Der Osterhase hat mir ein Wanderbücherl über Österreichs Schluchten und Klammen ins Nest gelegt. Vermutlich hat er – genaugenommen war es eine Häsin – dies nicht ganz uneigennützig getan, denn bereits für den Ostermontagsspaziergang konsultieren wir das Büchlein, auf Tour 23b: Teufelschlucht fällt unsere Wahl.
Nur ein knapper Absatz beschreibt den Triftsteig durch die Saalachschlucht bei Lofer, mit konkreten Anfahrtsinformationen geizt das Werk. Immerhin werden für diesen, Teufelsschlucht genannten Abschnitt Sterne (einer von drei) für die landschaftliche Schönheit und Wanderschuhe (zwei von drei) für die Schwierigkeit vergeben.
Einen passenden Parkplatz in der Nähe des Teufelsstegs finden wir trotzdem, doch ein rotes Schild senkt unsere hochgesteckten Erwartungen. Der aktuelle Wegzustand in zwei Worten zusammengefasst: Hochwasser. Kaputt.
Dem Buch lässt sich das schwer ankreiden, ist es doch zeitgleich mit dem Hochwasserereignis erschienen. Tadeln will ich da eher die Webseiten des einschlägigen Tourismusverbandes: Von gesperrten Wegen soll der zahlende Gast wohl erst erfahren nachdem er zu einem solchen geworden ist, von deren Schönheit soll er freilich davor schon lesen!
Schau ma mal…
Der Teufelssteg, der eine tragende Rolle beim Erreichen des anderen Saalachufers spielen soll, wurde 2013 ebenfalls hinfort gespült. Dass dieser aber bereits in neuem Glanz erstrahlt, lässt uns neue Hoffnung schöpfen. Dann wird wohl auch der Triftsteig, welcher dort beginnt…
Nichts dergleichen tut er, leider. Keine 100 Meter flußabwärts ist ein Holzsteg weggebröselt, im steilen Hang ist diese Stelle unpassierbar. Meh…
…dann seh’n wir schon!
So schnell wollen wir aber nicht aufgeben und gustieren, was die gelben Wanderwegweiser zu bieten haben. Die Alte Bundesstraße klingt als Wanderziel erst nicht sonderlich vielversprechend, aber von ihr gelangen wir über ein kleines Steigerl genau hinter jene unsägliche Stelle. Also probieren wir’s halt noch einmal!
Anhand des weiterhin desolaten Zustands der Steiganlagen merken wir schnell, dass Wanderer hier nicht wirklich hingehören. Und doch – soviel kann ich vorab verraten – die Tafel, welche auf eine Sperre hinweist, finden wir erst am Ende der Schlucht.
Fast alle Stege und Brücken weisen kleinere und größere Beschädigungen durch das Hochwasser auf. Trotzdem finden sich deutliche Begehungsspuren, die zahlreichen Kajakfahrer sind wohl nicht die einzigen Nutzer dieses Wegs. Je eine Prise Geländegängigkeit und Trittsicherheit reichen heute für uns, um alle unpassierbaren Steiganlagen zu umgehen.
1986 hat hier ein Bundespräsident den Weg durch die Teufelsschlucht eröffnet, vielleicht bietet sich ja für seinen Nach-nach-nach-Nachfolger oder seine Nach-nach-nach-Nachfolgerin, für welche(n) wir in kürze unsere Kreuze machen, ja die Gelegenheit, den sanierten Steig (wieder) zu eröffnen.
Wir marschieren bis zur Auerbrücke, ganz am Ende wird der Weg sanfter. Eine entgegenkommende ungarische Familie befragt uns über den Zustand des Weges. Sie zögern, das Argument umzudrehen liefert schließlich eine Ringelnatter die sich mitten über den Weg schlängelt… 😉
Der Rückweg
Vom Örtchen Au (daher “Auerbrücke”) führt ein schöner Spazierweg zurück nach Bairau, wo wir unser Auto geparkt haben.
Fazit: Eine schöne, derzeit aber nicht ganz problemlose Runde. Daher tue ich mir schwer, eine Empfehlung auszusprechen, schieben wir diese Verantwortung also den Touristikern zu. Jedenfalls rate ich den Weg nur bei trockenen Verhältnissen zu begehen.
Es wäre schade, wenn der Weg dauerhaft gesperrt bliebe. Die Sanierung bedarf sicher eines hohen finanziellen und Arbeitsaufwands und wird sicher noch einige Jahre dauern…
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