Ein Jahr (so lang ist das schon wieder her…) nach meinem letzten Ausflug am Nordalpenweg will ich nun die Überschreitung des Toten Gebirges vollenden. Vier bis fünf Tage sind geplant, zumindest für die ersten zwei ist schönes Wetter vorhergesagt, das passt zumindest für den einsamen Weg durch die Felswüste zwischen Prielschutzhaus und Pühringerhütte. Dann sehen wir weiter…

Tag 23: Schiederweiher – Prielschutzhaus

Mit der Bahn geht’s nach Windischgarsten und von dort mit dem Bus direkt zum Schiederweiher. Noch schnell ein wenig Sonnencreme geschmiert und um ¾ 4 Uhr bin ich dann startklar, um das Startfoto beim Schiederweiher zu schießen…

…bzw. bei der Fotowand am Parkplatz, denn direkt zum Weiher wird mich der Weg heute nicht führen. Da ich ein eventuelles Abendgewitter gerne meiden möchte, spare ich mir den kleinen Umweg (2014 war ich eh dort) und nutze den praktischen Touri-Fotospot.

Die Hütte befindet sich hinter dem “Hügel” in der Bildmitte, morgen muss ich in den tiefen Einschnitt im linken Bilddrittel.

8 Kilometer sind es heute nur, wobei sich die ersten 4 von den zweiten 4 deutlich unterscheiden. Erst geht es flach in den Talschluss der Krummen Steyr, von dort dann steil aufwärts zum Prielschutzhaus.

Ausblick beim Aufstieg
Kleiner Wasserfall entlang des Wegs

Die 800 Höhenmeter ziehen sich, aber nach insgesamt 3 Stunden ab der Fotowand erreiche ich die Hütte. Ich beziehe meinen Platz im Lager, gönne mir ein Abendessen und zwei Radler, dann bin ich bald im Bett. Morgen will ich früh raus.

Angekommen!

Tag 24: Prielschutzhaus – Pühringer Hütte

Frühstück gibt’s offiziell ab 6:30 Uhr, aber ich hoffe, 10 Minuten vor der Zeit wird das Büffet auch schon bestückt sein.

So ist es dann auch und ich kann bereits um 6:40 Uhr gut gestärkt losziehen. „Bis über Mittag“ (so die ZAMG) sollte das Wetter auf jeden Fall halten, die Gehzeit beträgt 5 (Wegweiser) bis 6 (Wanderführer) Stunden. So oder so, das sollte sich ausgehen.

Da hinauf
Der Weg zur Klinserschlucht

Zu Beginn geht’s gleich anständig bergauf und man ist auch der Morgensonne schattenlos ausgeliefert. Durch Latschenfelder steige ich höher, um bald am Beginn der Klinserschlucht zu stehen, die den Beginn der Karstwüste zwischen den beiden Hütten markiert.

Das Weiterkommen gestaltet sich recht langsam, bei meiner ersten Pause nach zwei Stunden habe ich gerade mal 3.3 Kilometer auf dem Tacho. Das felsige Gelände sowie die Höhenmeter bremsen mich.

Aber die Landschaft ist beeindruckend, außer dem Weg und den zahlreichen Farbmarkierungen gibt es keine Zeichen der Zivilisation und das Tote Gebirge macht seinem Namen stellenweise alle Ehre.

Welche Route versucht der geschätze Herr Markierungswart mir denn hier nahezulegen?

Trittsicherheit ist jedenfalls gefragt, immer wieder geht’s über ausgewaschene Felsen mit jeder Menge Löcher und Spalten. Gelegentlich sind auch noch Schneefelder zu queren. Knapp vor dem Temlbergsattel – dem höchsten Punkt der heutigen Etappe – wird’s dann gemütlicher und die Pause habe ich mir echt verdient. Am Sattel gibt’s sogar etwas Wiese, die zum faul herumliegen genützt wird.

