Mariazellerweg OÖ: Waidhofen/Ybbs – Mariazell

Eine schöne Winterwanderung hat mich seinerzeit von Linz über Steyr und Maria Neustift nach Waidhofen an der Ybbs gebracht. Seither ruht das Projekt Oberösterreichischer Mariazellerweg

Zu Unrecht, wie ich finde. Eineinhalb Jahre später nehme ich daher die Fährte wieder auf und verbringe drei schöne Wandertage am Weg in den steirischen Wallfahrtsort.

Tag 3: Waidhofen an der Ybbs – Ybbsitz –  Maria Seesal

Vom Bahnhof Waidhofen-Stadt habe erst einmal die ganze Stadt zu durchqueren. Markierung gibt’s innerorts keine (oder ich habe sie nicht gefunden) so marschiere ich grob dem Wasser nach, bis ich wieder auf die gelben Wegweiser stoße.

Hübsch isses, das Örtchen!
Bald sehe ich es aber nur mehr von oben.

Der Weg nach Ybbsitz ist eine Wanderung auf schönen Höhenstraßen. Kaum Verkehr, aussichtsreich und zwischendurch darf ich sogar diesen löwenzahn­gesprenkelten Wiesengupf überschreiten.

Spaziergang durch Löwenzähne

Wir schreiben zwar noch April, aber dieser Maibote hat es sich auf dem Asphalt am Rücken liegend bequem gemacht. Das Angebot meines kleinen Fingers nimmt er gerne an. Ich setze ihn wieder in der Wiese ab.

Heuer wieder öfter zu sehen.

Zwei Stunden lang schlängelt sich die Straße dahin, bevor es bergab nach Ybbsitz geht.

Stetes ab und auf.
Treffende Wegbeschreibung

Bevor ich nach Ybbsitz hinunter gehe, versuche ich noch ein Quartier in Maria Seesal zu reservieren. Beim ersten Versuch blitze ich ab, und auf die Frage, wo ich im Ort sonst noch übernachten kann, erhalte ich folgende Antwort.

“Mir san ka Ort, nur a Kirch’n und a paar Häuser”

Aber einen Privatzimmerer gibt’s noch, dort erhalte ich gerade noch das “Notquartier” unterm Dachboden. Eines der schönsten Notquartiere, das ich je gesehen habe. Nur für die Dusche heißt’s Berg- bzw. Talsteigen, denn diese liegt drei Stockwerke tiefer, im Keller.

Ybbsitz voraus.

Ah ja, und zu Essen würde ich in Maria Seesal auch nichts bekommen, da sollte ich mich gleich in Ybbsitz stärken. Das ist leichter gesagt als getan, denn alle Wirte halten synchron von 14 bis 17 Uhr Siesta. Nach einer Ortsrunde finde ich doch noch ein kleines geöffnetes Gasthaus, wo ich gleich die gesamte Speisekarte bestelle. Diese besteht nämlich lediglich aus einem Gulasch.

Weiter geht’s dann nach Süden aus Ybbsitz raus, auf die sogenannte Schmiedemeile, ein hübscher Weg abseits des Asphalts und einiges Wissenswertes über das Schmiedehandwerk gibt’s auch zu lernen.

Und es gibt diese Erlebnisbrücke:

Muss man erlebt haben?

Auf die Mitterlehen muss ich noch hinauf, in der Nachmittagshitze sind die 200 schweißtreibenden Höhenmeter durchaus eine kleine Herausforderung. Nun kann ich es aber nach Maria Seesal laufen lassen und bald erreiche ich besagte Kirche samt Häuser.

Wo komm ich her? Wo geh ich hin?

Tag 4: Maria Seesal – Lunz am See – Lackenhof

In meiner Dachbodenwohnung habe ich gut geschlafen, Frühstück wird um halb acht serviert, eine Viertelstunde später bin ich wieder auf der Piste. Nach kurzem Aufwärmkilometer auf der Straße entlang der Schwarzen Ois, wartet wieder eine Bergwertung, über das Gscheid, ein 843 Meter hoher Sattel, muss ich drüber.

Und nachdem ich ostwärts marschiere, tue ich das mit der Sonne im Gesicht.

Anstieg auf Gscheid.

Auch auf diesem Sattel zeigt eine hübsche Wegweiserkombination wo’s lang geht. Ich bin flott unterwegs, der eher pessimistischen Wegweiserzeit bis hierher habe ich bereits fast eine Stunde abgenommen.

Ich geh nach links.

Knapp nach dem Gscheid gibt’s übrigens eine Einkehrmöglichkeit, die aber der frühen Morgenstunde geschuldet nur aus Getränken im Brunnen besteht.

Nun geht’s lange abwärts nach Bodingbach, immer dem gleichnamigen Gewässer folgend. Eine kurze Steigung auf den Gegenhang bringt mich zu den Schienen der Ybbstalbahn. Auf schmaler Spur verkehren hier leider nur mehr Museumszüge, der Wanderweg verläuft dafür meist direkt neben den Gleisen.

Heute fährt kein Zug.

Linz oder Lunz?
Mahlzeit!

Beim Gasthof Zur Paula verlasse ich die Bahntrasse, weil mich meine Karte auf die Straße schickt. Laut Wanderführer (dessen Wegbeschreibung ich aber erst am Abend studiere) hätte ich aber wohl den Schienen folgen können.

Für Lunz am See war eigentlich die Mittagseinkehr geplant, doch die Uhr zeigt erst halb elf. Somit hole ich mir beim Nahversorger lediglich ein Eis und ein wenig Bananenvorrat für später.

Am Radweg zum Lunzer See.
Zum reinspringen einladend.

Die Wälder rund um den Lunzer See werden derzeit intensiv beforstarbeitet. Dreimal will eine Sperrgebietstafel meiner Tour ein jähes Ende setzen. Doch das Kleingedruckte zu lesen zahlt sich aus: Zweimal gilt die Sperre nur für “Mo-Fr 7-17 Uhr” (wir schreiben einen Samstag) und einmal für “30.10.-15.12.2017-31.3.2018” (egal, wie das zu interpretieren sein soll, wir haben bereits April).

So komme ich steil, verschwitzt, aber immerhin legal hinauf zum Durchlass, dem Sattel der mich nach Maierhöfen hinab bringt. Dort treffe ich auf diese fünf Betonstufen, die sogar im Wanderführer Erwähnung finden. 🙂

Nix besonderes, aber Orientierungshilfe.

Nun geht es am “Radlweg” – der aber nichts für zweirädrige Gefährte, sondern Wanderweg und Langlaufloipe ist – gemütlich talein nach Lackenhof.

Unterkunft finde ich in der örtlichen Jugendherberge, es ist bereits lange her, dass ich in einem solchen Etablissement übernachtet habe, für eine Nacht darf ich mich wieder jung fühlen!

Lackenhof downtown.

Hochsaison herrscht hier grad nicht, daher gibt’s im Ort nicht viel zu essen. Lediglich der örtliche Nahversorger speist aus. Schweinsbraten hat er und Kleinigkeiten. Ich nehme nur einen Toast – und weil ich noch nicht weiß, dass ein solcher mit über 4 Euro zu Buche schlagen wird, gleich noch einen zweiten. Den Rest des Abends ernähre ich mich dann sparsam aus dem Rucksack.

Tag 5: Lackenhof – Ötschergräben – Mariazell

Den Weg von Lackenhof hinauf zum Riffelsattel bin ich fast auf den Tag genau vor zwei Jahren schon einmal gegangen. Damals war ich am Nord-Süd-Weitwanderweg 05 unterwegs und die Landschaft war in ein winterliches Schneekleid gehüllt. Tagesziel war damals wie heute Mariazell – wenn auch auf unterschiedlicher Route.

Weiße Flecken gibt es heute nur mehr auf den Skipisten, lange Hose und Jacke sind kein Thema…

Der letzte Rest der winterlichen Pistengaudi.

Damals bin ich schneebedingt auf der Forststraße aufgestiegen, heute wähle ich den Wanderweg, der mir ein paar Hindernisse in den Weg legt.

Durchs Gehölz.

Bald bin ich am Riffelsattel angekommen. Der 05er führt hier über die Wiese nach oben in Richtung kleiner Ötscher, mein 06er links ins Tal hinunter.

05 geradeaus, 06 links.

Es folgt nun ein Abstieg in drei Teilen: erst steil hinunter, dann lange auf einer Forststraße und dann wieder auf einem schnell an Höhe verlierenden Pfad. Bis man irgendwann plötzlich am Ufer dieses Baches steht.

Es ist der Ötscherbach, der durch die Ötschergräben fließt. Deren unteren Teil haben wir letztes Jahr erwandert, heute führt mich der Mariazellerweg durch den mir noch unbekannten oberen Abschnitt.

Und da ich am einsamen Ende der Ötschergräben einsteige, habe ich diese fast bis zum Ötscherhias für mich alleine.

Der Schleierfall

Tolle Steige in den Ötschergräben.

Der Mirafall

Bald taucht vor mir die Brücke zur Jausenstation Ötscherhias auf. Hier ist es mittlerweile schon recht bevölkert, trotzdem kehre ich auf eine Käsekrainer und ebenso viele Liter Hollersaft ein.

Brücke zum Ötscherhias.

Nun geht’s wieder aufwärts bis zum Forsthaus Hagengut, dann folgt wieder ein entspannender Teil am Ufer des Erlaufstausees.

Die Erlauf im Stau.

Hier an den Ortstafeln von Mitterbach und St. Sebastian verläuft auch die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Es kann also nicht mehr weit sein bis Mariazell.

…und unten durch die grenzziehende Erlauf!

Bald nach dem Grenzübergang geht’s wieder weg von der Straße, es folgt ein Abschnitt, der zwar schön ist, sich aber irgendwie zieht. Vielleicht ist dieser Eindruck auch nur der Mittagstemperaturen geschuldet.

Kurz bin ich noch mal auf der niederösterreichischen Seite der Erlauf unterwegs…

…bevor ich nach einem nicht allzu langen Straßenabschnitt den Bahnhof von Mariazell vor mir sehe. Den Weg zur Basilika und zurück erspare ich mir heute, sonst geht mein Schienerersatzverkehrsbus flöten und ich komme erst zwei Stunden später nach Hause.

Vor hier geht’s wieder nach St. Pölten, wo das Auto parkt.
Ziel-Selfie am Bahnhof Mariazell samt Wandervorschlägen im Hochschwab

Nach dem steirischen, kärntner und niederösterreichischen Wegen war das nun mein vierter abgeschlossener Mariazellerweg. Drei weitere, aus dem Burgenland (bereits in Arbeit), Wien und Salzburg folgen noch.

Die Strecken und Gehzeiten (inkl. Pausen):

  • Waidhofen/Ybbs – Maria Seesal: 21.7 km, 5:30 Std.
  • Maria Seesal – Lackenhof: 24.6 km, 6 Std.
  • Lackenhof – Bhf. Mariazell: 23.2 km, 6 Std.


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3 Kommentare

  1. “Mariazeller Weg NÖ” wäre für diese Strecke ein passenderer Titel, nicht?
    Schöne Fotos, gut gewählte Bildausschnitte.

    1. Es handelt sich aber in der Tat um den sogenannten Oberoesterreichischen Mariazellerweg. Die niederoesterreichischen folgen anderen Routen. Eine Uebersicht findet sich zB hier http://www.mariazellerwege.at/

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