Voralpenweg 04: Los geht’s im Wienerwald

Der Voralpine Weitwanderweg 04 ist einer jener Wege, mit dem ich lange Zeit gefremdelt habe. Keine “richtigen Berge” scheint er vorweisen zu können, außerdem verläuft er weit abseits der Steiermark.

Doch dass ich ihn ein wenig zu Unrecht so lange unbeachtet gelassen habe, stelle ich immer genau dann fest, wenn ich ihn auf einem anderen Weg kreuze, was mir jedes mal nette Wegstücke beschert.

Nun ist also der Tag gekommen, auch dieses Projekt in Angriff zu nehmen, eine Fünftagestour soll mich von Wien nach Scheibbs bringen.

Tag 1: Wien/Kahlenberg – Unterkirchbach

Der erste Tag steht unter dem Motto Raus aus Wien, doch erst einmal muss ich dort rein kommen. Der erste railjet am Morgen, zwei U-Bahnen und schließlich der Bus 38A bringen mich fast punktgenau zum Startpunkt des Weitwanderwegs 04 am Kahlenberg.

Knapp vor neun Uhr ist es soweit, ich werfe einen Blick auf die Hauptstadt und mache mich auf die Suche nach einem Stempel, um mein Aufbrechen im Wanderführer zu dokumentieren (diesbezüglich fündig werde ich in der Kirche).

Blick vom Kahlenberg auf Wien
Hier drin gibt’s (u.a.) einen Stempel

Über die ersten Markierungen stolpere ich auch bald, auch wenn es mir eher unwahrscheinlich erscheint, dass WWW hier für WeitWanderWeg steht…

Eine der ersten “wirklichen” 04er Markierungen, hier schon mit Blick auf Klosterneuburg

Die Stadtdurchquerung von Klosterneuburg ist eine der längeren und auch aus dem urbanen heraus geht’s länger auf Asphalt. Erst beim Weißen Hof darf ich der harten Wanderunterlage für länger Adieu sagen.

Endlich draußen aus der Stadt, den Asphalt verlasse ich auch gleich.

In Hadersfeld gibt’s noch mal kurz eine Zivilisationsberührung, aber der kleine Ort wird nur gestreift. Nun marschiere ich längere Zeit auf Feldwegen und Forststraßen.

Im Bereich des Schneiderzipf (ein, ähem, Gipfel) verlaufe ich mich ein wenig. Holzarbeiten haben den Weg sämtlicher Markierungen beraubt, das mit runder Tafel kundgemachte Forstliche Sperrgebiet steht gerade am letzten Tag seiner Gültigkeit. Und es lässt noch dazu offen, für welche von zwei Forststraßen es gilt.

Hopp oder Tropp – ich wähle natürlich jene Variante ohne Markierung und mit Sperrgebiet – aber mich ein wenig querfeldein durchschlagend stoße ich wieder auf die bunten Farbzeichen des ÖTK.

Das Hagental, quer zu meiner Wanderrichtung liegend, hätte ich aber ohnehin nicht verfehlen können. Ein kurzer Straßenspaziergang bringt mich zum Eingang der Hagenbachklamm, die meinen heutigen Wandertag abschließen wird.

Am oberen Ende der Klamm wird mich dann eine Wandergruppe fragen, wie schwierig diese denn zu begehen sei. Es fällt mir schwer, den ängstlichen Gesichtern klar zu machen, dass sie selbst mit ihrer Halbschuhausrüstung keinerlei Probleme haben werden.

Bald nach dem Klammausgang liegt die Ortschaft Unterkirchbach, wo ich mein Quartier reserviert habe. Gerne wäre ich noch zwei, drei Stunden weitergewandert, z.B. zur Riederberghöhe, doch die Wirte dort wollten mich nicht haben. Morgen muss ich also früh aufstehen, soll der Wandertag nicht im Dunklen enden.

Tag 2: Unterkirchbach – Laaben

Was zur Konsequenz hat, dass der nächste Tag im Dunklen beginnt. Und glaubt mir, ich übertreibe nicht.

Dass das Frühstücksbüffet schon um 6 Uhr bereit steht, kommt mir da durchaus entgegen. Für den ersten Kilometer hinauf zum Tulbinger Kogel verzichte ich auf das Wald-und-Wurzelgestolpere und lasse ich die Markierung links liegen. Zu dieser unchristlichen Zeit hat auch Asphalt seine Vorzüge.

Bei der Leopold-Figl-Warte am Gipfel steht mir immerhin bereits spärliches Tageslicht zur Verfügung.

Und im Osten lässt die dicke Wolkendecke sogar etwas Morgenrot durch.

Beim nahegelegenen (Luxus-)Hotel stelle ich mich artig an der Rezeption um einen Stempel an, doch das gesamte Personal ist mit dem Servieren des Frühstücks beschäftigt. Und so hüpft halt der Stempel wie von selbst in meinen Wanderführer, nicht zum letzten Mal auf dieser Tour…

Auf der Riederberghöhe (eigentlich mein gestriges Wunschziel) kehre ich kurz ein – Heißgetränk und Mehlspeise sollen mir Kraft geben für den weiteren Weg. Nächstes Ziel ist der Troppberg.

Einen Abstecher von der 04er-Markierung entfernt steht die Troppbergwarte, den kurzen, aber steilen Aufstieg gönne ich mir. Was ich mir sparen hätte können – so denke ich, als ich die von den Baumkronen überragte Steinwarte mitten im Wald entdecke…

Doch das “Metallgestell” rund um einen Sendemasten entpuppt sich als die eigentliche, neu gebaute Aussichtswarte. Ruck zuck, bin ich oben, die Aussicht wäre bei entsprechendem Wetter wohl nicht schlecht.

Der Weg wird bei jedem Regen freigespült.

Auf angenehmen Wegen wandere ich nun zum Gasthof Rieger (erneut spielt sich beschriebenes Stempelprozedere ab), statt im Wienerwald wähne ich mich auf der Alm.

Waren bisher nur vereinzelt andere Personen anzustreffen, wird der Wandererstrom nun plötzlich dichter. Des Rätsels Lösung – wir schreiben den 26. Oktober und da geht auch der letzte rot-weiß-rote Couchpotato traditionell auf Wanderschaft. Mit Kreppbändern markierte Wege, Labestationen, so wie man es von früher kennt…

Knapp vor dem Bahnhof Rekawinkel kommt mir dann ein bekanntes Gesicht entgegen. Werner ist vor kurzem dort gestartet und wird mir die kommenden dreieinhalb Tage Gesellschaft leisten.

Zurück beim Bahnhof zeigt mir der Fahrdienstleiter stolz sein (noch nicht computerisiertes) Stellwerk. Dabei wollte ich nur einen Stempel haben.

Andererseits (von Rekawinkel) geht es steil bergauf zu Kaiserbrunnberg und Jochgrabenberg, anschließend gemütlich nach Hochstraß, wo nach der A1 auch die A21 gequert wird.

Die nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnete Falkensteiner Hütte bietet sich als Pausenplatz an.

Der 04er führt auch auf den Schöpfl, der sogar als Übernachtungsort vorgesehen ist. Mit dem festen Vorsatz, diesem einmal eine eigene Wanderung zu widmen, lassen wir den Abstecher aber bleiben (wir müssten morgen den selben Weg wieder zurück gehen) wandern gleich in die Ortschaft Laaben, wo im Gh. Linde ein Zimmer auf uns wartet.

Über die Infrastruktur am Weg dorthin kann man sich jedenfalls nicht beklagen.

Prost!
Verlaufen unmöglich.

Das letzte Tageslicht begleitet uns nach Laaben

Tag 3: Laaben – Wilhelmsburg

Grau in grau beginnt der neue Tag und die Chancen, heute die Sonne zu sehen stehen schlecht. Der Aufstieg nach Hochgschaid findet daher ohne Fernsicht statt. Dementsprechend ist auch der Hauptstadtblick ist außer Betrieb.