Am Temlbergsattel
Raider heißt jetzt…
Erst ein Bogen nach rechts, dann da hinten irgendwo drüber

Auch weiterhin geht’s kreuz und quer und auf und ab durch die karge Gebirgslandschaft (wobei ich die Zwischen-„Aufs“ vorweg gar nicht so am Radar hatte). Ab der Einmündung des „Ausseer-Wegs“, welcher von der Welser Hütte heraufkommt, wird es etwas einfacher zu gehen, hier hat man mehr Arbeit in den Wegebau investiert.

Unliebsame Zwischensteigung

Nach einem etwas längeren Abstieg erreiche ich einen Graben. Hier wechsle ich vom vierten Bundesland am Nordalpenweg (Oberösterreich) zurück ins dritte. Für ein paar Etappen werde ich nun wieder in der Steiermark unterwegs sein.

Hier mache ich auch wieder mal eine längere Pause. Gefühlt ist es schon späterer Nachmittag und ich sollte mich wohl sputen, dabei verrät der Blick auf die Uhr: Es ist gerade mal 11 Uhr.

Wieder in der Steiermark

Am Rotkogelsattel

Nun muss ich noch einmal hinauf, der Rotkogelsattel mit exakt 2000 Metern trennt mich noch von der Pühringer Hütte. Auf der Hinterseite geht es steil hinab, und unten erwartet mich wieder eine „grüne“ Landschaft.

Hütte & See in Sicht!

Der letzte Weg zur Hütte zieht sich dann unerwartet lange, aber um 13 Uhr, nach 6:20 Std. Unterwegszeit erreiche ich die schön gelegene Pühringer Hütte und esse mich im Laufe des Nachmittags durch die kleine Speisekarte.

Für morgen ist der Wetterbericht nicht so rosig. Der bevorstehende Weg sollte jeodch nicht allzu schwierig sein, aber einige Hüttengäste wollen morgen zum Prielschutzhaus gehen. Ich würde das bei Regen nicht machen wollen, aber der Hüttenwirt sieht da kein Problem.

Tag 25: Pühringer Hütte – Albert-Appel-Haus

Und beim Frühstück regnet es dann auch. Eigentlich wäre mein (Wunsch-)Tagesziel die 8 Stunden entfernte Loserhütte gewesen, aber vorerst will ich einmal die 4 Stunden zum Appelhaus gehen und dort dann entscheiden.

Trübe Aussichten

Von der Hütte gibt es zwei Wege, welche zur Elmgrube führen, der untere ist der „offizielle“, er führt auch direkt am Elmsee vorbei, der obere ist laut den Wirtsleuten aber der schönere, jedenfalls hat er das gefälligere Höhenprofil.

Nach ca. einer dreiviertel Stunde erreiche ich die Unterstandshütte in der Elmgrube. Kurze Trinkpause, bevor ich mich an den Aufstieg zum Abblasbühel mache (nur ein paar 100 Höhenmeter).

Denen taugt’s heute!

Hier hört es auch auf zu regnen, was bis zum Appelhaus auch so bleibt. Weitgehend eben (soweit es im Karstgelände so etwas wie „eben“ gibt, eigentlich sind es immer ein paar Höhenmeter auf und ab) geht es nun an den Gipfel Wildgößl, Widderkarkogen und Redender Stein vorbei, zwischendurch kommt sogar die Sonne heraus.

Hinauf zum Abblasbühel

Farbtupfer am Wegesrand

Bei der Wiesenlacke
Es wird blauer am Himmel

Stolpergefahr!
Links voraus der Gipfel des “Redenden Steins”

Am Schluss dann ein längerer Abstieg zum Appelhaus, wo ich einkehre und mir mit einem Kaiserschmarren den Magen (über)fülle.

Ich geb’s zu: ich hab ihn nicht weggebracht…

Jetzt ist guter Rat teuer, nochmal 4 Stunden wären es zu Loserhütte, das Wetter soll am Nachmittag „eher besser“ werden, eine potentiell heikle Wegpassage ist allerdings dabei.

