Eisenwurzenweg: Durchs Wald- & Wiesenviertel (Tag 5)

Wieder einmal am Nebelstein. Kein Wunder, ist Waldviertler Gipfel doch ein Knotenpunkt im österreichischen Weitwanderwegenetz. Diesmal haben wir uns vorgenommen, am Eisenwurzenweg (Weitwanderweg 08) fortsetzen, der vom nördlichsten Punkt Österreichs zum – richtig geraten – südlichsten Zipfel unseres Landes führt.

Die nördlichsten vier Etappen haben wir bereits letztes Jahr im Rahmen der #südwärts-Tour erwandert. Zum Nachlesen gibt’s hier die Berichte von Tag 1, Tag 2, Tag 3 und Tag 4.

Zum dritten Mal am Nebelstein und das erste Mal hat die Nebelsteinhütte wirklich offen. Einmal standen wir in der Winterpause vor geschlossenen Türen, einmal war lediglich ein Hüttenaufpasser da. Bereits gestern haben wir es nach etwas länglicher und umständlicher Anreise hierher geschafft: Auto – Railjet – S-Bahn – Regionalexpress – Taxi – die letzten 500 Meter zu Fuß.

Eine feine, gemütliche Hütte, am Werk ein neues Team, welches uns noch knapp vor der Hüttenruhe ein schmackhaftes Essen zaubert.

Guten Morgen!

Früh am Morgen tasten sich die ersten Sonnenstrahlen in die Stube, die Nebelstein-Wirtsleut’ schlafen noch. Ich kann’s nimmer, daher mache ich bereits vor dem Frühstück einen kleinen Ausflug vor die Hütte.

Draußen vor der Hütte hängen die Tafeln viele Weitwanderwege, alles zusammengezählt ergibt eine stolze Kilometerzahl. Stoff für viele, viele Wandersommer. Alles was hier rot-weiß-rot markiert ist, war schon mal unter meinen Wanderschuhen oder – und deswegen sind wir hier – kommt in den nächsten vier Tagen dran.

Der Nebelstein macht heute Früh seinem Namen alle Ehre, die Sonne hat sich zwischenzeitlich wieder hinter die Wolken verkrochen, oft werden wir sie heute nicht mehr zu sehen bekommen. Perfektes Wanderwetter.

Da langsam das Klappern der Teller und das Pfeifen der Teekessel aus der Hütte dringt, ist es Zeit, sich an den Frühstückstisch zu setzen. Und der Hüttenhund setzt sich dazu, setzt seinen grimmigsten Blick auf und hofft auf fette Beute. Nix, da. Meins!

Tourenplanungsbedingt haben wir haben ein kleines Problem: Zwischen dem Nebelstein und der Donau liegen fünf Tagesetappen, allesamt um die 20 Kilometer lang, plus/minus. Doch leider ist das lange Wochenende derart konstruiert, dass es nur aus je einem Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag besteht.

Fünf-in-vier wäre ja kein großes Thema für uns, doch gegen Ende unserer geplant Strecke dünnen die Übernachtungsmöglichkeiten spürbar aus, das macht uns unflexibel. Und so wollen die ersten drei Etappen in zwei Tage gestopft werden.

Tag 5: Nebelsteinhütte – Arbesbach

Zwei realistische Möglichkeiten für die Teilung dieses Abschnitts sehen wir: Entweder wir wandern heute 28 Kilometer lang bis Groß Gerungs, oder wir übernachten erst nach 42 Kilometern in Arbesbach.

Wir wissen es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch die Überschrift hat es Euch bereits verraten: heute wird’s ein Marathon. Es gibt ohnehin kein Entrinnen, heute ODER morgen wird ein langer Tag. Und was du heute kannst besorgen…

Los geht’s! Der Nord-Süd-Weg 05 steht gar nicht auf dem Programm, und doch hat er diesen hübschen Stein bekommen, nicht der Eisenwurzenweg.

Die erste Stunde geht’s gemütlich bergab, so gefällt uns der Wanderauftakt.

Angelbach wird die erste Ortschaft auf unserem Weg genannt. Irgendwann werden wir dort sicher ankommen, auch wenn die genaue Gehzeit mangels Entfernungsangabe auf dem Wegweiser schwer einzuschätzen ist.

Zwei Kategorien von Fotos werden wir heute machen, hier ein Vertreter der ersten Art. Waldviertel heißt’s ja nicht umsonst.

Die andere Sorte zeigt uns auf Feldwegen durch schöne Wiesen spazierend. Löwenzahn heißt auf English übrigens Dandelion, ich finde ihr solltet das wissen.

In die kleinere Kategorie Sonstiges fallen zum Beispiel die Schienen der Waldviertler Schmalspurbahn, heute nur mehr als Nostalgiezug in Betrieb. Wir rätseln, wie wir nun Abbitte für unsere Ignoranz des Schildes gegenüber zu leisten haben, ich bitte um Angabe einer Kontonummer.

Nicht viel später kündigt sich der Dieseltriebwagen durch lautes Hupen an, die 10 durchs hohe Gras gesprinteten Meter bringen den Eisenbahnliebhaber in mir natürlich in eine wesentlich bessere Fotoposition als es vom Weg aus je möglich gewesen wäre.

Es folgen weitere Fotos der Kategorie zwei.

Wären wir brave Weitwanderer, die sich an die Etappeneinteilung im Wanderführer halten, müssten wir uns in Langschlag um ein Quartier umsehen. Da wir heute ja bekanntlich noch einiges vorhaben, marschieren wir auf einem netten Spazierweg durch den Ort, halten lediglich kurz, um unseren Vorrat an Mohnzelten in einer Bäckerei aufzustocken.

Nach mehreren Kilometern Wald und Wiese treffen wir in Groß Gerungs ein, wo die Entscheidung zwischen 28 und 42 Kilometern endgültig fällig wird. Nach einer erfolglosen Runde am Hauptplatz finden wir etwas abseits doch noch einen offenen Gasthof.

Unser mehr oder weniger gesundes (Nach-)Mittagsessen gibt uns Kraft und Zuversicht, auch den letzten Abschnitt erfolgreich zu meistern.

Aber: der Magen voll, die Füße weit gegangen – diese Kombination macht die Lider schwer. Die ersten Kilometer aus Groß Gerungs heraus benötigen einen gehörigen Schuss Motivation.

Doch Augen auf, was gibt’s denn hier zu sehen? Wir sind gespannt, welches Programm uns da wohl geboten wird.

Unterwegs stellt sich die Quartierlage als weniger trist heraus als uns der Wanderführer glauben ließ. Ich halte jede Wette, der Schildermacher wohnt in Angelbach!

Lang-Laufen! Ja, das tun wir heute, doch dafür benötigen wir weder Schnee noch Loipe.

Jetzt weiß ich’s! Ich hab’s! Das gelbe Ding auf ihrem Rücken ist eine riesige Duracell-Batterie. Ich staune schon lange, wir nähern uns der 40-Kilometer Marke – und sie läuft und läuft und läuft…

Auf diesem, letzten Wiesenweg ist es nun Zeit, endlich ein Quartier in Arbesbach zu reservieren. Der schnelle Erfolg ist uns nicht vergönnt, keiner will uns haben, jeder reicht uns an seinen Nachbarn weiter. Langes Wochenende! Alles voll!

Schließlich ergattern wir die zwei letzten – wohl gar nicht am freien Markt befindlichen – Betten etwas außerhalb des Orts. Auch ohne Duschmöglichkeit sind wir froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, als Abendessen dienen uns die weit getragenen Mohnzelten aus Langschlag.

Auf den letzten Metern unseres langen Marsches taucht schließlich am Horizont der Stockzahn des Waldviertels, die Ruine Arbesbach auf.

Es wird nicht verwundern, dass wir den Einbruch der Dunkelheit heute nicht mehr bewusst miterleben, schon lange schlafen wir in unserem kleinen fernseherlosen Zimmerchen und freuen uns insgeheim schon auf den nächsten Wandertag.

Und wir schlafen gut, im Wissen den fehlenden Tag des Wochenendes bereits aufgeholt zu haben, morgen werden wir es entspannter angehen können. Trotzdem war’s ein schöner Wandertag, ich muss die Wegerfinder loben: einen so geringen Asphaltanteil habe ich noch selten auf einem Weitwanderweg in außeralpinen Regionen gesehen.



🙂 Vergiss nicht, den Artikel zu teilen, wenn er dir gefallen hat!

7 Kommentare

  1. Schöne Fotos mit Wolken- hat auch was.
    Amüsanter Bericht, hab ich gerne gelesen.

    1. Author

      Ja, oft gefallen mir diese Stimmungen besser als wenn der Himmel makellos blau ist! Es war einfach perfektes Wanderwetter…


  2. Danke fuer die sehr netten Berichte, die ich im Gegensatz zu den meisten aktuellen Logs fuer Geocaches wirklich gerne lese und mich immer schon auf den naechsten freue.

    Meine Hochachtung an Deine Begleitung fuer die Leistung am ersten Tag – das ist ausserhalb meiner Reichweite. Wenn es am Rucksack bzw dessen Farbe laege, muesste ich in Erwaegung ziehen mir einen neuen zuzulegen, aber es liegt wohl am Traeger/an der Traegerin ……………

Schreibe einen Kommentar zu Gert Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert