Nordalpenweg 01: Zürs – Göppinger Hütte

Auch wenn ich (wieder einmal) nur ein kurzes Zeitfenster von zwei Wandertagen zur Verfügung habe, will ich das möglichst gut nutzen, um auf dem Nordalpenweg ein Stück weiter zu kommen.

Im Nachtzug Zagreb – Zürich (welcher nur wegen der Sperre des Tauerntunnels über Graz umgeleitet wird) ergattere ich einen Liegeplatz – oder auch nicht, denn die kroatische Bahn „vergisst“ auf einen der beiden Liegewagen, so wird’s mit etwas Schlafentzug keine besonders gemütliche Nacht.

Aber ich komme pünktlich an, ebenso wie der Bus, der mich von Langen am Arlberg nach Zürs bringt. Um 7:20 Uhr mache ich das gleiche Selfie bei der Ortstafel, mit dem ich letztes Jahr meine Tour beendet habe.

Nordalpenwegsbeginn 2025

Tag 55: Zürs – Freiburger Hütte

Im Gegensatz zu weiten Teilen der Nordalpen ist es hier schön grün und die 450 Höhemneter zur Zürser See sind schnell erledigt. Im hiesigen Restaurant werden gerade erst die Tische auf die Terrasse getragen, den Gedanken, auf ein Frühstück einzukehren kann ich also verwerfen.

Aufstieg zum Zürser See – immer im Nahbereich der Zufahrtsstraße, aber man sieht – und hört! – von ihr nix.

Hätte mir aber wohl doch ein wenig Zeit lassen sollen, denn nach der (halben) Umrundung des Sees passiert mir ein gröberer Verhauer. Statt dem Wanderweg folge ich einer breiteren Wegspur, als diese sich verläuft und ich meine Position am GPS checke, bin ich schon 100 Höhenmeter über dem See.

Es gelingt mir zwar, ohne Höhenverlust zum richtigen Weg hinüber zu queren, der (weglose) Weg macht zwar Spaß, führt mich jedoch durch steiles Blockwerk und kostet viel Zeit.

Aus irgendeinem Grund hat’s mich da geradeaus raufgezogen, anstatt am Ufer zu bleiben…
…und das war die Strafe dafür!

Trotz Umweg kann ich die Wegweiserzeit aufs Madlochjoch einhalten und hier verlasse ich auch das Skigebiet.

Endspurt aufs Madlochjoch
Da jetzt links weiter!
Genau, dieses links!
Madlochjoch, schon im Rückblick

Auf der anderen Seite geht es abwärts, durch grüne Hänge gelange ich zur Ravensburger Hütte, wo ich um 11 Uhr endlich zu meinem Frühstück komme.

Spullersee voraus, rechts in der Senke die Ravensburger Hütte (zu klein für’s Foto)
Einsermenü

Den Weg “hinunter” zum Spullersee habe ich ein wenig unterschätzt, da haben die Nordalpenwegsarchitekten einige Gegensteigungen eingebaut. Ansonsten gibt es an der Szenerie echt nichts zu meckern.

Bei der Hütte hab ich mich schon gewundert, dass die Gehzeit zur Freiburger Hütte mit „nur“ drei Stunden angeschrieben ist, mein Wanderführer aber von viereinhalb spricht. Bei der Staumauer des Spullersees wird auch klar warum: Es gibt zwei Routen, der Nordalpenweg nimmt die längere (und sicher schönere) über den Gehrengrat.

In die (das? den?) Dalaaser Schütz

Also gehe ich über die Mauer und halte mich links und bald geht’s rechts hinauf in die Dalaaser Schütz (bezeichnet wohl die Almflächen dort). Langsam wäre es an der Zeit, die Trinkflasche aufzufüllen, aber der Weg weicht dem Bach lange geschickt aus.

Schließlich komme ich zu einem Tunnel, aus dem ein Bach herauskommt, da lässt es sich gut nachtanken.

(Wer sich jetzt fragt: Hä? Tunnel? Bach? dem sei gesagt, dass der Spullersee ein Speicherteich ist, der zu einem ÖBB-Kraftwerk gehört, von daher ergibt das schon Sinn, Bäche dorthin umzuleiten.)

Ist es noch weit?

Die Wegtafeln weisen den Gehrengrat immer wieder als „Nur für Geübte!“ aus und auch der Wanderführer findet deutliche Worte dafür. Der Grat selbst ist aber harmlos, im Aufstieg gibt es jedoch ein paar sandig-schottrig-steile Stellen, wo man eher nicht ausrutschen sollte. Sonst ist alles gut, bis auf meine Kondition, der im zweiten längeren Aufstieg schon ihre Grenzen aufgezeigt werden.

Gehrengrat, Teil 1
Gehrengrat, Teil 2

Das Stück auf dem breiten Grat ist dann wieder pures Genusswandern, den Gipfel nehme ich nicht mit. Gleich geht es wieder steil hinunter zum Steinernen Meer.

Blick hinunter zum Steinernen Meer

Hier schlängelt sich der Weg durch eine schöne Karstlandschaft, Trittsicherheit ist gefragt. War der Himmel am Vormittag noch bedeckt, knallt jetzt die Sonne gnadenlos herunter.

Danach führt mich der Weg noch eine Stunde lang durch grüne Almen, erst ganz am Ende des Abstiegs zur Freiburger Hütte kommt diese in Sicht, knapp vor 17 Uhr bin ich dort. Zu essen gibt’s mein zweites Weitwander-Standard-Menü und noch lange vor Einbruch der Dunkelheit bin ich im Bett. Hab ja einiges nachzuholen.

Blinder Passagier
Ziel in Sicht!

Tag 56: Freiburger Hütte – Göppinger Hütte

Die Freiburger Hütte liegt ja über dem bekannten Formarinsee, ein paar Blicke habe ich gestern schon drauf werfen können. Heute geht es als erstes auf dem „Felsensteig“ (wieder so eine angeblich-nur-für-Geübte-Unternehmung) hoch über dem See entlang. Tagsüber geht es hier wohl zu, aber da ich schon um 7 Uhr unterwegs bin ist noch alles ruhig. Ganz hübsch hier.

Der Formarinsee – mit eher wenig Wasser
Am Felsensteig (felsiger wird’s nicht)
Die Formarinalpe, in der Wiese entspringt der Lech

Bei der Formarinalpe (nebenbei entspringt übrigens der Lech) hält sich der Weg links in den Hang hinauf und damit wäre der Weg zur Göppinger Hütte auch schon beschrieben – wären da nicht einige Aufs und Abs eingebaut.

Rückblick zur Freiburger Hütte

Vorerst geht es aber mal gemütlich 200 Höhenmeter nach oben ins sogenannte Obergschröf, wo der Weg flacher wird und kurz in das Untere und danach in das Obere Johannesjoch abfällt, dazwischen eine gesicherte Kletterstelle.

Kraxelstelle

Nahe dem Oberen Johannesjoch liegt ein kleiner See, an dem es sich gut rasten ließe (natürlich hab ich’s wieder geschafft, mich 50 Meter zu früh auf einen Stein niederzulassen).

Nun muss ich 250 Höhenmeter nach oben, auf einen namenlosen Rücken (ein Ausläufer der Hirschenspitze), hier kommen mir auch die ersten Wanderer von der Göppinger Hütte entgegen, die letzten Meter des Aufstiegs sind recht steil. Dann wandere ich eine Weile dem Rücken entlang.

Oben wird’s flacher…

Auf der anderen Seite sieht die Landschaft ganz anders aus, eine graue Mondlandschaft füllt ein weites Kar, welches ich nun durchquere. Den weiteren Weg unter den Johannesköpfen konnte ich schon vom besagten Rücken sehen, er sah von dort recht spektakulär aus, verläuft aber überraschend angenehm aufwärts, an zwei Stellen braucht man die Hände.

Da soll irgendwo ein Weg durchführen…
…. und das tut er auch.

Einmal “oben” kann man die Göppinger Hütte schon gut sehen, eine halbe Stunde später bin ich dann dort. Die Wegweiserzeit hab ich heute deutlich überboten.

Angekommen

Nach einer Stärkung heißt es für schon wieder Abschied nehmen vom Nordalpenweg und ich steige ins Tal nach Zug ab, ein Bus bringt mich nach Lech, ein weiterer nach St. Anton und von dort geht’s mit der Eisenbahn nach Hause.

In vier bis fünf Tagen ließe sich der Nordalpenweg nun abschließen, mal sehen…



🙂 Vergiss nicht, den Artikel zu teilen, wenn er dir gefallen hat!

3 Kommentare

  1. Herrliche Bilder. Man glaubt es selbst zu erleben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert