Nordalpenweg 01: Scharnitz – Loreahütte

2024 am Nordalpenweg… Von Scharnitz geht der Weg weiter nach Westen, an der Zugspitze vorbei (oder drüber) bis nach Ehrwald/Lermoos, wo die Lechtaler Alpen beginnen und damit der Lechtaler Höhenweg, dessen Beginn ich mir diesmal ansehen möchte.

Tag 45: Scharnitz – Leutasch

Am Bahnhof von Scharnitz gibt es 2024 ein Wiedersehen mit dem Nordalpenweg. Da ich im Oktober des Vorjahres ja direkt zum Zug gesprintet bin, muss ich jetzt noch den Stempel nachholen. Die Damen am Gemeindeamt sind echt neugierig und mustern meinen Wanderführer ganz genau und fragen mich über den Weg aus (Schlussfolgerung: „Das machen wir auch!“).

Am späten Vormittag kann ich dann endlich starten, heute habe ich nur eine „halbe“ Tagesetappe vor mir. Scharnitz verlasse ich entlang des Gießenbachs nach Westen, bald beginnt der Aufstieg auf den „Hohen Sattel“ (mit 1495 m ist der gar nicht so hoch). Gipfelbesteigungen rechts und links böten sich an, aber das spare ich mir zugunsten einer kleinen Pause am Sattel.

Aufstieg zum Hohen Satel
Rückblick auf Scharnitz

Auf der anderen Seite geht es unspektakulär auf einer Forststraße nach Ahrn. Hier teilt sich der Nordalpenweg wieder mal: die Route 01 führt über die Zugspitze nach Ehrwald, die 01A durch das Leutascher Hochtal und das Gaistal. Zum Saisonauftakt wähle ich die gemütlichere Route.

Im Hohen Sattel

Auch wenn Ahrn bereits zu Leutasch gehört, bin ich noch lange nicht am Ziel, denn Leutasch-Obern, wo ich mein Zimmer reserviert habe, liegt am anderen Ende des verstreuten Orts, dorthin sind es noch mindestens fünf Kilometer. Aber wenigstens die Orientierung ist einfach, ich muss einfach nur der Leutascher Ache bachaufwärts folgen, der markante Bergstock der Hohen Munde weist mir zusätzlich den Weg.

Hohe Munde voraus

Tag 46: Leutasch – Wolfratshauser Hütte

Meine Unterkunft (Landhotel Wolf) erweist sich als Glückgriff. Da ich „früh raus“ will, versuche ich, das Frühstück abzubestellen. Doch der Chef verspricht mir stattdessen einen kleinen Jausenteller herzurichten. So muss ich mich frühmorgens nur mehr im Kühlschrank bedienen und bin um halb 6 Uhr bereits wieder unterwegs.

Weiter entlang der Leutascher Ache

Weiter geht es die Leutascher Ache aufwärts, immer nach Westen in das schöne Gaistal. Der Nordalpenweg hält sich offiziell an die Fortstraße entlang des Bachs, es bietet sich aber auch der etwas höher geführte Ganghoferweg an. Zu dieser frühen Morgenstunde erhoffe ich mir da oben emehr Sonnenstrahlen. Bei der Gaistalalm muss ich wieder zurück auf die „Originalroute“.

Am “Ganghoferweg”
Alpines Tumbleweed
Hier machen sich die Kilometer schnell und leicht

Weiter geht es talein, die Kilometer machen sich hier schnell und leicht. Zu schnell vielleicht, denn als ich „plötzlich“ beim Igelsee stehe, merke ich, dass ich wohl eine Abzweigung verpasst habe. Zwei Kilometer Umweg beschert mir das, bis ich bei der Pestkapelle eintreffe, die nahe dem höchsten Punkt zwischen Leutasch und Ehrwald steht. Pause.

Hoppla, der Igelsee liegt ja gar nicht auf meiner Route…
Pause bei der Pestkapelle

Leider ist die Ehrwalder Seite des Tals nicht so schön, hier dominiert das Skigebietsflair – auch im Sommer. Baustellen, große Alm„hütten“ und bumm-bumm-Musik. Teilweise gehe ich auf asphaltierten Wanderwegen ins Tal. Der nette Wasserfallweg hinein nach Ehrwald entschädigt dafür wieder.