Gehen Sie unauffällig weiter, es gibt hier nichts zu sehen!

Bald beginnt schon wieder der Abstieg nach Stössing, der erste Hügel des Tages ist damit überwunden.

Eine Pause wollen wir uns aber erst nach dem nächsten Anstieg gönnen, denn am Gipfel des Hegerbergs erwartet uns eine Hütte. Und die wollen wir noch vor den angekündigten Niederschlägen erreichen.

Tatsächlich, wir kommen trocken am Johann-Enzinger-Haus an und werden mit warmer Suppe belohnt. Und das Wetter scheint zu halten.

Hütte in Sicht!

Übergroße Markierungstafel

Am Weg hinunter nach Fahrafeld treffen uns dann doch ein paar Regenspritzer, der Wintersperre des hölzernen Steges trotzen wir aber. Und schon liegt Hügel Nummer zwei des Tages hinter uns.

Gänzlich unspektakulär verläuft die Überschreitung von Hügel Nummer drei – kein einziges Foto findet auf den Forststraßen des Kyrnberger Walds den Weg auf meine Speicherkarte.

Nummer vier ist da schon wieder interessanter – und lohnenswerter. Denn wieder findet sich mit der Ochsenburger Hütte auf der Rudolfshöhe eine Einkehrmöglichkeit.

Der Weg hinauf wurde im Zuge von Holzarbeiten stellenweise arg mitgenommen, viele neue “Wege” wurden von den Harvestern in den Wald gegraben. Ab dem Draxelhof finden wir aber wieder eine schöne Höhenwanderung zur Hütte vor.

Wenn ich mich recht erinnere, gab’s Berner Würstel und bei düsterer Stimmung machen wir uns auf den Weg hinunter nach Ludwigsburg.

Der Tag ist hier noch nicht zu Ende, aber Hügel Nummer fünf verschiebe ich in den nächsten Bericht, denn der Wienerwald ist hier zu Ende.

Denn die hier im Tal dahinfließende Traisen begrenzt den Wienerwald und damit endet auch ein Abschnitt des Voralpenwegs. Hier könnte man über eine zweite, südlichere Variante zurück zum Kahlenberg wandern und hätte damit den (quasi aufgelassenen) Wienerwald-Rundwanderweg 404 absolviert.

Uns hingegen zieht es bei anbrechender Dämmerung jedoch weiter nach Westen…



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6 Kommentare

  1. Hallo Gert.
    Hätte mich auch schon interessiert – vor Allem im Westen. Warte mal was du weiter berichtest.
    Ich werde 2020 wahrscheinlich den Salzburger Almenweg beginnen. Den 10er haben wir heuer beendet.

    1. Author

      Ich kann bis jetzt nur positives über den 04er berichtet (mein aktueller Standort ist Ebensee), sehr abwechslungsreich, trotz der fehlenden Berge (das Höllengebirge kommt ja als nächstes) ein wunderschöner Weg.

      (Nochmals) Gratulation zum Rupertiweg!

  2. Hallo!

    Wir sind den Weg zwischen 2003 und 2007 gegangen. Hat uns ebenso sehr gut gefallen.

  3. Hallo Gert,
    ich erinnere mich gerne an den Beginn des Voralpenweges zurück. Es ist mittlerweile zehn Jahre her. Im letzten Jahr waren wir übrigens am gleichen Tag zwischen Unterkirchbach und Riederberg unterwegs – du am 04er und ich am 475er.
    Noch etwas: Falls du Hochstrass meinst, dann korrigiere doch bitte Strasshof durch diesen Ortsnamen. Du wärest sonst in die falsche Richtung gelaufen (nämlich nach Gänserndorf!).

    LG
    Bernhard

    1. Author

      Natürlich meinte ich Hochstraß, danke für den Hinweis 😉

  4. Hut ab vor den Schreibkünsten des Autors! Das ist wirklich eine äußerst unterhaltsame Wegbeschreibung.

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