Auch wenn mich in der Früh schon die Sonnenstrahlen in der Nase gekitzelt haben, zu meinem Abmarsch hüllt sich das Gaberl wieder in eine dicke Nebeldecke.
Das Wetter wird sich heute aber noch ein paar mal ändern. Und das nicht unbedingt immer zum besseren…
Lange her, dass ich hier das letzte Mal unterwegs war, aber bis zur Turneralm sind die Wanderwege genauso schön wie in meiner Erinnerung. Lediglich ein kurzes neues Forststraßenstück hat sich zwischendurch eingeschlichen.
Die einsame Turneralm ist ein Knotenpunkt im Österreichischen Weitwanderwegenetz. Der 02er gesellt sich jetzt zu meinem 05er, die Via Alpina (sie hat mich seit Eibiswald begleitet) vertschüsst sich dafür nach Nordwesten.
Von hier bis zum Stierkreuz geht’s in der gleichen Tonart weiter, es gibt kaum Steigungen, ich komme gut voran.
Nach einer Pause biege ich rechts zum Sattelhaus ab. Das (nein, nicht die Pause!) hätte ich mir sparen können, denn es ist geschlossen. Laut Webseite sollte es aber seit Mai geöffnet sein.
An die Tradition, dort unerwarteterweise vor verschlossenen Türen zu stehen, will der neue Pächter anscheinend nahtlos abschließen. Die Gaberl-Wirtin berichtete mir von zwei Wanderern, die vorgestern hier trotz Reservierung niemanden angetroffen haben – und so die Monsteretappe Mugel-Gaberl an einem Tag zu bewältigen hatten…
So hätte ich gleich die Variante über die schönen Terenbachalmen nehmen können. Aber vielleicht war’s auch gut so, denn es sind mittlerweile wieder einmal graue Wolken aufgezogen. Da wandert es sich in tieferen Lagen besser.
Nur über den Rossbachkogel muss ich noch drüber. Der Weg führt zwar um den Gipfel herum, aber alle Gipfel möchte ich auch nicht auslassen.
Zu sehen gibt’s oben – wie erwartet – nichts.
Im Abstieg wird’s dann noch einmal richtig ungemütlich. Aus Nebel wird Nieselregen, aus Nieselregen wird ein Graupelschauer, der sich wiederum zu Hagel auswächst den mir der Wind wie Nadelstiche in Gesicht und Nacken peitscht.
Das Gleinalmhaus ist ja noch geschlossen, doch als ich aus dem Wald komme höre ich den Kompressor laufen, stürme gleich durch die Eingangstür und stehe dem verdutzten Wirt gegenüber.
Darf ich mich eh kurz unterstellen?
Ich darf. Der Wirt steht mitten in einer Baustelle und ist gerade mit den Saisonvorbereitungen beschäftigt. Ich will ja ohnehin in der (speziell für Weitwanderer eingerichteten) Notunterkunft übernachten, dorthin winkt er mich gleich durch.
Der Ofen ist schnell eingeheizt, die Hütte wird langsam warm und ich freue mich bereits auf eine gemütliche Nacht.
Morgen möchte ich gerne noch Leoben erreichen (um wieder mal einen Ruhetag einzulegen), daher werde ich wohl die ersten Gipfel auf einer Forststraße umgehen. Der Gleinalmspeik würde mir mit seinen Schneeresten ohnehin die Handbremse anziehen.
Übrigens: der E6-begehende Däne, mit dem ich vorgestern im Abstieg von der Hühnerstütze geplaudert, entpuppt sich laut Hüttenbuch als Holländer und Mitglied der Nederlandse Klim- en Bergsport Vereniging.
Spruch des Tages
Aus dem Hüttenbuch der Notunterkunft:
Um ungewaschen im Stroh zu liegen
mit fremden Menschen, Bein an Bein
musst du hoch gestiegen
oder tief gesunken sein.
Zum Glück sind heute keine fremden Beine hier in der NUK…
Das ist aber eine nette Notunterkunft!
Auf diesen Bergerln kenn ich mich auch aus 🙂 – das Wetter hat bei uns bis zum späten Nachmittag nur mit dunklen Wolken gedroht, ich hab mir einen Sonnenbrand am Bauch geholt in der Hängematte während du durch den Nebel gestapft bist…
Heute habe ich mit einem Kommentar von dir gerechnet 😉
Die Notunterkunft ist super, die schlägt sicher auch die in der Nähe befindliche AirBnB-Unterkunft, oder? 😉