Tag 11: Wilde Wege #ansmeer

In der Nacht tobt sich das Wetter aus. Gegen Mitternacht muss ich einmal das Fenster zumachen, damit es nicht hereinregnet. Beim Blick nach draußen: Blitz und Donner gleichzeitig. Bis in der Früh rumort es immer wieder…

Um 7 Uhr sind wir wieder beim Bauern, um den Schlüssel abzugeben, das Wetter hat sich mittlerweile etwas beruhigt.

Wir gehen anschließend zurück hinauf zur Kirche, dort haben wir auch wieder Internetempfang, also mal Wetterbericht checken. Der sagt Regen für den ganzen Tag an. Meh…

Vorerst kommt aber einmal kein Nass vom Himmel, das wollen wir nützen, um möglichst viele Kilometer zu machen. Nach einer kurzen Forststraßenpartie kommen wir wieder in den Wald, der Weg führt doch einige Höhenmeter bergauf.

Eine Aufschrift auf einem Baum razgled schickt uns zu einem Aussichtspunkt bei einem Kreuz. Hier hätten wir einen Blick auf Vransko, doch der Ort versteckt sich im Nebel, der Blick in die Ferne funktionert aber…

Wir halten eine kurze Frühstückspause mit ein paar Riegeln, dann gehen wir gleich wieder weiter. Knapp danach haben wir kurze Wegfindungsprobleme, ein Pfeil schickt uns nach links, Weg ist aber keiner zu sehen. Geradeaus sind aber auch keine weiteren Markierungen.

Links stellt sich dann schon als richtig heraus, hier ist alles etwas überwachsen. Nun folgt ein Pfad im steilen Hang, der bei der Nässe etwas tricky ist – das kostet uns etwas Zeit.

Generell sind wir die ersten zweieinhalb Stunden auf sehr netten Wegen unterwegs, nur einen Bauernhof passieren wir, ansonsten sind unsere Markierungen die einzigen Zeichen der Zivilisation.

Fast im Zeitplan erreichen wir nach 2:30 Stunden die Kirche Sv. Jošt, wo ein kleiner Rastplatz auf uns wartet. Einen Stempel gibt es auch.

Nun müssen wir hinunter nach Lipa, einem Straßensattel, wo eine große Linde als Namensgeber fungiert (Lipa = Linde). Gegenüber müssen wir dann wieder hinauf, nun lange auf einer Forststraße – aber irgendwo müssen sie gemacht werden, die Kilometer, die uns dem Meer wirklich näherbringen. Wieso also nicht hier?

Am Ende der Straße (bei einem sehr einsamen Haus) wechselt der E6 wieder in den Modus „schmaler Wanderweg im steilen Hang“. Stellenweise ist die Gehtechnik gefordert, Ausrutschen ist eher nicht ratsam. Trotzdem eine der schönsten Wegpassagen bisher – irgendein Highlight hat bis jetzt noch jeder Tag bereitgehalten.

Nach einer halben Stunde hat das mühsame, aber schöne Gehen ein Ende. Fünf Stunden unterwegs, also Mittagszeit und -pause.

Knapp nach der Pause fällt der Satz Ich habe in der Hütte mein Waschzeug vergessen! Nun, zurückgehen werden wir deswegen eher nicht, wohl bei der nächsten Gelegenheit nachkaufen.

Es folgt ein langer, durchaus anstrengender Abstieg nach Motnik, wo wir in der örtlichen Gostilna einkehren. Hier treffen wir liebe Freunde aus Graz, zumindest als Eintrag im E6-Begeher-Buch, das hier aufliegt. Liebe Grüße in die Strauchergasse an dieser Stelle… 🙂

Nun fehlen nur mehr eineinhalb Stunden bis nach Trojane. Die sind vieles: z.B. steil, anstrengend und heiß. Nur eines sind sie nicht: 90 Minuten. Eine gefühlte Ewigkeit steigen wir Feldwege hoch, auf der anderen Seite Straßen wieder runter.

Ganz zum Schluss, wird der Weg dann nochmal etwas urig, bevor wir in Trojane beim erst vor kurzem wiedereröffneten Hotel ankommen – andernfalls wäre eine Busfahrt nach Vransko oder anderswohin zum Übernachten nötig gewesen.

Und noch ein Highlight des Tages: Nach dem Duschen drehe ich mein Handy auf und habe prompt zwei Facebook-Nachrichten: Es geht um das morgens vergessene Waschzeug.

Wohin man es uns nachschicken soll fragen sowohl die Čreta-Hüttenwirtin Ana als auch eine Dame vom örtlichen Alpenverein. Nach einigem Hin und Her zum Thema Nicht nötig! bringt man uns letztlich das Säckchen um 10 Uhr abends persönlich beim Hotel vorbei, die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft hier überrascht uns immer wieder…



🙂 Vergiss nicht, den Artikel zu teilen, wenn er dir gefallen hat!

6 Kommentare

  1. Sehr schöne Bilder und interessanter Bericht und nette Slowenen.
    Werner

  2. Wow, das ist ja ein Service mit den Waschsachen !
    So schlecht scheint das Wetter dann aber augenscheinlich gar nicht gewesen zu sein…

    1. Author

      Unser Glück war, dass die Alpenvereinsdame nur 5 Minuten von unseren Hotel entfernt wohnte. Aber von der Hütte holen musste die Waschsachen ja auch jemand. Amazing…

      Und die Wetterfrösche haben einfach gelogen, wie es halt so der Brauch ist (wir waren aber eh nicht böse)

  3. Hallo!

    Da kommen Erinnerungen hoch. Habe diese Tour vor etlichen Jahren mal gemacht. Einige Mal mit dem Übernachten Problem gehabt, aber im Gesamten gesehen eine tolle Tour gewesen.

    Gerhard

  4. Ich lese deine erfrischenden Berichte mit großer Freude. Dazu die tollen Bilder. Ich glaub ich muss im nächsten Leben früher mit fem Weitwandern anfangen….

  5. Bei uns hat es auf dem Weg nach Trojane den ganzen Tag geregnet, ununterbrochen! Es war aber trotzdem schön zu gehen, die feuchte, warme Waldluft habe ich heute noch in der Nase. Am Trojane gab es im Gasthaus einen Heizraum, hier konnten wir unsere Wäsche und v.a. die Schuhe trocknen lassen.
    So schön, eure Berichte zu lesen, danke dafür :-))

Schreibe einen Kommentar zu Ingrid Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert