Früh beginnt der heutige Tag, sehr früh. Punkt sechs Uhr weckt mich das Handy, keine 20 Minuten später schleiche ich auf leisen Sohlen aus meinem Quartier. Heute ist mein letzter Tag am Rupertiweg und am frühen Nachmittag will ich einen Zug in die Heimat erwischen.
Weit ist es ja nicht mehr bis Salzburg, gerade 20 Kilometer noch, aber ein paar kleinere Hügel wollen noch überschritten werden.
Tag 8: Nussdorf/Haunsberg – Salzburg
Der erste Aufstieg bringt mich auf den langgezogenen Rücken des Haunsbergs. Mein Quartier verschafft mir da einen Startvorteil, denn es liegt schon am Hang östlich von Nußdorf, über welchen ich jetzt aufsteige. Ergebnis einer peniblen Vorausplanung oder einfach nur Zufall?
Der frühe Start bedingt, dass sich die morgendlichen Nebel erst lichten müssen, somit bleibt mir der Haunsberg die Fernsicht schuldig. Kalt und windig ist es obendrein, zum ersten Mal muss ich heute die Handschuhe aus dem Rucksack kramen.
Einen kurzen stopp lege ich bei der Kaiserbuche ein, einem ehemals stattlichen Baum, welcher 1779 anlässlich des Besuchs des damaligen Kaisers gepflanzt wurde. Trotz seines Status als Naturdenkmal fand das Pflänzchen den Sturm im August 2004 ziemlich umwerfend, seither gibt es nur mehr einen großen Wurzelstock zu bewundern.
Den Gipfel des Haunsbergs bekomme ich nicht zu Gesicht, schon vorher biegt der Weg nach links talwärts ab und führt durch viele kleine Ortschaften (Doppl, Anzfelden, Mödlham) zum Ragginger See, wo ich eine längere Pause einlege.
Der Nebel hat sich mittlerweile aufgelöst und der verbleibende Dunst gibt langsam den Blick auf den Untersberg jenseits von Salzburg frei. Dort muss ich drüber, will ich ein andermal am Rupertiweg fortsetzen.
Voggenberg erreiche ich als nächstes und muss von dort um den Gipfel des Hochgitzen herum. Zur Motivation zählen die Wegweiser derweil brav die verbleibende Gehzeit nach Maria Plain herunter.
Von Lengfelden startet der kurze, steile Aufstieg zur Wallfahrtskirche hoch über Salzburg, eine Wegsperre macht mir fast einen Strich durch die Rechnung. Doch bin ich wohl nicht der einzige, der bei diesen Frühlingstemperaturen die “Wintersperre” ignoriert, und schwupps bin ich oben.
Für den Weiterweg stehen ab Maria Plain zwei Varianten zur Verfügung, eine führt über den Gaisberg, die andere durch das Salzburger Stadtgebiet.
Da ich ja zum Bahnhof will, schlage ich die Stadtroute ein. Entlang der Salzach spaziere ich gemütlich bis zum Pioniersteg. Anstatt dort nach rechts über den Fluss abzubiegen, schwenke ich nach links, wo ich nach wenigen Minuten den Salzburger Hauptbahnhof erreiche. Beinahe um eine Stunde zu früh! Hätte ich also doch ein wenig länger schlafen können…
Gemütlich lasse ich mich mit der Bahn heimwärts kutschieren, selten aber doch gönne ich mir ein 1. Klasse Ticket. Nicht nur, weil ich nach dem langen Marsch noch ein wenig meine Ruhe genießen möchte, sondern auch weil der EC 163 Transalpin von Zürich nach Graz in der ersten Klasse mit einem Panoramawaggon der Schweizer Bahn ausgestattet ist. Feine Sache bei Prachtwetter wie diesem!
Wann und wie geht’s nun am Rupertiweg weiter? Im Mai bietet sich ein Fenster für die Überschreitung des Unterbergs an. Ob ich wohl knapp vor Öffnung der Schutzhütte die Gelegenheit für eine einsame Tour mit Zelt und Schlafsack nützen kann? Mal sehen…
Auch wenn der Rupertiweg ab Salzburg seinen Charakter gänzlich ändern wird, hat er mir auf jeden Fall Geschmack auf mehr gemacht. Auf den 280 Kilometern durfte ich in den vergangenden acht Tagen so manche mir unbekannte Ecke von Österreich kennen lernen:
Noch eine neue Idee für ein Stempelbuch – fesch!
Genau! Die einen sammeln Fußballerbildchen, die anderen Gasthausstempel!
Das Bild mit den ganzen Ortstafeln is richtig cool, ist eine lustige Idee, da sieht man erst was es so an lustigen Ortsnamen gibt.
Viel Spaß noch glg flodder
Hab die immer so nebenbei geknipst, zu Hause war ich dann überrascht, wieviele das schlussendlich geworden sind.
Auf den nächsten Etappen sollte ich dann von Ortstafeln auf Gipfelkreuze wechseln… 😉