Jakobsweg Weststeiermark – Etappen 1, 2 und ¼3

Ich sag’s gleich, Pilger wird aus mir keiner! Das ist auch der Grund warum der Weststeirische Jakobsweg schon so lange unangetastet vor meiner Haustüre liegt. Das und weil die ersten beiden Etappen ein recht asphaltbelastetes Unterfangen sind.

Das heb’ ich mir fürn Winter auf, sage ich mir jedes Jahr. Um es dann auf den nächsten Winter zu verschieben. Zwei Tage mag ich nicht investieren und für einen Tag war es mir bisher zu weit. Bis heute.

Prolog

Der Jakobsweg beginnt an deiner Haustür, heißt es. Als ob das Vorhaben so nicht eh schon lang genug wäre. Also suche ich mir eine besser gelegene Haustür in Graz-Eggenberg und breche von dort auf. Es ist übrigens 4 Uhr 45.

Finster ist es. Als ich die Hänge des Plabutsch hinaufgehe, versuche ich mit der Kamera die Stimmung einzufangen, doch es landen nur schwarze Rechtecke auf der Speicherkarte. Hinauf geht’s gut, für den schnelleren Abstieg hat man eine Eisbahn angelegt, der einzige Abschnitt wo zur Sicherheit die Stirnlampe zum Einsatz kommt und ich mir Stöcke wünsche.

Am Thalersee vorbei erreiche ich nach einer guten Stunde die Kirche, von der besonderen Architektur aus der Zeichenfeder von Ernst Fuchs ist in der Dunkelheit nichts zu sehen. Ich habe heute auch keine Zeit dafür, schnell suche ich mir den Kilometerstein, den Ausgangspunkt des Weststeirischen Jakobswegs.

2853 km steht da, so weit soll’s heute nicht gehen, genau genommen überhaupt soll’s überhaupt nicht so weit gehen. Denn wie gesagt, Pilger wird aus mir keiner…

Das Startfoto bringt mir auf Facebook gleich eine Menge Buen Caminos ein, kollektiv feuert man mich am Weg nach Spanien an. Dabei hat das Foto genau einen Adressaten und der ist gar nicht so weit weg. Aber dazu später mehr.

Etappe 1: Thal – St. Pankratzen

Mein erstes Wurstsemmerl verschlingend verlasse ich Thal, noch eine ganze Stunde Dunkelheitswandern liegt vor mir. Erst bei St. Oswald wird es langsam hell und ich wandere gegen den steten Strom der Autopendler nach Graz. Mein schwarzes Wanderg’wand war keine so gute Idee.

Großteils sind es aber einsame Straßen, die von Thal nach Santiago führen. Ideal zum Strecke machen, mit schöner Regelmäßigkeit piepst das GPS am Handgelenk einen neuen Kilometer ein. Hinunter nach Stiwoll bietet ein rot-weiß-roter Alpenvereinsweg eine Abkürzung durch Wald und Wiese an.

Überhaupt ist es ein guter Tipp, dort wo die blau-gelben Zeichen des Jakobswegs spärlich werden, den rot-weiß-roten Markierungen zu folgen.

Wurstsemmerl Nummer zwei kauend, geht es nun den Stiwollgraben aufwärts, bis mich schließlich langgezogene Serpentinen hinauf nach St. Pankratzen heben, wo ich über schöne Hangwege in den Ort einmarschiere.

Hier gibt es Kirche und Gasthof, es ist sicher kein Zufall, dass die meisten Jakobspilger die erste Etappe genau hier enden lassen. Doch zu dieser unchristlichen Stunde lasse ich dem Wirt seine Pause, bevor das Tagesgeschäft losgeht, Betten überzogen und Schnitzel paniert werden wollen.

Etappe 2: St. Pankratzen – Bärnbach

Mit dem Zehneläuten des Heiligen Pankratius im Rücken marschiere ich im Nebel aus dem Ort, den sonst sicher aussichtsreichen Rastplatz am Wegesrand misachtend.

Dafür nehme ich mir Zeit, diesen Miniatur-Kalvarienberg am Wegesrand etwas genauer zu betrachten.

Hier sind nun wieder viele schöne Wald- und Wanderwege im Spiel, mit dem Nachteil, dass sich kein Schneepflug um die Beseitigung der letzten Wintereinbrüche kümmert. Omas gut gemeinten Ratschlag, ja nicht auf die schiefe Ebene zu geraten, sollte man hier unbedingt Folge leisten!

