2019 hat unsere Nordalpenwegstour am Fuße des Seebergsattels geendet. Zumindest den Hupfer nach Seewiesen wollten wir rasch nachholen, um im Herbst oder zumindest im Folgejahr eine bessere Ausgangsposition für den Hochschwab zu haben. Aber es verschlug uns in jenem Jahr nicht mehr in diese Gegend. Und 2020 sowieso nicht…
Jetzt, im Juni 2021 macht uns die erste Hitzewelle des Jahres im Tal das Leben schwer. Somit will ich mir auf 2000 Metern Erleichterung verschaffen, auf zwei kühle Zeltnächte freue ich mich! Und da ich in den kommenden Wochen ohnehin nochmal über den Hochschwab muss (im Zuge einer Alpenvereinstour, dann auf dem Nord-Süd-Weitwanderweg) variiere ich die Route etwas und gehe über die Aflenzer Staritzen anstatt über Seewiesen und die Voisthaler Hütte. Also den ganzen Hochschwab der Länge nach.
Tag 13: Seebergalm – Aflenzer Staritzen
Um halb vier entlässt mich der Bus bei der Seebergalm und nach wenigen Minuten stehe ich dort, wo wir das letzte Mal im Regen die Tour beendet haben. Weite Wanderwege von Nord nach Süd und von Ost nach West sind hier angeschrieben.
Beim Weitwandererkreuz sehe ich auch schon das nächste Zwischenziel, den Ostgipfel der Aflenzer Staritzen. Nicht zum ersten Mal werde ich heute irgendwo da oben schlafen.
Der Aufstieg ist – wie immer hier – anstrengend und steil, von Abkühlung ist noch nicht viel zu bemerken. Ich möchte heute noch ein gutes Stück in Richtung Schiestlhaus wandern, um dort morgen zum Frühstück einzukehren.
Ein bissl Winter hat sich hier auch noch gehalten.
Endlich auf der Hochfläche der Staritzen – die leider sehr hügelig ist. Auch wenn ich mir durch meine Routenwahl den Abstieg nach Seewiesen “erspart” habe, kommen hier trotzdem viele Höhenmeter zusammen.
Angesichts der untergehenden Sonne fotografiert es sich nach Osten besser, somit landen zahlreiche Rückblicke auf der Speicherkarte. Schattenselfies inklusive.
So als ob nichts wäre, spaziert die Gams wenige Augenblicke später den Abgrund hinunter.
Manchmal kommt ein wenig Hochtourenfeeling auf…
Im Bereich der Hochweichsel finde ich eine ebene Wiese und beschließe, hier zu Zelten. Den Gedanken, die Hochweichsel (2006 m) zu abends noch zu erklimmen verwerfe ich jedoch rasch und genieße stattdessen die letzten Sonnenstrahlen.
Das Zelt steht schnell, die Sonne geht bald unter und ich koche mir ein warmes Papperl, bevor es dann in die Kiste geht.
Die Nacht wird aber leider eine sehr ungemütliche. Ich habe – wieder mal – den klassischen Fehler gemacht, die “Ebenheit” des Schlafplatzes nur optisch zu bewerten und habe auf das Probeliegen vor dem Zeltaufbau verzichtet. Beim Schlafengehen ist es dann schon zu spät, zu kalt und ich bin zu müde, um noch einen Umzug mit dem Zelt in Betracht zu ziehen.
An ein Aufstehen zum Sonnenaufgang ist somit nicht zu denken, bin ich doch froh, dann doch irgendwann eingeschlafen zu sein.
Tag 14: Aflenzer Staritzen – Sonnschienhütte
Somit wird’s auch nichts mit dem Frühstück am Schiestlhaus, erst um 9 Uhr komme ich überhaupt los und der gestern übriggelassene Weg entpuppt sich doch länger als gedacht. Der Hochschwabgipfel ist der linke der beiden in Frage kommenden Erhebungen.
Der Weg ist ein stetes Auf und Ab, der schneebedeckte Sattel ist das nächste Zwischenziel, natürlich geht es davor noch mal ordentlich runter, bevor es wieder raufgeht.
Ein Blick hinunter in die Dullwitz, wer weiß wo er schauen muss, kann die (neue) Voisthaler Hütte erkennen (die derzeit noch daneben stehende “alte” ist farblich besser getarnt).
Sprach ich gestern von “ein wenig” Hochtourenfeeling – well, this is the real thing!
Der Blick übers Ochsenreichkar verrät die nächsten zu bewältigenden Höhenmeter. Der weiche Schnee macht das Vorankommen nicht unbedingt schneller. Hier kommen mir auch die ersten Wanderer vom Schiestlhaus entgegen.
Diese Querung sah aus der Entfernung heikler aus, als sie dann ist.
Knapp nach 11 Uhr erreiche ich das Schiestlhaus. Somit gibt’s gleich ein Mittagessen statt dem angedachten Frühstück.
Auf der Terrasse sitzt noch ein Weitwanderer, der gerade in seinem 05er-Bücherl schmökert. Wir kommen ins Gespräch und stellen fest, dass wir uns (namentlich) sogar kennen. Er sammelt gerade tageweise 05er-Etappen ein (heute macht er eine Runde vom Ghf. Bodenbauer aus), seine Frau lenkt derweil das Begleitfahrzeug.
Eine Stunde halte ich mich hier auf, dann geht’s rauf auf den Gipfel, den ich erwartungsgemäß – heute ist Dienstag – für mich alleine habe.
Der Blick auf den Weiterweg ist vielversprechend.
Nach einer längeren Plateauwanderung beginnt der Weg irgendwann zu fallen. Langsam mache ich mir Gedanken, wo ich heute abend schlafen soll. Eigentlich hatte ich den Bereich zwischen Androthalm und Fobistörl als Zeltplatz im Auge, doch langsam macht sich die schlaflose Nacht doch bemerkbar.
