In der Roßlochklamm: A schöne Leich’!

Der Auftakt dieser Tour ist ein besonderer: Eine schmale Pforte in eine andere Welt bringt uns in ein einsames, abgelegenes Tal, nur um dort die grausige Entdeckung vom Ableben einer hier lange ansässigen Bewohnerin machen zu müssen.

Nicht ohne: Beim weiteren Versuch die genauen Todesumstände herauszufinden, müssen wir sprichwörtlich über Leichen gehen, sehen uns schon selbst in den bereitgestellten Holzpyjama schlüpfen und unterziehen die üblichen Verdächtigen Verhörmethoden, die mit der Genfer Konvention wohl nicht 100%ig in Einklang zu bringen sind.

Als wir am Ende sogar eingeladen sind, von der Leiche zu schmausen, lehnen wir doch besser ab und lachen uns stattdessen lieber über die Grabrede für Anne T. schlapp.

Wie bitte? Wer ist gestorben?

Baumart mit fünf Buchstaben, seit kurzem waagerecht?

Deckname Anne T.
Deckname Anne T.

Um ein Bäumchen mit Wechstaben-Verbuchslung handelt es sich also. Also halb so schlimm, auch wenn die gute Annette in jungen Jahren mit Sicherheit einen schönen Christbaum abgegeben hätte. Und wir dachten schon…

Wo sind wir hier?

Pforte in eine andere Welt? Hä? Zugegeben, die Anreise ist ein bisserl mühsam. Fast schon ganz hinten drinnen im Mürztal, da liegt Mürzsteg. Der aktuellen hofbürgerlichen Sedisvakanz zum Trotz: Sommerresidenz, Bundespräsident, kennt man.

Und noch ein paar Kilometer weiter mürzaufwärts deutet ein Wegweiser auf einen kleinen Parkplatz linker Hand.

Gestatten, Erlebnisweg Roßlochklamm.

Hier geht’s um den ewigen Kreislauf von Leben und Tod. Sowohl der kreative gestaltete Themenweg zum Thema Tod & Wiedergeburt im Wald als auch die tief in den Fels geschnittene Klamm wird groß und klein begeistern.

Der Eingang zur Rosslochklamm
Der Eingang zur Rosslochklamm
Ein schmaler Spalt im hohen Fels
Ein schmaler Spalt im hohen Fels

Nur wenige Minuten vom Parkplatz türmen sich zu unserer rechten und linken die Felswände auf, wir befinden uns am Eingang der Rosslochklamm. Obwohl neben uns eine imposante Quelle sprudelt, können wir das schmale Bachbett beinahe trockenen Fußes betreten. Brücken oder Stege gibt es hier ohnehin nicht. Entweder trockenes Bachbett oder nasse Füße.

Die Schlucht stellt mit den knapp 50 Metern Länge wirklich eine Pforte in einen andere Welt dar, kaum ein Geräusch dringt in diese Ecke des Mürztals. Gut, vielleicht hilft es auch, dass wir uns einen eher trüben Tag für diesen Ausflug ausgesucht haben und auf der ganzen Runde keine anderen Wanderer treffen. Dafür aber einige andere seltsame Figuren…

Hier ist es, dass wir scherzerfüllt vom Ableben der Anne T. lernen, die weiteren Stationen geben Aufschluss auf die Prozesse, durch die aus dem Toten Bäumchen wieder neues Leben entsteht.

Den Bäumen kann man manches Krabbeltier entlocken....
Den Bäumen kann man manches Krabbeltier entlocken….
Hier gilt es, "rund um die Rammelkammer" den Weg durch das Labyrinth der Borkenkäfer zu finden
Hier gilt es,  “rund um die Rammelkammer” den Weg durch das Labyrinth der Borkenkäfer zu finden

Apropos Stille: Im Holzpyjama werden ganz große Ohren gemacht und den Stimmen des Waldes gelauscht.

Der Holzpyjama
Der Holzpyjama
Horchposten
Horchposten
Und hier müssen wir unser Wissen über die Waldbewohner beweisen
Und hier müssen wir unser Wissen über die Waldbewohner beweisen

Davor hätte selbst George Dablju zurückgeschreckt: Mit den ‘Verhörbällen’ wird den Usual Suspects das Geheimnis ihrer Rolle beim Tod von Anne T. entlockt. Irgendwann fallen sie alle…

Na, wer von Euch Schießbudenfiguren ist es denn gewesen?

Eine Bachüberquerung markiert das Ende des ersten Teils des Weges. Zuvor gehört es sich noch, andächtig der Grabrede zu lauschen und bei der zum Schmaus aufgebahrten Leiche Platz zu nehmen.

Fällt uns außerordentlich schwer: “Bitte mit der erforderlichen Würde, ernsthafter Miene und sonorem Tonfall sprechen!”

Zu unserem Glück müssen wir nicht selber zubeißen, denn an der Verblichenen nascht ohnehin schon der freche, junge Nachwuchs.

Mahlzeit!
Mahlzeit!
Ab hier geht's wieder retour!
Ab hier geht’s wieder retour!

Der ebenso unterhaltsame wie morbide Lehrpfad endet hier. Der Rückweg ins Leben kann auf zweierlei Arten erfolgen. Entweder man nimmt den selben Weg wieder zurück oder man schlägt die Route über den Forstweg samt Pausenplatz ein und schließt die Runde über den zweiten Teil der Klamm. Letzteres zahlt sich aus!

Hier beginnt der zweite Teil der Klamm
Hier beginnt der zweite Teil der Klamm

Noch einmal wird zwischen hohen Felswänden gewandert, bei Hochwassergefahr lässt man diesen Teil besser aus.

Erneut spazieren wir durch enge Schluchten
Erneut durchschreiten wir enge Schluchten

…und schließlich kommen wir wieder genau dort hinaus, wo die Runde begonnen hat. Wir treten wieder hinaus in die normale Welt im guten Gewissen, dass sich eine Heerschar an Waldbewohnern um Anne T. kümmert.

Ende der Klamm
Ende der Klamm

Wir haben für die Runde etwa zwei Stunden gebraucht, davon fällt maximal eine dreiviertel Stunde auf die reine Gehzeit. Den Rest haben wir mit schauen, spielen und staunen verbracht. Mit Kindern dauert’s sicher noch länger, will doch sicher auch der eine oder andere Staudamm gebaut werden.



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4 Kommentare

  1. Das klingt sehr nett. Muss schauen, ob ich einmal Zeit finde (Anfahrt mit Auto ca. 1,5 h?)
    Lg Volker

  2. Hui, etwas für Kinder – also genau richtig für mich!! Muss ich mal meiner Mama vorschlagen, wenn ich Glück hab, geht sie mit mir 🙂
    Danke (wiedermal) für die Berichterstattung!

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