Almidylle
Blick nach Lermoos

Es ist halb 11 Uhr, ich habe schon 22 km am Tacho – immerhin ist das Ziel (die Wolfratshauser Hütte) bereits in Sicht. Leider 800 Höhenmeter über mir. Nach der Durchquerung des Lermooser Moos laufe ich in Lermoos und dem dortigen Spar-Markt ein, zwei Leberkässemmeln und eine Packung Haribo-Frösche erbeute ich dort. Klassisches Wandereressen halt.

Durch das Lermooser Moos

Von Scharnitz bis hierher schien die Wegnummer 01 (bzw. 01A) nur selten auf den Wegweisern auf (zukünftige Wanderer werden es aber besser haben!), etwas oberhalb der Talstation der Grubigstein-Seilbahn taucht „meine“ Nummer aber wieder auf.

Hütte in Sicht!

Abwechslungsreich geht es zur Wolfratshauser Hütte hinauf, aber die Hitze und das frühe Aufstehen fordern mittlerweile viele Pausen ein. Punkt 15 Uhr habe ich den Aufstieg hinter mir, einen Kaiserschmarrn vor mir und kann auf der Hüttenterrasse die gewaltige Aussicht zur Zugspitze genießen.

Ausblick von der Hüttenterrasse zur Zugspitze

Als einziger Nächtigungsgast darf ich mich im Lager breit machen, morgen geht es wieder mal früh los.

Tag 47: Wolfratshauser Hütte – Fernstein/Loreahütte

Der Plan ist heute, bis zur Loreahütte (eine Selbstversorgerhütte des Deutschen Alpenvereins) zu gehen. Den Schlüssel dafür habe ich im Gepäck, angemeldet bin ich auch. Trotzdem werde ich letztlich ganz woanders schlafen.

Das Frühstück habe ich (wieder einmal) abbestellt, das gedenke ich am Fernpass nachzuholen. Zuerst gehe ich zur Grubig-Alm, teils auf schönem Weg, bei der „Alm“ hat sich aber wieder mal ein Skigebiet breit gemacht. Ein großer Speichersee ist dort, wo laut Karte mein Wanderweg verlaufen sollte.

Rückblick zur Hütte

Aber die Störung durch den Wintertourismus ist kurz, gleich bin ich wieder auf dem Wanderweg unterwegs, zu meinem Leidwesen ist dieser zusätzlich auch als Mountainbikeroute ausgeschildert. Aber da zu dieser Uhrzeit noch kein Lift fährt, downhillen auch noch keine Biker. Der Weg hinunter zum Fernpass ist landschaftlich sehr nett.

Bei einem aussichtsreichen Bankerl warte ich noch ein paar Minuten, denn die „Raststation“ am Fernpass macht erst um 8 Uhr auf, dort will ich frühstücken. Ich hätte mir die Pause sparen können, denn auch um 8:15 Uhr stehe ich vor geschlossener Tür (und die Tankstelle gegenüber verlangt in ihrem Shop für Kleinigkeiten Mondpreise, da vergeht mir der Hunger).

Alternativroute zur Fernpassbundesstraße

(„Beeindruckend“ ist übrigens das Verkehrsaufkommen über den Fernpass, ich warte über zwei Minuten, bis ich die Straße queren kann…)

Also verschiebe ich das Frühstück nach Fernstein und gehe weiter, teils auf einem alten Weg, den schon die Römer benutzt haben sollen, heute sind hier Nordalpen- und Jakobswegwanderer sowie ein paar Radfahrer unterwegs.

Am Fernpass (man sieht sogar schon Loreahütte und -scharte, aber das wusste ich da noch nicht)

Mitten durch das Schloss Fernstein

In Fernstein dann das gleiche Drama: Die große Raststation hat heute Ruhetag und das Café im Schlosshotel macht erst am Nachmittag auf. Die wollen mich hier wohl verhungern lassen…

Also mache ich mich mit leerem Magen an den Aufstieg zur Loreahütte. Mit drei Stunden ist dieser angeschrieben, ich habe genug Zeit, es ist gerade mal 9:30 Uhr.

Die 1100 Höhenmeter teile ich mir gedanklich ein – alle 300 Höhenmeter eine Pause. Eine Quelle gibt’s laut Karte nach der Hälfte des Weges, dort findet sich auch ein netter Rastplatz, den ich ausgiebig nutze.