Letztlich obsiegt aber die Gemütichkeit: Schluss für heute, ich frage um einen Schlafplatz an – und bekomme sogar ein Vierbettzimmer für mich alleine. Die Loserhütte verschiebe ich auf morgen. Auch wenn’s zwischendurch sogar sonnig wird kommt nachmittags dann noch ein stärkerer Regenguss, also keine schlechte Entscheidung, zumindest vorerst.

Tag 26: Albert-Appel-Haus – Loserhütte/Losermaut

Auch heute startet der Tag mit Regen, also kann ich mir beim Frühstück Zeit lassen, vielleicht hört’s ja auf. Um 8:15 Uhr kommt dann vom Hüttenpersonal die Info, dass es tagsüber wohl eher schlechter werden soll, also kein Grund, weiter zu warten. Einige andere Wanderer haben bereits gestern um eine Verlängerungsnacht angesucht…

Ich werde mal losgehen, etwa bei der Hälfte der Tour (am Hochklapfsattel) kann ich entscheiden, ob ich ins Tal absteige oder weitergehe. Die Socken sind zwar über Nacht trocken geworden, die Schuhe aber nicht, somit brauche ich mich heute nicht zu bemühen, letztere zumindest eine Zeit lang trocken zu halten.

Durch schönen Wald geht es abwärts zur Augstwiesenalm. Aus einer Almhütte winkt mir ein Herr nach, ob ich mich nicht unterstellen will? Aber eigentlich will ich weiterkommen und die Gefahr, mehr Angebote (Schnaps) zu bekommen, als man ablehnen kann, besteht in solchen Situationen natürlich auch. Also winke ich höflich zurück, gehe aber weiter hinunter zu den Augstwiesen. Schöne Stimmung, bei Schönwetter sicher noch toller.

Prachtexemplar einer Nordalpenwegsmarkierung

Ein paar kleine Gegensteigungen später stehe ich am Hochklapfsattel und hier steht besagte Entscheidung an: runter nach Altaussee (2 ½ Std., 800 Hm Abstieg) oder weiter zur Loserhütte (2 Std., ein bissl Aufstieg, allerdings wird der Weg mit „felsiges Gelände“ und „seilversichert“ beschrieben)?

Am Beginn des Karl-Stöger-Steigs

Da es vor wenigen Minuten aufgehört hat zu regnen, beschließe ich, es „zu probieren“. Der Weg steigt gleich knackig an, gelegentlich braucht’s die Hände, aber der raue Kalkfels ist auch bei Nässe griffig und ich komme gut voran. Zwei kurze Felsstufen abwärts sind etwas mühsam, ansonsten geht es gut dahin.

Zu erwähnen sind zwei (etwas) ausgesetzte Hangquerungen auf schmalem Pfad (eine davon mit Seil).

Unten Felsen, oben Latschen – und man kraxelt da halt durch hinauf

Hier quert man seilversichert

Jedenfalls ist der sog. „Karl-Stöger-Steig“ ein großartig angelegter Weg, den ich sehr genieße – trotz des zwischenzeitlich wieder einsetzenden Regens. Knapp bevor ich auf das Hochplateau gelange, gibt’s ein paar stärkere Böen, was mich schlimmes befürchten lässt.

Aber oben angekommen ist es windstill und so kann ich den Weg zur Loseralm am Ende der „Panoramastraße“ schnell zurücklegen. Selten habe ich mich beim Wandern so gefreut, auf eine Straße samt riesigem Parkplatz zu treffen…

Eine Viertelstunde ist es noch zur Loserhütte. Ich habe bereits beschlossen, es dort gut sein zu lassen und mir eine Mitfahrgelegenheit ins Tal zu besorgen. Doch am Eingang prangt ein nettes Schild „Ruhetag“ und die Tür ist versperrt.