Und da ich gerade Handyempfang habe, reserviere ich mir kurzerhand ein Bett in der Sonnschienhütte. Die Sonnschienalm ist von hier bereits zu sehen, die Wiese im linken Bildbereich ist es (dahinter/darüber ein markantes Gipfelchen – übrigens die Frauenmauer).
Der Weg durch den “Graben” hinaus zur Häuslalm wird durch einige Abfahrten durch den Firn beschleunigt (sonst oft ein schönes, aber mühsames Wegstück).
Die Häuslalm hat dann enttäuschenderweise geschlossen, auch der Brunnen davor gibt nix her. Weiter also zum Sackwiesensee, wo ich mich von einer Gruppe verleiten lasse, diesen rechts zu umrunden. Wie ich bemerken werde, gibt es dort keinen richtigen Weg – also Empfehlung: links bleiben (so wie’s eh markiert ist)!
Bei der Sonnschienhütte ist nur wenig los, hauptsächlich Tagesgäste, die noch den Weg ins Tal suchen werden. Es bleiben zwei – unabhängig von einander gekommene – Weitwanderer, die von Wien den ganzen Alpenbogen überschreiten sowie ein weiteres Grüppchen.
Sobald es finster wird, begebe ich mich ins Lager und hole mir eine große Mütze Schlaf.
Tag 15: Sonnschienhütte – Eisenerz
Bei meinen bisherigen Hochschwabüberschreitungen ging ich von hier in Richtung Präbichl bzw. kam von dort. Diesmal halte ich mich an der Abzweigung nahe der Hütte rechts, der Nordalpenweg wird mich nach Eisenerz führen.
Eine Weile führt der Weg über Stock und Stein, das Weiterkommen gestaltet nicht so schnell wie gedacht. Und gestern hätte ich hier irgendwo mit der Zeltplatzsuche begonnen. Da war die Hütte schon gemütlicher.
Auch, wenn sich mein Weg gerade Oh, Weh-Weitwanderweg nennt, gefällt es mir hier ausgezeichnet.
Die Androthalm kommt ins Blickfeld. Ich fülle dort meine Wasserflaschen auf und plaudere kurz mit der Wirtin/Sennerin. Sie klärt auch jene Frage, zu der das Internet nichts hergibt. Und zwar, ob man hier übernachten kann: Nein, kann man nicht!
Getränke und kleine Jausen gibt’s aber, das Klientel besteht hauptsächlich aus Mariazellpilgern. Durchaus nachvollziehbar, haben die frommen Wanderer doch gerade einen langen Aufstieg hinter sich.
Wunderschönes Almgelände zwischen Androthtörl und Fobistörl darf ich nun durchwandern.
Beim Fobistörl beginnt der Weg zu fallen, vorbei an der Fobisalm (unbewirtschaftet) geht es nun lange hinunter zum Leopoldsteinersee. Eine Weile ich bin gemeinsam mit einem der Weitwanderer, die in der Hütte genächtigt haben, unterwegs.
Der Wanderweg ist hier vom feinsten.
Oben zu sehen, die Stelle, wo der Weg sehr plötzlich steil wird. Ich beschließe, noch eine Pause “heroben” zu machen, mein Mitwanderer zieht weiter. Verständlich, will er doch irgendwann das Mittelmeer erreichen.
Eine kniemarternde Viertelstunde später habe ich den Talboden erreicht und nun wandere ich (relativ) flach zum Leopoldsteinersee hinaus. Bei der dortigen Imbissbude gibt’s zur Mittagsstunde Cola & Eis.
Von Eisenerz trennt mich noch eine Erhebung im Wert von 150 Höhenmetern, die es nun in der Mittagshitze zu erklimmen gilt. Leider haben sie hier vor kurzem alle Bäume weggetan, sonst wär’s wohl erträglich.
Vorbei am “Blauen Hergott” und dem “Urlaubkreuz” (zwei Wegkreuze) gelange ich auf die andere Seite des Hügels und sehe bald Eisenerz unter mir. Wer jemals mit dem Auto durch den Ort gefahren ist, kann sich vorstellen, wie lange der Weg zum Busbahnhof zu Fuß noch ist.
Jetzt: ab nach Hause! Nächstes mal geht’s dann durch’s Gesäuse.
Sehr schöner Bericht mit super schönen Fotos!
Diesen Teil des Nordalpenwegs bin ich im Sommer ebenso gewandert – doch wurde ich leider am Hochschwabgipfel von einer Schlechtwetterfront erwischt, die mich dann durch starken Schneefall und Minusgraden die Überschreitung vom Schiestlhaus nach Eisenerz nicht gerade genießen lassen hat 😉
Vollkommen unterkühlt und waschelnass, habe ich dann zum Glück auf der Sackwiesenalm (Häuslalm war ebenso, wie bei dir, geschlossen) auf ein älteres Senner-Ehepaar getroffen, die sich ganz liebevoll, als wäre ich ihr eigenes Enkelkind, um mich gekümmert haben 😀
Eine erneute Hochschwabüberschreitung bzw. vielleicht sogar -umrundung steht bei mir für dieses Jahr definitv auf der Liste!
Schönes Wochenende wünsche ich dir 🙂
LG Tobi
Plane die Tour in einem durchzugehen.
Startpunkt: 03:00 früh am Seeberg-Sattel
Ende (geplant): 20:00 Uhr Leopoldsteiner-See
bin gespannt
Erfahrungsgemäß schafft man solche Touren durchaus
letztes Mal: Tauchen Schaueregg – Hochwechsel – Stuhleck – Alpl – in einem Durch