Gleich darauf will mir doch glatt ein Schild den schönen Wald verbieten, doch hat der Forstwirt die Angabe der Befristung seines Sperrgebietes übersehen. Naja, ‘seit 2009’ macht sich halt nicht gut auf dem gelben Täfelchen. Doch so wirklich ernst scheint er’s ohnehin nicht zu meinen, grüßt er mich hundert Meter weiter hoch vom Traktor genau so freundlich wie ich (und mein schlechtes Gewissen) ihn.

Mittlerweile schon nach elf Uhr ist im Ort Geistthal die erste Einkehr fällig. Ein Supperl im ersten Wirtshaus nach der Ortstafel wärmt Finger und Magen.

Dabei hätte mir am Weg dorthin dieser Herr mit der massiven Pilzinfektion im Gesicht fast den Appetit verdorben.

Nun packt der Weststeirische Jakobsweg seinen Hammer aus, eine Stunde lang – und ich glaub, das ist noch niedrig geschätzt – strapaziert er meine Wadeln, es geht kontinuierlich bergauf. Gut, dass mir Wurstsemmerl Nummer drei in dieser schweren Stunde beiseite steht.

Nach dem langen Aufstieg kommt man für längere Zeit von der Straße weg, es folgt der wohl schönste Teil des heutigen Weges. Auch wenn es mir der hart gefrorene Schnee nicht unbedingt leicht macht.

Beim Kreuz in Kohlschwarz findet sich wieder eine Kilometerangabe. 2817 km sind es nur mehr bis Spanien, aber auch mein heutiges Ziel kommt langsam näher. Auch geht’s nun lange bergab, meine Knie geben mir zu erkennen, dass sie sich über eine Steigung zur Abwechslung freuen würden.

Der Wunsch sei ihnen erfüllt, es geht hinauf. Und oben, mein viertes, letztes Wurstsemmerl beim Jakobuskreuz in Hochtregist schmausend, melde ich meine baldige Ankunft – 50 Minuten sollen es von hier noch sein – in Bärnbach voraus.

Denn ich weiß:

Ma geht net afoch so am Jakobsweg durch Bärnbach!

Dem Reini kommt man nämlich nicht so einfach aus, ihm galt auch das Startfoto in Thal.

Reini hat den Jakobsweg Weststeiermark vor ein paar Jahren geschaffen und begrüßt – so scheint’s – seither jeden Jakobswanderer persönlich. Mit den Bedürfnissen der Langstreckenwanderer kennt er sich da natürlich bestens aus, ich bekomme im Stadtcafé ein großes Stück Kuchen vor die Nase gestellt!

Tut nach 50 Kilometern wirklich gut, dank Dir schön! 🙂

Viel Zeit haben wir nicht, ich muss noch zum Bahnhof. Den Bahnhof von Köflach um genau zu sein, da sind’s noch ein paar Kilometer bis hin.

Etappe 3 – Bärnbach ff.

Bei der Hundertwasserkirche von Bärnbach beginnt die dritte offizielle Etappe, von hier geht’s nach Piber, wo die weißen Pferde zuhause sind. Die haben sich heute angesichts der einbrechenden Dämmerung aber schon in ihre Gemächer zurückgezogen.

Unterwegs stoße ich noch auf ein sogenanntes Pilgerkastl an einer Scheune. Drin ist ein Bücherl, das auf Wortspenden der vorbeiziehenden Pilger wartet. Aber: Kein Schnapserl, keine Jause – dies als Anregung… 😉

Dass der Reini nicht nur für, sondern anscheinend auch auf dem Weg lebt, ist am nächsten Tag klar. Da schickt er mir meine druckfrische Eintragung aufs Handy…

Ich muss mich nun aber sputen, will ich doch mit dem letzten Tageslicht Köflach gelangen…

…wo mich die Verlockungen der Therme erwarten. Ja, das würde mir jetzt gut gefallen, doch ich würde sofort im warmen Wasser einschlafen.

Also die Therme ignorierend direkt zum Bahnhof, wo bei knapp 59 Kilometern der Zähler stehen bleibt. Schon zum dritten Mal (einmal im Vulkanland, einmal rund um Graz) bleibe ich an dieser Marke hängen, da komme ich einfach nicht drüber.

Aber zum Glück war es bisher nie der Körper, der nicht mehr wollte. Aus einem unerfindlichen Grund sind meine langen Touren immer genau vor Kilometer Nummer 60 zu Ende, ich muss das wohl besser planen… 😉

Die Fortsetzung der angebrochenen dritten Etappe? Irgendwann sicher, werma seh’n!



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