Es ist zwar Personal im Inneren zu sehen, aber nach kurzem Blickkontakt scheint das Handy doch interessanter zu sein als das, was der regennasse Wanderer da draußen wohl wollen könnte…

Also tritt Plan B in Kraft: mir die Mitfahrgelegenheit selbst per Daumen zu organisieren. Somit gehe ich ein Stück den Weg weiter, wechsle bei Gelegenheit auf die Straße. Nur ist bei dem Wetter (wenig überraschend) niemand unterwegs, dem ich meinen Daumen entgegenstrecken könnte.

So komme ich zu einer Gesamtbegehung der Loser-Mautstraße – hat auch nicht jeder in seinem Tourenbuch stehen! Naja, zumindest fast komplett, bei einer der untersten Kehren kann ich etwas über eine Mountainbikestrecke abkürzen.

Am Ende gibt’s dann sogar noch etwas Sonne, so komme ich halbwegs trocken unten an. Bei der Mautstelle habe ich dann mehr Glück, zwei deutsche Urlauber, die wohl gerade von der Blaa-Alm kommen, erbarmen sich und nehmen mich nach Altaussee mit. Von dort fahre ich mit Bus und Bahn nach Hause.

Tag 27: Losermaut/Blaa-Alm – Bad Goisern

Die letzte Etappe des Toten Gebirges hole ich mir schließlich ein paar Tage später – als Tagestour von Graz aus. Dass ich den ganzen Weg von der Loserhütte ins Tal zu Fuß gehen musste, gereicht mir heute zum Vorteil, kann ich doch direkt von der Mautstelle losgen, um zur Blaa-Alm zu kommen. Auch wenn mir somit ein Stück der offiziellen Route fehlt, die „connecting footsteps“ bleiben gewahrt.

Die 20 Minuten von der Losermaut zur Blaa-Alm (heute Ruhetag) sind schnell auf der Schotterstraße überwunden, nun beginnt der Anstieg zu Lambacher Hütte. Erst geht es durch den Wald hinauf zur Sandlingalm, dann um den Sandling herum zur Vorderen Sandlingalm, von dort sind es noch 15 Minuten – nun wieder in Oberösterreich wandernd – hinauf zur Lambacher Hütte.

Rückblick zum Loser
Dachsteinblick
Lambacher Hütte voraus

Diese ist eine Selbstversorgerhütte (am Wochenende bewirtschaftet) und somit geschlossen, aber hinter der Hütte gibt’s Getränke und die Terrasse ist ein schöner Aussichtsplatz.

Nach einer dreiviertel Stunde Pause mache ich mich wieder auf den Weg und komme zu einer Abzweigung, wo mir zwei Wegvarianten offenstehen. Die eine verläuft in einer langen Hangquerung zur Hütteneckalm (heute ebenfalls Ruhetag) und die andere in direkter Linie nach unten.

Ich nehme die längere Route, spare mir aber den letzten Abstecher zur Hütte, sondern gehe gleich dorthin zurück, wo die Wege wieder zusammenkommen.

Anstatt der Hüttenpause bringe ich nun mein geheimes Weitwandertalent zum Einsatz: nämlich auf irgendeinem schiefen (und in diesem Fall sogar auch harzig-klebrigen) Baumstamm eine Pause einzulegen, um beim Weitergehen festzustellen, dass der perfekte Rastplatz nur wenige Minuten weiter gelegen wäre. Das wäre in diesem Fall auf der Kriemoosalm gewesen, die ich nun überquere.

Bei der Kriemoosalm
Hinunter nach Bad Goisern

Über die Ortsteile Rehkogl und Lasern gelange ich schließlich hinunter nach Bad Goisern, wo ich mir im Tourismusbüro einen Stempel holen will. Aber man beteuert (und bedauert) keinen Stempel mit der Aufschrift Bad Goisern zu haben, und so bekomme ich „nur“ einen…

…Goiserer!

Das nämlich ist die hiesige „Schuhspezialität“ und in Österreich ist Goiserer auch ein umgangssprachlicher Begriff für einen festen Wanderschuh. Passt also!

Weiter geht’s zum Bahnhof, wo ich dann die Heimreise antrete.

Fortsetzung hier!



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