Meine Hoffnung, die Hütte vielleicht für mich alleine zu haben, platzt genau an diesem Rastplatz. Gerade als ich von meiner Pause weitergehen will, kommt ein älterer Herr an, der das Gespräch mit „Bleibst du auch bis Montag oben?“ eröffnet. (Nein, bleibe ich nicht, denn heute ist erst Mittwoch…)

Der gute Mann hat dafür eine nette Geschichte mitgebracht. Er ist zählt bereits mehr als 80 Lenze, hat anno 1964 mitgeholfen, das erste Gipfelkreuz auf dem Loreakopf aufzustellen. Im vergangenen Winter hat sich der Sturm besagtes Gipfelkreuz „geholt“ und ein Trupp vom DAV will in den nächsten Tagen ein neues errichten. Und der liebe Herr ist der einzige aus dem 64er-Team, der heute a) noch lebt und b) es noch dort hinauf schafft. So hat man ihn eingeladen, beim Erneuern des Gipfelkreuzes dabei zu sein.

Beim Weitergehen nehme ich noch etwas „Bonus-Content“ für meinen Rucksack mit. Das ist wirklich nicht blöd gemacht vom DAV: einen netten Rastplatz hinbauen und keine 50 Meter weiter die ausgeruhten Wanderer bitten, doch ein Scheiterl Holz mit auf die Hütte zu tragen – „Selbstgetragenes Holz brennt am schönsten…“

Selbstbedienung.

Der Weg hinauf ist wirklich nett angelegt, da gibt es nichts zu meckern, leider plage ich mich ziemlich, das einzige was mich rettet, ist der Herr Hans Riegel aus Bonn, bzw. seine oben bereits erwähnten Frösche (für einen Impulskauf haben die sich bisher überraschend gut im Rucksack gehalten).

Ich und mein Holz.

Um 14 Uhr treffe ich schließlich bei der Hütte ein, ein wahrlich sehr nettes Plätzchen hier. Und ein weiteres mal klappt es mit dem Essen nicht so recht: Ich stelle fest, dass ich mein geplantes Abendessen für die Hütte zuhause liegen hab lassen. Also „freue“ ich mich mal auf Wasser und Brot… (und Frösche, immerhin).

Die Loreahütte

Aber wie sich aber herausstellt, ist mein Wandertag hier ohnehin noch nicht zu Ende. Langsam sammelt sich der Gipfelkreuzaufstelltrupp vor der Hütte und unterhält sich über die Verhältnisse in der Loreascharte, über die ich morgen drüber muss. Und was ich da höre, gefällt mir weniger. Ich gehe dann sogar noch ein Stück, um mir selbst ein Bild zu machen.

Und ja, eine große, fette Wächte sitzt noch in der Scharte, selbst wenn ich da drüber komme, bereitet mir der weitere Weg Kopfzerbrechen. Morgen wäre wieder eine lange Etappe auf dem Plan und die Loreascharte ist nicht der einzige hohe Übergang…

Loreahütte von oben
Blick zur Loreascharte (Bildmitte)

Also checke ich meine Optionen, in zwei Stunden fährt in Fernstein noch ein Bus, mit dem ich heute zumindest noch ein Stück richtung Heimat komme. Runter geht es „überraschenderweise“ viel schneller und der Bus bringt mich nach Ehrwald und mit dem Zug komme ich über Garmisch-Partenkirchen nach Scharnitz, wo ich ein halbwegs erschwingliches Quartier finde. Und dort bekomme ich an diesem Tag dann auch endlich etwas zum Essen…

Fortsetzung…



🙂 Vergiss nicht, den Artikel zu teilen, wenn er dir gefallen hat!

Ein Kommentar

  1. Irgendwie habe ich hier gleich etliche Déjà-vus:
    1. Leberkässemmel-Brotzeit
    2. Abschnitt Fernstein-Fernpaßt (da kam ich im September in die andere Richtung durch)
    3. Verpassen des Tunnels unter der Straße (schlecht ausgeschildert ?!) am Fernpaß und überqueren der Straße auf eigene Gefahr und längerem Warten
    4. Viel Schnee (bei Dir Alt~; bei mir Neu~)

    Schöne Grüß
    K2.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert