Fröhliches Gebirgsgruppenhüpfen! So könnte man diese Wandertage zusammenfassen: Ich streife zuerst die Salzkammergutberge im Süden, wandere anschließend im Norden des Dachsteinmassivs und durchquere danach die südlichen Ausläufer des Tennengebirges. Ein Best-of des oberösterreichisch-salzburgerischen Grenzgebiets sozusagen.
Tag 28: Bad Goisern – Gosau
Den Weg über die Goiserer Hütte unternehme ich als Tagestour von Graz aus. Und dazu muss ich nicht einmal besonders früh aufstehen, die erste Verbindung bringt mich um 10:42 Uhr zum Bahnhof Bad Goisern.
Dort überquere ich erstmal die Traun, wo sich der Nordalpenweg verzweigt. Die alpine Route des 01ers verläuft südwärts zum Dachstein, die Route 01A – welche von den meisten Wanderern gewählt wird, so auch von mir – hält sich nach Westen und steuert die Goiserer Hütte an. Die liegt irgendwo auf dem Rücken (in etwa da, wo die Wolke hängt), den man vom Tal bereits gut sehen kann.
Erst geht es das Tal des Ramsaubaches aufwärts, später jenes des Schüttbachs und am Ende der Asphaltstraße beginnt der “richtige” Aufstieg. Zuerst auf Schotterstraßen zur Trockentannalm, dann auf immer steileren Wegen zur Talstation der Materialseilbahn der Hütte, von wo dann ein schmaler Steig zur Goiserer Hütte führt.
In Summe sind das über 1000 Höhenmeter, die sich aber gut überwinden lassen, da habe ich mich neulich bei den 800 Hm Aufstieg zum Prielschutzhaus deutlich mehr geplagt. Entgegen der Wettervorhersage versteckt sich die Sonne noch hinter einer Wolkenschicht und zeigt sich erst, als ich schon auf der Hüttenterrasse sitze.
Obwohl es hier – laut einem der heurigen Nordalpenwegs-Thru-Hiker – die besten Kaspressknödeln der Alpen geben soll, wähle ich die Suppe mit Frittaten. Ich oute mich: KPK mag ich gar nicht so gerne.
Auf der anderen Bergseite geht es erst zur Schartenalm hinunter und weiter zur Iglmoosalm. Letztere bietet Einkehrmöglichkeit, aber ich muss passen, schließlich wartet im Tal ein Bus auf mich (bzw. er wartet nicht).
Ich erreiche bald den Ortsrand von Gosau (Ortsteil Ramsau), doch knapp davor schlägt der Weg einen Haken und verläuft parallel zum Talboden im Hang. Ein paar Höhenmeter werden zum Abschluss des Wandertags hier noch eingesammelt.
Ganz ins Tal führt die 01er-Markierung nämlich nicht, ich muss aber trotzdem hinunter, schließlich ist dort die Bushaltestelle. Also biege ich links in die vom Pass Gschütt herunter kommende Straße und kaum bin ich im Ort angekommen, fährt auch schon der Bus ein, der mich zur Salzkammergutbahn bringt.
Tag 29: Gosau – Gablonzer Hütte
Wenige Tage später bin ich wieder in Gosau. Nach Einholung eines Stempels im Tourismusbüro gehe ich die Straße zurück hinauf und folge der Markierung.
Der Anstieg ist diesmal noch angenehmer als jener zu Goiserer Hütte, denn der Weg zieht in moderater Steigung (deutlich weniger Höhenmeter verteilt auf deutlich mehr Kilometer) den Hang hinauf und die Temperaturen halten sich in Grenzen.
Nur die eine Brücke hat man mir vor der Nase entfernt. Aber nicht unweit entfernt tönt eine Motorsäge und schneidet das Material für die Erneuerung zurecht.
Vielleicht ist das eh besser, auf einer dieser Rutschbahnen gehe ich später noch zu Boden:
Doch meist geht es im Wald aufwärts, später eröffnen sich Blicke zum Gosaukamm und zu den Dachsteinbergen. Gesellschaft ist jedenfalls immer vorhanden.
Nach ca. 3 Stunden bin ich „oben“ und dann sind es nur mehr wenige Minuten bis zur Gablonzer Hütte, wo ich ein Lagerbett reserviert habe.
Tag 30: Gablonzer Hütte – Lungötz
Die Vorfreude auf den heutigen Tag ist groß, denn die Wanderung unter dem Gosaukamm gilt als eines der Highlights der östlichen Hälfte des Nordalpenwegs.
Meine erste Amtshandlung nach dem Frühstück ist der Grenzübertritt ins Bundesland Salzburg, die Formalitäten beschränken sich auf die Betätigung eines Drehkreuzes und schon bin ich im fünften Bundesland auf dem Nordalpenweg.
Da es gestern Abend noch einmal geregnet hat und der Weg schattseitig verläuft, ist der folgende Abstieg ein wenig mit Vorsicht zu genießen, alles ist etwas matschig-schmierig. Dann aber beginnt eine schöne Hangwanderung, welche mich zur Stuhlalm und zur Theodor-Körner-Hütte bringt. Bei letzterer kehre ich auf ein Getränk ein.
Nach dieser Pause muss ich ein kurzes Stück zum Weg zurück gehen und anschließend gelange ich über eine steile Wiese hinunter in ein Kar, welches durchschritten wird. Zu meiner “großen Freude” sehe ich vor mir bereits die Serpentinen des Schwarzkogelsteigs, der mich gleich steil hinauf in eine Scharte bringen wird.
Von dort geht es dann wieder in angenehmer Hangwanderung weiter, erst noch durch felsiges Gelände, später dann über feine Almwiesen.
Ich könnte auf diesem Weg bis zur Hofpürglhütte weiter wandern. Allerdings treffe ich bereits 30 Minuten davor wieder auf die zweite Nordalpenwegsvariante (der Wanderführer schickt zwar auch die 01A-Wanderer zur Hofpürglhütte, um dort zu übernachten. Da ich aber eine andere Etappeneinteilung habe, habe ich keinen Bedarf an dieser Unterkunft).
Also gehe ich anstatt zur Hofpürglhütte über eine steile Almwiese hinunter und gelange zur Arzbergalm. Von dort geht es weiter durch den Wald und knapp bevor ich eine Forststraße erreiche, steht noch ein Bankerl im Wald herum, welches natürlich besessen gehört.
Der Verweiser verkündet eine Gehzeit von 2:15 Stunden nach Lungötz, in 2 Stunden gäbe es dort einen Bus. Das könnte sich ja eigentlich ausgehen…
Es sind dann auch nur mehr ein paar (lies: viele) Straßenkilometer bergab. Ich spute mich und tatsächlich bin lange vor dem Bus in Lungötz (geschlafen wird auswärts).
Tag 31: Lungötz – Pfarrwerfen
Heute heißt’s früh aufstehen, und knapp vor sieben Uhr bin ich bereits zurück in Lungötz. Ich will/muss mich beeilen, denn am Nachmittag soll’s Regen geben. 900 Höhenmeter liegen vor mir, das Höhenprofil sieht allerdings wieder recht bequem aus, nur ganz zu Beginn und gegen Ende hin soll es etwas steiler werden.
Ich verlasse das Tal der Lammer und gehe auf abwechslungsreichen Wegen quer über Wiesen vorbei an einigen Höfen. Schließlich bringt mich eine Schotterstraße zur Karalm (1438 m), hier gäb’s bei Bedarf die Möglichkeit zur Einkehr.
Bald geht’s weiter auf schmalen Steigen durch lichter werdenden Wald zur Koreinalm (privat und unbewirtschaftet) und dann schon auf gemütlichen Wegen zu einem Sattel nahe der Frommer Hochalm. Trotz leichtem Nieselregens mache ich eine kurze Pause auf einem Bankerl, welches bei Schönwetter gewiss eine großartige Aussicht bietet.
Nun geht es im Hang unter den Brandlbergköpfen relativ eben dahin. Eigentlich gut zu gehen, wäre der Boden vom vielen Regen nicht völlig aufgeweicht und anschließend von den Hufen der Kühe nicht komplett umgegraben.
Ein bisschen knurrt schon der Magen als ich vor einem enttäuschenden Wegweiser stehe, der die Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte in noch 1 Std. Entfernung ankündigt. Es dauert aber nicht einmal 30 Minuten bis die Hütte hinter einer Kuppe auftaucht. Gut so.
Ein geschmalzenes Verhackertbrot, ein Skiwasser und einen Hüttenstempel später mache ich mich wieder auf den Weiterweg. Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, da trifft es sich gut, dass der Abstieg von der Hütte auf einem gut ausgebauten Weg erfolgt. Schnellen Schrittes gelange ich hinunter in den Wengerwinkel und von dort weiter nach Werfenweg – wo ich mich glatt zwei Mal (!) vergehe (einmal biege ich voreilig ab und dann einmal zu spät).
Der Weg folgt dem Wenger Bach (und nicht wie auf der Karte verzeichnet irgendwelchen Straßen), doch meine Freude darüber wird bald von einem Schild „Umleitung“ getrübt. Da mir eine Sperre eines Weges am Bach nach dem vielen Regen plausibel erscheint, folge ich artig dem gelben Pfeil anstatt es zu “probieren”. Für Expermente habe ich auch keine Zeit, möchte ich doch einen bestimmten Zug erwischen.
Die Umleitungsrunde auf die ich geschickt werde, ist nicht von schlechten Eltern: mindestens 2 Kilometer marschiere ich anstatt der paar 100 Meter, die es auf dem Originalweg gewesen wären. Ob’s da nicht vielleicht doch gescheiter gewesen wäre, irgendwo unterwegs nasse Füße (die ich vom Regen ja ohnehin bereits hatte) zu riskieren?
Wieder auf der “Originalroute” gehe ich schließlich den langen Graben entlang des Wenger Bachs hinaus, bis er mich plötzlich in Pfarrwerfen ausspuckt, hoch über mir die Brücke der Tauernautobahn. Wenige Augenblicke stehe ich auch schon am Bahnhof.
Eigentlich wollte ich noch ein Stück bis Werfen weitergehen und erst dort in den Zug steigen, aber da es gerade wieder zu regnen beginnt, lasse ich das bleiben.
Den Hupfer nach Werfen kann ich dann ein paar Tage später nachholen, bei schönerem Wetter. Viel zu berichten gibt es von dem zwei Kilometer kurzen Abschnitt entlang der Salzach nicht, aber trotzdem ist er “wichtig”, gilt Werfen doch als die “Mitte” des Nordalpenwegs.
Super Bericht, danke! Unglaublich lange Strecken, die du da hingelegt hast, in einer unglaublich schönen Landschaft.
Auf der Goiserer Hütte habe ich auch die köstliche Frittatensuppe gegessen 🙂