“Tourenplanung by Google” hat uns heute nach Ligist geführt. Für die Nicht-Steirer: Ligist ist einer jener Orte, wo man eigentlich niemals hinkommt. Entweder man düst auf der A2 südlich dran vorbei der auf der B70 im Norden. Je nachdem, wo man eben hin will. Aber mit Ligist das Dazwischen besuchen? Eher nicht, Fehlanzeige.
Dabei verpasst man hier einen netten Flecken Erde.
Die allwissenden Suchmaschine hat unsere sonntägliche Suchanfrage kurze Wanderung bei Graz etwas weiträumiger interpretiert und präsentiert uns den Ligister Keltenweg. Mit ausgewiesenen 9 Kilometern genau die richtige Preisklasse für den schon angebrochenen Nachmittag. Und wenn wir dabei auch noch was lernen dürfen ist das doch auch nicht verkehrt.
Nur leider, sie machen sich äußerst rar am Keltenweg, die Kelten.
Los geht’s am Hauptplatz: Mit Gemeindeamt, Wirtshaus, Kirche, Raiffeisenkass und Parkmöglichkeit hat sich die gesamte Infrastruktur brav im Ortskern versammelt. Obwohl sich der Weg als gut beschildert erweisen wird, fehlt gerade hier jeder Spur von ihm. Ostwärts zur Ampel an der Hauptstraße finden wir aber auch so.
Solche Lichtsignalanlagen sind bekanntlich in den letzten Jahren zum ganzen Stolz von zahllosen Bürgermeistern in der – sagen wir mal so – kleinteiligen Gemeindestruktur des steirischen Hinterlands geworden. Mir ham jetz sogar a Ampel! Uns freuts auch: auch ohne Querverkehr in Sicht- oder Hörweite drücken wir artig das Knopferl und setzen die Tour auf der anderen Straßenseite fort.
Die Wegweiser mit der Nummer 11 leiten uns zum Dietenberg, welcher für 90% der heutigen Höhenmeter zuständig ist. Während ich die Schnürung meiner Wanderschuhe an die neuen Wegverhältnisse anpasse, eilt mein Schatz bereits voraus…
…um meiner Kamera einen fotogenen Farbtupfer ins ansonsten frühlingshaft grüne Einerlei zu malen!
Vielleicht gerade 15 Minuten unterwegs, voller Tatendrang bergan schreitend, da wissen wir noch nicht, dass wir schon bald am Horizont in einem gemütlichen Buschenschank sitzen werden. Ich darf verraten: Das Häuschen rechts vom Waldesrand wird uns sicher eine Stunde kosten. Kosten lassen von der reichhaltigen Speisekarte, meine ich!
Zuvor holt der Weg aber noch kräftig nach links aus. Eine Wohltat für die Fußsohlen und auch das Auge muss nicht lange nach den rot-weiß-roten Markierungen suchen.
Ich will nicht jammern, aber ich kam mit der Vorstellung hierher, dass die Sehenswürdigkeiten des Keltenwegs ein, zwei Stufen oberhalb der wenigen Felskrümel angesiedelt sind, die einst vielleicht zu dem auf der Tafel visualisierten Häuschen gehört haben mögen.
Wer auf diesem Keltenweg wirklich etwas über die Kelten lernen will, der passe bei dieser Tafel gut auf. Es ist eigentlich die letzte Chance.
Andächtig genießen wir den Moment als wir an jenem Ort befinden, wo sich laut Tafel einst die mächtige Dietenburg befand. Zugeben, ein bisschen schwer fällt das schon, wenn man im selben Moment vor einem lieblos hinbetonierten Hochbehälter steht.
Auch der stolzeste Historiker wird sich eingestehen müssen, dass dieser Weg andere Attraktionen bietet als ein paar Täfelchen über ein lange ausgestorbenes Volk: Beim schon erwähnten Häuschen am Horizont werden uns diese direkt vor die Nase gestellt. Ja, hier bleiben wir gerne!
Mit gefüllten Bäuchen machen wir uns auf den Weiterweg, der Ausblick in die andere Richtung ist auch nicht zu verachten.
Holla! Nun wittern wir endlich unsere Chance, die Herren und Damen Kelten doch noch näher kennen zu lernen. Ein echtes Keltenhäuschen, wir betrachten uns als eingeladen!
Wir klopfen – keine Antwort. Wir rütteln an der Tür – null Reaktion. Wir schleichen ums Gebäude – es ist niemand zuhause. Mit zwei traurigen 🙁 🙁 ziehen wir von dannen…
Doch prompt entschädigt uns der Wanderweg dafür, der aus einem Wechselspiel von aussichtsreiches Höhensträßchen und wunderschönen Waldwegen besteht.
Bald haben wir das Brückerl erreicht, welches uns nach einem großen Bogen aus dem Wald herausbringt und wir blicken zurück auf unsere Labestation am Dietenberg. Bis zu den Toren Ligists ist es da nicht mehr weit.
Fazit: Als Pluspunkte sind die Wanderstrecke und die ausgezeichnete Jause zu vermerken. Auch wenn wir nicht unbedingt der Kelten wegen hergekommen sind, hätten wir gerne mehr von ihnen gesehen. So könnte man den Weg auch in Rundweg Ligist ganz kurz umtaufen.
Denn einen Rundweg kurz und einen Rundweg lang (mit jeweils 6 bzw. 10 Std. Gehzeit) gibt es hier bereits. Und die beiden werden wohl schuld sein, wenn es uns das nächste Mal in diese Gegend verschlägt.
Na dann würd ich doch auch die Schmankerlwege in Betracht ziehen: http://www.jagawirt.at/de/wandern-heimat/wandern/schmankerlwege.html
Derer gibt’s 3 laut Text, 2 laut Links und kurz, lang, mittel und Kopie laut Googlesuchergebnis 😀
Da gäbe es wohl viel zu forschen. Irgendeinen davon bin ich auch schon gegangen und es war schön und eine lustige Runde, aber extrem eingeprägt haben sich jetzt leider weder Weg noch Schmankerl – also selbst nachschauen!
Den kurzen Schmankerlweg wuerde ich nicht empfehlen wenn man am Wandern interessiert ist und nicht am Buschenschankbesuch. Dort versaeumt man den m.E. schoensten Bereich um die alte Muehle am Hubenbauerbach und die eindrucksvollen Plattengneisstellen.
Ein paar Fotos finden sich hier
https://www.geocaching.com/seek/gallery.aspx?guid=89064d65-7e19-4fca-b90d-9260f31c5be6
(Der Cache als solcher ist nichts Besonderes und ist in die Jahre gekommen – ich habe ihn nur der Fotos wegen verlinkt).
Ueberlegenswert ist auch ein eigener Wegentwurf wo man den unteren urbanen Teil weglaesst (wenn einem der Weg dann noch lang genug ist). Starten zB dann beim Zach.
Danke euch beiden für die Hinweise und Tipps. Für mich ist das – obwohl recht nah – echt eine unbekannte Gegend.
(Mindestens) Einer der Schmankerlwege ist beim langen Rundweg glaub ich eh mit von der Partie. Mal sehen, ob wir die 10 Stunden Gehzeit oder die Schmankerln gewinnen lassen 😉