Eigentlich wollte ich bei meiner Fortsetzung auf dem Nordalpenweg nicht nochmals zur Loreahütte aufsteigen, schließlich gibt es auch eine alternative Route „untenrum“. Eigentlich.
Tag 47a: Fernstein – Loreahütte
Da ich aber die Lage der Hütte und ihr Umfeld ganz nett fand, kann ich dann doch nicht widerstehen. Und ich nehme mir vor, irgendwo im Nahbereich der Hütte zu biwakieren. Also stehe ich eineinhalb Monate nach meinem letzten Ausflug ins tirolerische erneut vor jenem Wegweiser, der den Aufstieg zur Hütte mit exakt drei komma null Stunden angibt.
Gut ausgeruht und mit vollem Magen geht der Aufstieg – Überraschung! – wesentlich leichter und viel mehr als die Wegweiserzeit benötige ich diesmal nicht. Knapp vor der Hütte mache ich sogar noch einen Umweg über die Loreaalm, da mir jemand erzählt hat, dort könne man ebenfalls übernachten, das wollte ich mir ansehen (dem dürfte aber nicht so sein, die Alm scheint verlassen).
Als ich die Loreahütte erreiche, ist es bereits 18 Uhr und es hat merklich abgekühlt. Die Lust aufs draußen schlafen hält sich plötzlich in engen Grenzen – und gleichzeitig fällt mir ein, was ich diesmal nicht eingepackt habe: den Hüttenschlüssel. Noch dazu weiß ich von einem mir entgegenkommenden Wanderer, dass – im Gegensatz zum letzten Mal – heute wahrscheinlich niemand auf der Hütte ist. Also doch zelten?
Die Hütte ist tatsächlich verwaist, aber dank Kategorie-I-Einstufung ist zumindest der Vorraum unversperrt und so mache ich es mir dort so gut es geht gemütlich.
Im “Bett” bin ich dann recht früh, denn so ganz alleine wird es hier heroben dann doch schnell ein bissl…
Tag 48: Loreahütte – Pfafflar
Munter bin ich daher schon sehr früh. Knapp vor Sonnenaufgang wandere ich mit meinem Schlafsack auf die Bank vor der Hütte und sehe dem Tag beim beginnen zu (die Nacht war schließlich doch wärmer als ich gestern in meinem müden und verschwitzen Zustand geglaubt habe).
Um punkt sechs Uhr ziehe ich wieder los. Unterhalb der Loreascharte halte ich noch eine kleine Frühstücksrast und bekomme umgehend Besuch von den örtlichen Almbewohnern, diese scheinen zwar hungrig und neugierig zu sein, aber nicht mutig genug, um mir mein Frühstück ernsthaft streitig zu machen.
Und um sieben Uhr stehe ich oben in der Scharte, die mittlerweile gänzlich schneefrei ist. Allein schon wegen der Aussicht hat es sich ausgezahlt, doch hier herauf zu kommen.
Nun folgt ein längerer Downhill, erst relativ steil in den Sattel „Am Kragen“ (die Schafe auf dieser Seite des Berges sind allerdings etwas zudringlicher) und anschließend dem Heimbach talauswärts folgend ins Tegesbachtal, wo die erwähnte Alternativroute wieder auf den offiziellen Nordalpenweg stößt.
Jetzt habe ich länger einer Schotterstraße zu folgen, die mich über das Schweinsteinjoch zur Tarrentonalm bringt. Dort kehre ich ein, eine Suppe gibt’s zur Stärkung.
Nach einer Stunde (es ist jetzt 11 Uhr) mache ich mich wieder auf, 700 Höhenmeter muss ich jetzt hinauf zum Hinterbergjoch, in schöner Landschaft, trotzdem ist der Weg recht mühsam und ich benötige einige Pausen, bis ich oben bin. (Gut, dass ich das letzte Mal schon bei der Loreahütte umgedreht habe, bei Schnee wäre das eine viel größere Plagerei geworden).
Vom Hinterbergjoch führt der Weg in Serpentinen einen sehr steilen Hang bergab, dann durch ein großes Schotterfeld und wieder kurz hinauf in den Kromsattel. Den letzten Kilometer zur Anhalter Hütte geht’s dann gemütlich bergab. Habe fertig.
Die Entscheidung, ob ich hier übernachte oder nicht, verschiebe ich aber auf später. Zuerst bestelle ich einen Kaiserschmarrn und einen Liter Zuckerwasser. Ich kenne mich ja, nach einer halben Stunde an der Ladestation kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen.
Und das tut sie auch, die wieder erwachten Lebensgeister reden mir gut zu, noch zum Hahntennjoch weiterzugehen. Eineinhalb bis zwei Stunden sind dafür anzusetzen, für die Überschreitung des Steinjöchls etwa 200 Höhenmeter.
Am Hanhtennjoch habe ich zwei Optionen: Gleich von hier mit dem Bus Richtung Heimat zu fahren oder mir in Boden (einem Dorf zwei weitere Gehstunden weiter) ein Zimmer zu suchen und dort den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Doch es gibt hier – trotz viel befahrener Passstraße – überraschenderweise keinen Handyempfang, so kann ich weder den Fahrplan konsultieren noch die Dienste von Buchungsportalen nutzen.
Da ich mich aber erinnere, dass der Bus nicht vor 17 Uhr fahren wird, habe ich zumindest nocht etwas Zeit und gehe bis in die nächste Ortschaft (Pfafflar, eh nur bergab) weiter und warte dort auf den Bus. Ganz nach Hause zu kommen, das geht sich heute natürlich nicht mehr aus, aber auf halber Strecke habe ich eine Übernachtungsmöglichkeit.
Wenn ich’s mir recht überlege, bin ich für eine Tagestour von Graz nach Tirol gefahren (bei der Loreahütte war ich ja schon). Es hat sich aber definitiv ausgezahlt, schön war’s und obendrein habe ich jetzt eine ausgezeichnete Startposition für die nächste(n) Etappe(n) auf dem Lechtaler Höhenweg.