Wild. Wandern? Soboth!

Wild Wandern. Darunter versteht man im Ort Soboth das freie, weglose Erkunden von unberührten Tälern und Schluchten.

Kürzlich ist uns dort ein Folder in die Hände gefallen, welcher einen solchen wilden Wanderweg durch das Tal des Feistritzbachs anpreist. Die darin abgebildeten Fotos erwecken den Eindruck, dass es sich dabei um gemütliches, aber wegloses Steigen über Felsblöcke am Rand des Bachlaufs handelt. Wesentlich mehr gibt das Internet dazu auch nicht her.

Grund genug zu einer eigenen Erkundungsmission aufzubrechen. Der “Weg” gliedert sich in zwei Abschnitte, die getrennt oder gemeinsam absolviert werden können. Der erste Teil verläuft von der Mariengrotte bachaufwärts zur Hoinigbrücke, der zweite weiter bis zu einem Wasserfall.

Für die gesamte Runde sind als Gehzeit vier Stunden vorgesehen.

Beim Parkplatz
Beim Parkplatz
Die "kognitive Karte"
Die “kognitive Karte”

Wir parken beim Parkplatz “P1” oberhalb des Einstiegs für den ersten Abschnitt. Von den Informationstafeln ist etwa 100 Höhenmeter zur Mariengrotte abzusteigen, am Weg dorthin werden uns gleich zwei Naturerlebnisse zu Teil: Fein schmeckende Walderdbeeren und laut summende Waldbewohner.

Von letzteren versenken gleich zwei der Brummer ihren Stachel in meine Beine. Zum Glück reagiert mein Körper darauf relativ unempfindlich, bis wir das kühlende Wasser des Bachs erreichen ist die Sache schon wieder vergessen.

Nach wenigen Metern werden wir schon wieder aufgehalten...
Nach wenigen Metern werden wir schon wieder aufgehalten…
Mariengrotte
Mariengrotte
Der Steg markiert den Start des "Nicht-Weges"
Der Steg markiert den Start des “Nicht-Weges”

Bei der Mariengrotte gilt es mit der Wegfindung zu beginnen. Schnell wird klar: Weg im engeren Sinn gibt es hier tatsächlich keinen, man darf und muss sich seine Route selber suchen. Der Bachlauf gibt uns lediglich einen Korridor vor, von Urwald oder Dschungel zu sprechen ist keine Übertreibung.

Meist haben wir das Gefühl, dass sich hierher nur selten jemand verirrt, nur gelegentlich treffen wir auf Spuren von früheren Wanderern.

Als besonders schwierig gestalten sich die ersten 100 Meter. Nach der Querung des einmündenden Graschitzbachs etwas oberhalb des Talbodens benötigen wir einige Versuche, mehrmals scheitern wir an Buschwerk oder Abgründen der unüberwindbaren Art.

Ich halte jede Wette, dass 90% der potentiellen Wildwanderer hier bereits mit zerkratzten Beinen die Segel streichen. Nach einer Weile gelingt uns jedoch der Durchbruch und einmal zurück am Feistritzbach halten wir uns daraufhin am nördlichen (in Gehrichtung rechten) Ufer.

Als erstes muss der Gaschitzbach gequert werden
Als erstes muss der Gaschitzbach gequert werden
Durch den Urwald
Durch den Urwald
Am Ufer des Feistritzbachs
Am Ufer des Feistritzbachs
Willkommen im Dschungel!
Willkommen im Dschungel!
Der Bachlauf
Der Bachlauf
Grün in grün
Grün in grün

Nun wissen wir: Das erwartete gemütliche Hüpfen von Stein zu Stein wird hier so nicht stattfinden. Im Gegenteil, wir klettern über Felsen, balancieren über Baumstämme und springen über den einen oder anderen Seitenarm des Bachs.

Mehr Naturerlebnis auf so engem Raum geht fast nicht. Schön so!

Baumstämme und Moos
Baumstämme und Moos
Da durch!
Da durch!
Kleine Klettereinlage
Kleine Klettereinlage
Vegetation
Vegetation
Klee
Klee
Plätscher, plätscher....
Plätscher, plätscher….

Auch wenn der Feistritzbach zu viel Wasser führt, um nach Belieben und trockenen Fußes von der einen auf die andere Uferseite wechseln zu können, dort wo es notwendig scheint, findet sich ein Weg.

Bachquerung
Bachquerung
Und gleich wieder zurück!
Und gleich wieder zurück!
Felsen
Felsen

Als wir die Brücke erreichen, welche das Ende des unteren Abschnitts markiert, sind wir bereits zwei Stunden unterwegs. Nun erscheint auch die angegebene Gesamtgehzeit realistisch. Beim “Ausstieg 1” beschließen wir, es für heute gut sein zu lassen und heben uns den zweiten Abschnitt für einen heißen Sommertag auf.

Bei der Hoinigbrücke endet der erste Abschnitt
Bei der Hoinigbrücke endet der erste Abschnitt
Steiler Ausstieg
Steiler Ausstieg
Die Kräfte sind aufgebraucht. The End.
Die Kräfte sind aufgebraucht. The End.

Fazit: Wer einmal seinen Gams-Faktor testen will, dem sei diese wilde Wanderung ans Herz gelegt. Ich empfehle gutes Schuhwerk und keine Scheu, auch mal einen Fuß ins Wasser zu setzen. Den Tipp aus dem Folder, es barfuß zu versuchen, teile ich nicht. Wanderstöcke helfen an vielen Stellen, bei einzelnen Klettereinlagen können sie aber auch schon mal im Weg sein.

Ich finde es toll, dass trotz dem der heutigen Zeit innewohnenden Sicherheits- und Haftungsdenken so eine abenteuerliche Route angelegt und gepflegt wird. Uns hat es großen Spaß gemacht und wir werden sicher wiederkommen und die Runde vollenden.

Links: Information der (ehem.) Gemeinde Soboth zum Wild Wandern im Feistritzbach und der Wanderfolder. (Beide Dokumente mittlerweile leider offline)



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2 Kommentare

  1. Wie kann man “gepflegt” in diesem Zusammenhang verstehen? Wird da außer Schild(er) aufstellen, sonst noch was gemacht? Sind die abenteuerlichen Stämme zum Bach überqueren dort hingelegt worden?

    1. Author

      Da wird wohl jemand regelmäßig die Vegetation kräftig düngen…

      Scherz beiseite, zumindest die Tafeln und Wegweiser waren gut in Schuss, der Weg zum Einstieg wurde erst kürzlich per Motorsense vom hohen Gras befreit – nicht jedoch von den Wespen.

      Ob die Baumstämme absichtlich dort liegen, habe ich mich auch gefragt. Und wenn ja, ob von den Wegverantwortlichen oder ‘nur’ von Wanderern dort hingelegt.

      Bin diesbezüglich ohnehin gespannt, wie es weitergeht. Die Gemeinde Soboth gibt es ja nicht mehr, ob die sich zuständig fühlende Person wohl noch in irgend einem Amt befindet? Meist steht und fällt so ein Projekt ja mit dem persönlichen Engagement einzelner.

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