Bernhard (LonesomeConebag) und ich wollen heute den Gipfel des großen Feistringstein (1836 m) im Hochschwabgebiet besteigen. Die Besonderheit: Bis etwa 200m vor den Gipfel führt ein schöner Almwanderweg, dort warnt ein Schild vor der großen alpinen Gefahr, die einen nun erwartet.
Ja, auf den kurzen, aber knackigen Klettersteig freuen wir uns schon!
Treffpunkt und Start ist in Seewiesen, das hält uns die Option offen, nach dem Gipfel die Mitteralm zu überqueren und über die Voisthalerhütte abzusteigen – soferne das Wetter bis dahin durchhält.
Recht zügig gehen wir die ersten 350 Höhenmeter zum Hackentörl. Ich fühle mich heute gut und es macht Spaß, ein wenig Gas zu geben. Zu Beginn hält Bernhard schön mit, dann lässt er sich doch zurückfallen, zwei Monate Zwangspause zeigen ihre Wirkung und ich komme so zu einigen Verschnauf- und Aussichtspausen – die ich wie immer sehr genieße!
Vom Hackentörl könnten wir nach links auf den Oisching abzweigen. Doch der ist heute nicht unser Ziel, wir halten uns rechts und marschieren weiter bis auf den Höchstein (1741 m), von dem wir bereits zum Feistringstein hinüber blicken können.
Vom Höchstein geht es in einem großen Bogen über die Hochfläche der Alm zu besagtem Schild, dort beginnen auch die Versicherungen des Klettersteigs. Um zum Gipfel zu kommen, muss zuerst in eine Scharte abgeklettert werden – und dann auf der Gegenseite wieder rauf.
Runter geht’s noch relativ einfach, da denke ich nicht mal dran, das Klettersteigset anzulegen. LoCo folgt mir und bevor der Aufstieg beginnt sage ich zu ihm “Wenn Klettersteigset, dann jetzt!” – Die Schlüsselstelle steht bevor, bzw. wir vor ihr.
Da ich den Steig schon mal begangen bin, damals von veimem Tourenpartner auch ungesichert raufgescheucht wurde, entschließe ich mich, es auch diesmal so zu probieren. Der Fels ist trocken und griffig, jede Menge Griffe und Tritte lachen mich an. Eine halbe Minute später stehe schonauf dem ersten Absatz und sehe Bernhard beim Auspacken seiner Kletterausrüstung zu…
So kann ich erstens seiner Kamera entgehen, und im Gegenzug ihn beim Klettern filmen – zum Glück bemerkt er das erst, als er die schwierige Stelle schon fast geschafft hat. Nur nicht stressen lassen!
Der Steig ist schön angelegt, er führt erst durch eine Rinne in der Diretissima hinauf zu einer kurzen, ausgesetzten Querung und schließlich ein wenig plattig zum Ausstieg. Nun trennt uns nur mehr ein etwa 200m langes Wiesenplateau vom Gipfkreuz. Harmlos.
Ja, wenn da nicht die letzten paar Meter zum Gipfelkreuz wären. Die führen nämlich über einen schmalen, ausgesetzten Grat – ohne Sicherungsmöglichkeit. Bei dem gerade aufkommenden Wind ist das Stück durchaus ‘interessant’ zu begehen. Aber ich wage mich hinüber, um uns beide ins Feistringstein-Gipfelbuch einzutragen. LoCo verweigert.
Als ich das Büchlein öffne, wessen Namen muss ich da gleich auf der allerersten Seite lesen? Meinen.
Dunkel kann ich mich wieder erinnern, dass ich mich damals über das neue Gipfelbuch gewundert habe, seit Oktober 2005 hat es sich inzwischen etwa zu einem Drittel gefüllt.
Hinunter müssen wir wieder über den Klettersteig. Bernhard scheint erst etwas Respekt zu haben, aber es geht dann doch schneller und besser als in die Gegenrichtung.
Hier endet leider die fotografische Dokumentation der Tour: Meine Kamera ist stromlos und Bernhard beschließt, auf direktem Weg abzusteigen. Da es aber gerade erst 12 Uhr geschlagen hat, möchte ich jedoch noch ein wenig hier heroben bleiben.
Also verabschieden wir uns und ich steige hinauf zur Hochfläche der Mitteralm.
Diese quere ich bis zum Fölzsattel, mit einem Abstecher auf den Kampl um auch auf dem höchsten Punkt hier gewesen zu sein. Da ich auf einen 20-köpfigen Bandwurm aus Wanderern aufzulaufen drohe, schiebe ich noch eine Pause ein, in der Hoffnung, dass ich diesen nicht im Abstieg überholen muss.
Hilft aber nix. Die Gruppe wird von einer rüstigen Mischung aus Sepp Forcher und Luis Trenker angeführt, der alle 20 Meter stehen bleibt, um Blümchen, Gipfel oder Käfer zu erklären, dahinter schiebt sich dann der Bandwurm wieder zusammen. Als ich dann doch überholen muss, krächzt mich Sepp Trenker an: Jo geh nur vire, oba tu uns auf der Hittn net des ganze Bier auss**fen! Ich verspreche ihm, mich zu beherrschen. Ehrensache!
Hütte sehe ich heute sowieso keine mehr von innen, vom Fölzsattel steige ich direkt über den unmarkierten Reitsteig zum Kreuz am Höllkamplsattel ab und von dort durch die Untere Dullwitz zurück nach Seewiesen zum Auto, wo ich um 15:30 Uhr ankomme.
Links: Bericht und Fotosammlung von LoCo. Info zum Klettersteig.
Hier eine Videostudie von LoCo in der Einstiegs- und Schlüsselstelle (Schwierigkeit C) des Klettersteigs: