Frühjahrspläne: Österreich zu Fuß durchqueren. Und warum ich dazu mein Wohnzimmer aufräumen muss…

Zwei Steine werden im Mittelpunkt meines Frühjahrs stehen. Ausgeführt als formschöne Quader und mit weißer Farbe lackiert, einer sogar mit rotem Hut. Einsam stehen sie im Wald, nur gelegentlich bekommen sie Besuch von neugierigen Touristen. Jedem der beiden hat man ein Ö auf die Brust gemalt.

Auf den Rückseiten – und damit kommen wir der Sache schon näher – tragen sie die Initialen C und RS. Dies steht für Česká Republika für Republika Slovenija.

Quasi Österreichs 'Nordpol'
Der ‘Nordpol’ Österreichs
Südlicher geht's in der Steiermark nicht!
Südlicher geht’s in der Steiermark nicht!

Zwei Grenzsteine in Österreichs äußerstem Norden sowie im tiefsten Süden werden also den Start- und Endpunkt meines kleinen Frühjahrsspaziergang vorgeben.

Im Klartext heißt das:

Yeah! Ich werde Österreich zu Fuß durchqueren!

Als Vehikel am Weg vom nördlichsten Punkt (Nieder-)Österreichs zum südlichsten Punkt der Steiermark wird mir der Nord-Süd-Weitwanderweg 05 gute Dienste leisten. Der älteste der zehn Österreichischen Weitwanderwege erstreckt sich vom Waldviertel bis ins weststeirische Weinland.

Etwa 20 Wanderer werden Jahr für Jahr beim Alpenverein vorstellig, um sich das Abzeichen für eine vollständige Begehung zu holen. Doch die wenigsten durchwandern den Weg in einem Stück.

Und genau das ist mein Plan. Ein Thru-Hike von Grenze zu Grenze.

Mein 'extended thru-hike' am Nord-Süd-Weitwanderweg
Mein quer-durch-Österreich Thru-Hike am Nord-Süd-Weitwanderweg

Da der 05er sowohl ‘oben’ als auch ‘unten’ nicht ganz an meine beiden Steine heranreicht, werde ich die Wanderung im Norden um vier und jenseits von Eibiswald um zwei Tage verlängern (müssen).

Die Etappenplanung

Über 600 Kilometer werden mich meine Schuhsohlen auf diesem Weg tragen müssen. Es ist ratsam, sich da ein paar Gedanken über den Zeitplan zu machen.

Also gut: Lässt man Google eine Route von Nord nach Süd planen, bekommt man eine Fahrzeit von etwa 4 Stunden präsentiert. Bleibt der fahrbare Untersatz hingegen in der Garage und wählt man eine Route durch Ostösterreichs schönste Berglandschaften, dann kann man Stunden getrost durch Wochen ersetzen.

Das wirklich bemerkenswerte an diesem Plan: Ich weiß schon jetzt, dass er mit der Realität nur wenig gemein haben wird. Nennen wir ihn mal vorläufig, auch wenn er sich bis zum Abmarsch kaum mehr ändern wird. Die Erfahrung lehrt, dass sich Touren jenseits der Dreitagesmarke nicht wirklich so genau planen lassen.

  • Die in den Wanderführern angegebenen Gehzeiten sind meist zu schlagen, da werden schon mal dreierlei Tagesetappen in 48 Stunden gepackt. Aber eben nicht immer.
  • Und Aprilwetter und Ruhetage werden sowieso fleißig gegensteuern.
  • Da liegt ja noch Schnee! Oder auch nicht. Ob ich am 1. Mai am Hochschwab über blühende Almwiesen flaniere, durch tiefen Schnee stapfe oder eine Ausweichroute nehmen muss, wird sich erst unterwegs weisen.
  • Nicht alle angeführten Übernachtungsmöglichkeiten (und schon gar nicht die Hütten) haben im April & Mai bereits geöffnet, das Zelt bekommt spätestens in Mariazell einen Fixplatz im Rucksack.

Daher habe ich einfach die Etappeneinteilung aus den Wanderführern hergenommen, als Richtschnur wird das sicher ganz gut passen.

Was hat das jetzt mit meinem Wohnzimmer zu tun?

Wir Weitwanderer haben ein seltsames Ritual: Die Karten werden bei uns nicht sprichwörtlich ‘auf den Tisch gelegt’ sondern auf den Boden. Vor einer längeren Tour müssen zumindest einmal die Karten so ausgebreitet werden, dass der zu begehende Weg Formen annimmt.

Dabei stelle ich fest: Mein Wohnzimmer ist zu klein! Immerhin: mit einmal Küche – Schlafzimmer und einmal Vorzimmer – Schlafzimmer geht es sich knapp aus.

Kartenteppiche
Kartenteppiche (oder: Gut, dass ich ein magnetisches Kamerastativ habe)

Das Waldviertel habe ich kurzfristig in meine Küche (links oben) verlegt. Von dort marschiere ich in die Wachau südlich des Druckers. Weitgehend durchs Flachland (Ausnahme: Ötscher) erreiche ich die dunklen Gebiete unter meiner Couch, wo mir knapp östlich von Mariazell eine Wand den Weg versperrt.

