Nordwaldkammweg: Braunberghütte – Nové Hrady (Tage 7 bis 9)

Der finale Abschnitt am Nordwaldkammweg (NWKW) steht an, die letzten drei Tage bringen uns nun ins Waldviertel und schließlich in die kleine böhmische Stadt Nové Hrady.

Tag 7: Braunberghütte – Karlstift

Nachdem uns – in der leeren Hütte – niemand ein Frühstück serviert, machen wir uns mit leerem Magen auf den Weg, knapp vor sieben Uhr sind wir wieder auf der Piste. Der Weg ist vorerst gleichzeitig abwechslungsreich und ereignislos. Auf Nebensträßchen folgt Gehöft folgt netter Waldweg folgt kleine Ortschaft – zu erzählen gibt es trotzdem nichts. Daher ein paar Fotos:

Sonnenaufgang
Abstieg vom Braunberg

Von Obermarreith nach Sandl haben wir eine längeren Asphaltabschnitt vor uns, es ist aber kaum Verkehr, daher ganz erträglich zu gehen. Bei der Gemeinde hole ich mir einen Stempel und erkundige mich nach einer Einkehrmöglichkeit.

Straße nach Sandl

Dass wir zum Büffet des Hallenbads geschickt werden, erbaut uns im ersten Moment nicht besonders, und obwohl dort Variationen von Kebab und Pizza auf dem Teller landen, speisen wir gut und ausreichend. Auch mit unserem Nachtquartier haben wir Glück, der Wirt in Karlstift meldet zwar Betriebsurlaub, aber man wäre “eh da” und gewährt uns Unterschlupf.

Wir freuen uns also auf die verbleibenden 12 Kilometer, aber die nun folgende Forststraßenpartie taugt uns gar nicht. Frisch geschottert und noch nicht so recht planiert, abschnittsweise echt mühsam.

Ungute Wanderunterlage
Vorsicht, Landesgrenze!

Aber alles hat ein Ende und so auch der Mühlviertler Teil des NWKW. Die Grenze ins Waldviertel überschreiten wir beim Dreiländereck Böhmen / Österreich ob der Enns / Österreich unter der Enns. So steht es auf der Dreiländersäule, heute sagt man gemeinhin Tschechien, Oberösterreich und Niederösterreich dazu.

Beim Dreiländereck

Und der Wegzustand ändert sich schlagartig. Nach der Schotterorgie sind wir nun auf allerfeinsten Wegen unterwegs, wir fühlen uns wie in einem Park, man scheint das Gras extra für uns gemäht zu haben. Immer direkt an der Staatsgrenze wandern wir zur Bucherser Kapelle. Ein paar (viele) Fotos, weil’s so schön war:

Der ehem. eiserne Vorhang – heute ein Krautgarten…

Nun wieder auf Güter- und Waldwegen hinauf zu einer Anhöhe und auf der anderen Seite wieder hinunter nach Karlstift, wo wir für heute abschwingen.

Bei der Dreifaltigkeitskapelle knapp vor Karlstift schließt sich für mich eine Lücke. Nun bin ich den gesamten österreichischen und den gesamten Slowenischen Abschnitt des Fernwanderwegs E6 gegangen.

Tag 8: Karlstift – Hirschenwies

Heute sollten wir den Nebelstein erreichen, das ursprüngliche Ende des (modernen) NWKW (es gab ja auch schon einen Vorläufer, der nach WKII und Errichtung den Eisernen Vorhangs sowie des Moldaustausees nicht mehr begehbar war).

Der erste Abschnitt von Karlstift hinunter zur Lainsitz (übrigens der einzige Fluss Österreichs, der über die Moldau und Elbe in die Nordsee entwässert) ist mir wohlbekannt. Bereits dreimal war ich hier auf dem Nord-Süd-Weitwanderweg unterwegs, wenn auch immer in Gegenrichtung. Von der vierten Begehung kann ich trotzdem nichts Neues berichten.

Über die Lainsitz
Für die Qualität der Wanderwegsmarkierung ist der Waldviertler Alpenverein bekannt.

Gleiches gilt sinngemäß für den Aufstieg auf den Nebelstein. Beim Weitwanderstein am Parkplatz der Hütte haben wir fertig.

Friedental heißt es hier – wer findet das relevante Detail?

Die Maschekseit’n des Weitwandersteins ist dem NWKW gewidmet.

Naja, nicht ganz fertig, erst erklimmen wir den Gipfel (die Hütte hat leider geschlossen). Man könnte hier (wäre uns das Wetter hold) zurück bis zum Plöckenstein in knapp 70 Kilometern Entfernung sehen.

Der Nebelstein – ein Weitwanderhotspot!

Uns drohen jedoch dunkle Wolken, daher brechen wir bald wieder auf, um zu unserer Unterkunft zu kommen. Diese ist in Hirschenwies, daher müssen wir etwas von der NWKW-Markierung abweichen. Mit fast perfektem Timing (ein paar Regentropfen treffen uns auf den letzten 200 Metern) erreichen wir unseren Gasthof.

Abendessen

Tag 9: Hirschenwies – Nové Hrady

Der Tag beginnt mit einer Bonusrunde. Wir suchen uns extra ein schönes Waldwegerl, um zurück zur Markierung zu kommen.

Hier haben wir seinerzeit am 07er schon gerastet

Kaum haben wir diese erreicht, fällt Helen auf, dass ihr das kleine wasserdichte Necessaire mit wichtigem wie Geld und Ausweisen abgeht. Beide Rucksäcke auf der Stelle umgedreht, aber es hilft nichts. Wir rufen beim Quartier an, ob etwas gefunden wurde (nein) bzw. wir zurückkommen können, um nochmal Zimmer und Gaststube zu durchsuchen (ja). Also zurück an den Start!

Nachdem wir schon aufgegeben haben und weiter wandern wollen, sucht Helen noch das gewisse Örtchen auf – und wird in der Damentoilette fündig. Da hätte ich natürlich noch lange suchen können.

Mit 6.5 km am Tacho starten wir also erneut in den Tag, nun auf direkter Route nach Harbach, wo wir zu Mittag einkehren. Ich wollte den Weg eigentlich auf dem Mandelstein beenden, aber nach unserer Fleißaufgabe sehe ich, dass sich das nicht mehr ausgeht – wenn wir heute noch nach Hause kommen wollen. Und das will ich eigentlich, werde aber glatt überstimmt…

Wieder abseits der NWKW-Markierung wandern wir über den Förstlstein zum Mandlstein – lohnenswerte Aussicht!

Auf dem Weg zum Grenzort Pyhrabruck überrascht uns der NWKW ein letztes mal mit endlosen schönen Waldwegen.

Kurz vor Pyrabruck zweigen wir links ab, denn andernfalls müssten wir auf der Straße in den Tschechischen Ort Nové Hrady (Gratzen) gehen. So wandern wir etwas querfeldein und vorbei an einem See (Zevlův rybník) in die tschechische Kleinstadt, wo es uns mangels verfügbarer Alternativen ins erste Haus am Platz verschlägt.

Auf der tschechischen Seite des Grenzbachs
Zielfoto

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus zum Bahnhof, von dort mit dem Zug über Gmünd und Wien nach Hause. In Summe sind wir 194 km gewandert, der Nordwaldkammweg war ein sehr feines Urlaubsprogramm. Hat sich echt ausgezahlt!



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6 Kommentare

    1. *grass* – wie die Franken an dieser Stelle evtl. einwenden könnten 😉

    2. Author

      hehe, geh ich recht in der Annahme, dass demnach “Supermarkt” eins deiner Lieblingswörter ist? 😉

  1. 1. Vielen herzlichen Dank auch für die letzte Ausgabe vom NWKW, für die ich extra eine verfrühte Mittagspause einlegte und den Bericht parallel zum Mahl genoß.

    2. Apropos Mahl:
    Was ist das denn für ein Abendmahl in Hirschenwies ?

    3. Weniger Genuß:
    Das mit dem untauglichen Schotter kenne ich (da fällt mir spontan ein Stelle am E1 in DE – Horror ! – und aus diesem Jahr am 07er ein – nicht ganz so schlimm).
    Bisher dachte ich immer, das liegt an mir. Wobei ich ob meiner schwer(st)en Bergstiefel ja nie ein Fußsohlen-/Empfindlichkeitsproblem habe, sondern ein Gelenkthema.
    Ist auch nicht (alleine) die Planierung oder die Korngröße, sondern hängt auch stark von der Form ab. – So zumindest meine Erfahrung/Einschätzung…

    Bis bald (zumindest in Gedanken) an Deinem 05er 😉

    Thx, K2 🙂

      1. Danke für die schnelle Rückmeldung.
        Derartiges hatte ich erwartet.
        Ich ziehe Mohn ja anderen Drogen wie Alkohol, Gras und Nikotin vor.
        Wohl einer der Gründe, warum ich so gern nach (durch) Österreich gehe 😮
        Habe soeben umgehend Benchmark für Hüttenwirtin auf der Rotgüldenseehütte gestellt – mal sehen, was dabei rauskommt 😉

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