mit zu gehen und hab mich immer ‘wohlgeführt‘ gefühlt.
    Aber irgendwie bin ich Leuten, die mit ‘Halbwissen’ um sich werfen, immer schon sehr skeptisch eingestellt.

    Ergo: Ich warte also vorsichtshalber ein wenig bis deine natürlichen Instinkte wieder Oberhand gewinnen…

    😉

  3. Author

    Geh Orotl,

    laut deinem Blog hast du auch schon zwei halbe Alpinkurse absolviert, also sei vorsichtig mit dem Wort “Halbwissen” 😉

  4. Author

    ½ plus ½ mögen durchaus 1 ergeben – aber zwei “abgebrochene” Ausbildungen sind dann halt doch keine ganze 😉

  5. Och, nur weil da so ne Online-Quelle mal wieder nur halbe Tatsachenberichte verbreitet…
    Anderen Quellen zur Folge könnte ich eine andere Formel einwerfen: 1 + 1 = (na gert?)
    😉

  6. Author

    Du hast recht, ich sollte auch die “halben” Tatsachen anzweifeln. 0 + 0 = …

  7. soso, du zweifelst also deine eigene Berichterstattung an?
    Jetzt bin ich aber besser ruhig, sonst werd ich noch zwangsverdonnert 😉

  8. Author

    Der Orotl in meinen Berichten ist ein fleißiger Bergkamerad. Den darfst du nicht mit dir verwechseln!

  9. Dass mir dieser interessante Eintrag bisher entgangen ist! Dank sei deinem FB Post von heute 🙂

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