“Wir gehen zur Regina!” verkündet Hans im Gasthaus auf der Schießlingalm. Mit dem Erfolg, dass die Wirtin unsere geplante Tour sofort auf ein Minimum zurecht stutzt. Regina, das war die Wirtin auf der benachbarten Oischingalm und ist, so erfahren wir, nicht mehr aktiv.
Die Ignazhütte ist seither nur mehr an den Wochenenden bewirtschaftet und der morgige Freitag zählt leider nicht dazu.
Ein Hüttenersatzprogramm findet sich schnell, und zwar in unseren Rucksäcken. Die zwei Zelte wollen wir heute irgendwo rund um den Schießling aufstellen.
Wandern für Faule
In diese Kategorie fällt unser heutiges Pensum, sind wir doch ohnehin schon den weiten Weg über die mautpflichtige Zufahrtsstraße heraufgefahren.
Ganze vierzig Minuten brauchen wir von der Schießlingalm auf den Gipfel des Schießling, zwanzig davon auf einer einsamen Almstraße, zehn auf einer Weide zum Gipfel, etwas davor kommen wir an einer Panoramatafel vorbei, welche die umliegenden Gipfel benennt.
Und die verbleibenden 10 Minuten entfallen bereits auf die Zeltplatzsuche, letztlich positionieren wir uns am ersten und besten Platz, den wir vor einer Viertelstunde auch schon hätten haben können.
Ein nächtlicher Ausflug
Speis und Trank haben wir in reichlicher Menge herauf getragen. Ein anderes wichtiges Utensil für Outdoorunternehmungen hat es jedoch nicht in unser beider Rucksäcke geschafft. Ein dringender Anlass verschafft mir somit einen Ausflug zum Auto.
Das wiederum beschert mir eine neue Naturerfahrung: Bis zur heiß ersehnten Rolle Papier schaffe ich es nicht mehr, also greife ich zwangsweise zur ‘bio’-Variante: Durch die Elemente rund geschliffener Kalkstein muss für das Gröbste herhalten. Und ich lerne: Frisch vom Tau benetzte Grasbüschel (genau die, die die Kühe verschmähen – jetzt weiß ich auch warum) sind besser als Hakle feucht!
(keine Fotos, sorry!)
Guten Morgen, Hans!
Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln mich aus dem Schlafsack, erstaunlich warm ist es draußen. Wegen der letzten kühlen Nächte habe ich mich in den Winterschlafsack gekuschelt, das wäre wirklich nicht nötig gewesen.
Den in Richtung Hans’ Zelt gesprochenen Satz Wenn du schon wach bist… brauche ich zu vollenden, das von einem langen Sägezug vibrierende Zeltgestänge ist mir Antwort genug. Genieße ich den Sonnenaufgang halt alleine.
And then there were cows!
Die Kühe gehen schon lange ihrem Weidegeschäft nach als wir uns auf der sonnigen Gipfelbank zum mitgebrachten Frühstück einfinden. Doch es dauert nicht lange, bis die Herde die zwei salzigen Wanderer entdeckt.
Von da an haben wir keine ruhige Minute mehr, Hans bekommt einen Zungenkuss ins Genick, mir werden die Schuhsohlen (!) abgeleckt und unsere Kleidungsstücke sind sowieso beliebtes Knabbergebäck. Eine Viertelstunde lang müssen wir uns so in alle Richtungen verteidigen, neugierig sind sie, wirklich aggressiv werden die Milchspender aber nicht.
Beim Zeltabbau dann das gleiche Spiel: Einpacken und gleichzeitig Kühe rundherum in Schach zu halten, ist nicht so einfach. Ihnen auch nur einen sanften Klaps mit den Wanderstöcken zu geben, bringe ich ob ihrer treuen Augen nicht übers Herz.
Den sich Hans ohnehin weitaus mehr verdient hätte, der das ganze genüsslich aus sicherer Entfernung fotografiert.