Im Anschluss an eine Dienstreise in die USA, welche uns nach Las Vegas geführt hat, haben ein Kollege (Werner *) und ich uns eine Woche freigenommen, um uns ein paar Nationalparks in Utah anzusehen und der Zion NP war der erste in der Runde.
Vor knapp 15 Jahren war ich schon einmal hier, wie ich immer wieder feststellen musste, haben wir damals fast gar nichts von den ganzen Parks gesehen.
Observation Point
Als ersten Ausflug haben wir uns für die Wanderung zum sogenannten Observation Point (1983m) entschieden. Um diesen Aussichtspunkt zu erreichen müssen vom Tal (wo ein Shuttlebus die Besucher herumführt) 600 Höhenmeter überwunden werden.
Als wir bei der Station “Weeping Rock” aussteigen, stehen wir vor einer imposanten Felswand, die nicht erahnen lässt, wo es da hinauf geht. Kein Wunder, in der Nationalparkbroschüre ist der Weg der schwierigsten Kategorie zugeordnet (“strenous”, im Vergleich zu “easy” und “moderate”) doch gleich zu Beginn sind wir erstaunt, dass der Weg zwar recht steil ansteigt, aber immer mit einer Betondecke versehen ist und nur selten weniger als einen Meter breit ist. Dafür kommen wir schnell voran.
Den Namen hat der Weeping Rock übrigens von einem Phänomen, welches uns vom Karst auch nicht so unbekannt ist: Wasser sickert durch den Sandstein, trifft auf eine undurchlässige Gesteinsschicht und fließt dieser entlang. Wo es zu Tage tritt muss es wohl für die ersten Siedler wirklich so ausgesehen haben, als ob der Fels weint.
Der Weg verläuft recht abwechslungsreich, einmal durch einen Canyon und später verläuft der Weg direkt durch den eiskalten Bach. Im Aufstieg kann ich noch drum herum klettern, im Abstieg hilft dann jedoch nur mehr ein sehr erfrischendes Kneippbad.
Unterwegs treffen wir einen “Volunteer”, der hier anscheinend die Wege betreut und uns verrät, dass wir eh schon almost there wären. Doch wie sich herausstellen wird, haben wir bis dahin gerade mal die Hälfte des Weges geschafft. Nach ca. eindreiviertel Stunden haben wir den Aussichtspunkt erreicht und genießen das schöne Panorama: unter uns der Canyon, gegenüber eindrucksvolle Sandsteinwände und auf dem einen oder anderen Gipfel liegt tatsächlich noch etwas Schnee. Ich dachte, wir wären hier in der Wüste?
Der Observation Point liegt auf 1983 m Seehöhe, im Aufstieg dürften wir an der 2000 m-Marke gekratzt haben, den eigentlichen Gipfel lässt der Weg jedoch rechts liegen. Was uns nicht allzuviel ausmacht, denn trotz des trüben Wetters ist es relativ warm.
Was auf den österreichischen Gipfeln die Dohlen erledigen, nämlich um Futter zu betteln, haben hier die Streifenhörnchen übernommen. Allerdings sind sie flink genug um unseren Kameras zu entwischen. Füttern soll man sie eh nicht, denn das ist hier against the law und Tafeln informieren uns über die Höhe der Geldstrafe.
Nach einer dreiviertel Stunde Pause geht es wieder ins Tal und wir besichtigen noch den Weeping Rock.
Riverside Walk
Nach einer weiteren kurzen Busfahrt nehmen wir am Ende der Straße in den Canyon beim “Temple of Sinawava” (eine breite, ebene Stelle des Canyons mit einigen Steinformationen) den Riverside Walk unter die Beine.
Der Weg selbst ist relativ unspektakulär – da rollstuhltauglich angelegt – und führt bis zu den “Narrows”, wo man nur mehr im Bachbett weitergehen könnte. Aufgrund des hohen Wasserstandes ist dieser “Weg” aber heute gesperrt, wir hatten aber sowieso nicht vor da weiterzuwandern.
Also sind wir zurück zum Bus und haben bei der Zion Lodge eine kurze Stärkung eingenommen.
Emerald Pools
Von diesen (eher kleinen) Pools gibt es drei, den Lower, Middle sowie den Upper Emerald Pool zu denen drei Wege führen, die sich zu einer schönen Runde kombinieren lassen. Wirklich eindrucksvoll sind nur der Upper Pool in den ein hoher Wasserfall stürzt und der Weg hinter dem Wasserfall zwischen Middle und Lower Pool.
Der Lower Pool mit seinem Wasserfall war übrigens das einzige, was wir anno 1995 von diesem Nationalpark gesehen haben. Die restlichen Points of Interest sind wir damals nur mit dem Auto angefahren, für längere Spaziergänge waren wir damals wohl zu faul und außerdem mussten wir am gleichen Tag noch Las Vegas erreichen. Es lebe der Urlaubsstress…
Canyon Overlook
Der letzte kleine Spaziergang führte uns zum Canyon Overlook Point, der schon an der Osteinfahrt des Nationalparks liegt. Ein netter Pfad über die nun schon gewohnten Sandsteinfelsen. Man hat von dort zwar einen schönen Überblick in das Tal, für einen Fototermin ist der Nachmittag aber eindeutig der falsche Zeitpunkt – Gegenlicht!
Damit ging ein schöner Wandertag zu Ende, ca. 25 km haben wir auf vier verschiedenen Wanderwegen zurückgelegt und dabei 900 Hm überwunden.
Am Abend fuhren wir weiter in Richtung Bryce Canyon NP, wo wir uns vorgenommen haben, morgen in der Früh zum Sonnenaufgang am Sunrise Point zu stehen. Auch dort sollte ich viel mehr sehen als auf der Reise von anno dazumal.
* Leider ist Werner unter meinen Kollegen ein recht häufiger Vorname – und mein Chef heisst übrigens auch so. Daher folgendes zur Aufklärung: Dieser Werner hat mich schon öfters (z.b. bei den Touren rund um Graz) begleitet, während dieser Werner hier in den USA dabei war. Haralds hätten wir im Büro sogar vier, aber das ist hier irgendwie nicht relevant…
netter bericht und tolle fotos. ist schon fein wenn der arbeitgeber den urlaub bezahlt 😉
… und dabei war ich als Werner sowohl in der Schule als auch auf der Uni immer der einzige in meiner Gruppe/Klasse 😀