Also muss ich im Vorzimmer erneut Anlauf nehmen, um von dort in westlicher Richtung den Hochschwab zu überschreiten. Rechtzeitig vor dem Regal mit den Resten der Stereoanlage abdrehend erreiche ich Leoben, bin über die Gleinalpe lange nach Südwesten unterwegs. Ab der Koralpe verschwindet der Weg im Dschungel der Zimmerpflanze, zum Glück ist es nicht mehr weit nach Eibiswald.

Und was habt ihr davon?

Ihr dürft mitwandern, zumindest virtuell. Derzeit plane ich, täglich einen kurzen Bericht für den Blog zu produzieren, bin aber noch auf der Suche nach dem geeigneten Equipment. Wie das dann im Zelt am Hochschwab klappt? Da bin ich selber gespannt!

 

P.S. Dass das nur eine Aufwärmtour für den Sommer sein kann, ist doch eh klar. Oder?

P.P.S. Und ich freu’ mich über mein – zumindest kurzfristig – sehr aufgeräumtes Wohnzimmer 😉



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24 Kommentare

  1. Sehr interessante Aufgabe und netter Einblick in dein Privatleben 🙂 Freue mich jetzt schon auf deine Berichte!

    1. Author

      Eigentlich besteht ja mein ganzer Blog aus Privatleben – so einen Job hätte ich allerdings schon ganz gerne… 😉

  2. Super freu mich auf deine Erfahrungen! Viel Spaß. !!!!!!

    1. Author

      Ja, auf die freu ich mich auch!

      Bzw. auf was hab ich mich da bloß eingelassen… 😉

  3. Tolles Projekt! Muss mir deine Berichte gut durchlesen. Vielleicht kann ich da für meine Sommeraktion ein paar Tipps holen. Wo kann ich mich hinweden bezüglich Tourenplanung Karawanken und Karnischer Hohenweg?
    LG Volker alias Sucherer

  4. Cooles Projekt, bin schon gespannt auf die Berichte. Finde es immer spannend so ein Projekt “live” mitverfolgen zu können.

    Schöne Grüße,
    Martin

    1. Author

      Und ich bin gespannt wie es ist, so etwas “live” zu dokumentieren, vor allem in den Abschnitten ohne feste Unterkünfte…

      Und ob sich irgendjemand die Mühe macht, sich mal für ein Plauscherl an den Wegesrand zu stellen 😉 😉

      1. Wird sich nicht ausgehen, ich starte voraussichtlich schon nächste Woche am 03er.
        Aber eventuell laufen wir uns bei der einen oder anderen Tagesetappe von Dir über den Weg…..

  5. Würde mich freue mit dir zu plauschen. Ich wohne ja praktisch am Wegesrand. Dieses blaue Büchlein steht auch in meinem Wanderregal und wartet aufs Einpacken. Liebe Grüße

    1. Author

      Da bin ich aber schon gespannt, wo ich auf dich treffen werde. Deiner Homepage nach zu schließen, wird es ja schon auf den ersten Metern des 05ers soweit sein!

  6. Auch von mir alles Gute für die Realisierung des Projekts! Bin natürlich auch schon sehr gespannt auf Deine Unterwegs-Berichte!!

  7. Bin schon sehr gespannt auf die Berichte und wünsche jetzt schon einen guten Start!

  8. Alles alles guuute Gert ich beneide Dich für diese geniale Idee Tour. Ich wünsche Dir das aller beste und komme blasenfrei durch glg Andreas

    1. Author

      Blasen sind meine geringste Sorge, die bekomme ich eigentlich (fast) nie. Habe zwar neue Schuhe, aber die habe ich bereits eingegangen

  9. Beachtliche Tour die Du Dir da vorgenommen hast! Selbst war ich ja nur höchst 4 Tage unterwegs.
    Wie machst das mit der frischen Wäsch? Hast da so was wie ein Begleitfahrzeug?
    Alles Gute am Weg 🙂
    Herzlichen Gruß
    Werner

    1. Author

      Begleitfahrzeug habe ich keines, aber es haben sich für einige Abschnitte schon Mitwanderer angekündigt. Da wird sicher auch ein Kleidertransport aus der Heimat drin sein.

  10. Was willst Du denn mit so vielen ausgedruckten Papierkarten? Dazu reicht doch ein Wischhandy mit Apemap und der digitalen Kompass-Karte und ein paar Reserveakkus! lg leopold

    PS: … und dein Wohnzimmer brauchst auch nicht aufräumen!

    1. Author

      Natürlich ‘reicht’ das.

      Ich bin halt lieber mit Papierkarten unterwegs. Können nass werden, dürfen runterfallen, haben sicher weniger Gewicht als ‘ein paar Reserveakkus’ (werden im Lauf der Tour sogar leichter) und geben eine bessere Übersicht als ein kleines Display.

      Das mit dem Aufräumen ist aber ein Argument… 😉



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