Heute steht die Fortsetzung der Tour des vorletzten Wochenendes am Programm. Mit dem Zug geht es nach Fehring (an 7:26 Uhr), von dort planen Werner und ich, dem Ostösterreichischen Grenzlandweg (Weitwanderweg 07) bis zu dessen Ende in Bad Radkersburg zu folgen. Unser Ziel ist, dort den Zug um 18:01 Uhr zu erwischen.
Laut Wanderführer ist mit 10½ Std. Gehzeit (verteilt auf eine Marathondistanz und eigentlich zwei Tagesetappen) zu rechnen, das sollte also “gerade” passen. Die Pausen werden wir uns durch ein etwas flotteres Gehtempo schon verdienen – und im Notfall fährt ja noch ein letzter Zug um 20:01 Uhr…
Tag 26: Fehring – Bad Radkersburg
Zu Beginn wird gleich die Stadt Fehring durchquert und nach Süden auf einen Hügel verlassen. Obwohl die Karte einen längeren Asphaltmarsch verspricht, zweigt der Weg doch bald in den Wald ab, um dem Weitwanderer die “Vulkanarena” zu zeigen, einem ehemaligen Basaltsteinbruch. Ausgestattet mit wichtiger Infrastruktur – einem Häuserl im Wald – und für Esoterikfans zu einem “Geomantischen Kraftplatz” erklärt (die Arena, nicht das Häusl).
Weiter geht’s Richtung Kapfenstein, erwähnenswert am Weg dorthin ist der Kuruzzenkogel (ein ehemaliger Vulkan) mit einem nett gemachten Kreuzweg. Den (sehr kurzen) Abstecher auf den bewaldeten Gipfel lassen wir uns nicht nehmen. Danach führt der Weg meist abwärts nach Kapfenstein, dem nächsten Vulkan.
Bei Kapfenstein halten wir die erste Pause auf einem vermeintlich windstillen Bankerl, doch nach ein paar Minuten “bläst” uns der kalte Wind weiter und wir steigen hinunter in Richtung Kölldorf (wo wir unseren Kernöllieferanten “überfallen” hätten können, was wir ihm aber netterweise erspart haben) und hinauf nach Sichauf, zum kleinen Dreiländereck zwischen Slowenien, dem Burgenland und der Steiermark. Beim historischen Grenzstein schiebe ich Werner kurz ins Burgenland, damit er sich auf dieser Wanderung auch ein bisschen daheim fühlen kann.
Das nächste Ziel ist St. Anna am Aigen, wo wir auf einer Aussichtsplattform den nächsten Versuch einer Pause starten, doch auch hier lässt uns der Wind nicht lange rasten. Beim Gehen ist der (Rücken)wind zwar sehr angenehm, aber sobald man sich nicht mehr bewegt, wird es schnell kalt. Von St. Anna sehen wir auch das erste Mal unser heutiges Ziel, zumindest meine ich, den Hügel mit der Burg Oberradkersburg in Slowenien zu erkennen.
Zwei Bankerl mit sinnigen Sprüchen halten uns nur kurz auf, gleich geht es hinunter zum Grenzbach Kutschenitza, dem wir für die nächsten 10 Kilometer folgen.
Ab hier wird der Weg komplett flach, den Ort Klöch mit seinem Hügel umgehen wir auf einer Wegvariante, die immer an der Grenze bleibt. Somit tauschen wir einige Asphaltkilometer gegen einen langen, aber etwas monotonen Feldweg. Dafür geben wir Gas.
Schon 6 Stunden und 30 Kilometer unterwegs und immer noch ohne anständige Pause – und mit schon leicht brennenden Fußsohlen sehnt sich Werner langsam aber sicher nach einem “Gipfelrastbankerl”. Mangels Gipfel finden wir ein solches erst bei einem Grenzübergang, wo wir uns niederlassen. Aber wie gehabt, der Wind, der spielt wieder nicht mit. Immerhin wird das mit ganzen 10 Minuten unsere längste Pause heute. Obwohl wir ja eigentlich mehr als genug Zeit hätten…
Langsam aber sicher beginne ich, den um zwei Stunden früheren Zug ins Auge zu fassen und meine Abschätzungen schwanken minütlich zwischen Geht sich nie aus! und Ja, den krieg ‘ma! Eigentlich möchte keiner von uns schneller gehen, aber die Aussicht auf zwei Stunden Aufenthalt am Bahnhof bereitet uns auch keine Freude.
Etwa 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges denke ich mir, Jetzt müsst ma scho rennen… Und dann passiert etwas sehr eigenartiges, denn Werner beginnt ohne Vorwarnung zu sprinten.
Das habe ich noch nie gesehen und macht mich so perplex, dass ich eine Weile brauche, bis ich ihn einholen kann. Letztendlich erwischen wir den Zug, aber auch nur weil ich die Tür des Waggons so lange blockiere, bis Werner auch “endlich” da ist. Daher kommen also die Verspätungen der ÖBB…
Mein GPS zeigt am Ende des Tages 43.5 km, gegangen in 8:30 Std. davon waren nicht einmal 30 Minuten Pause. Aua!
Konditionell war’s eigentlich kein großes Problem, doch die Fußsohlen haben sich schon etwas beschwert. Aua! Obwohl mir Werner mit einem Bild seiner prächtigen Blase am Fußballen den Appetit zu verderben versucht, gönnen wir uns zur Belohnung noch einen großen, fetten Burger und ein paar Elektrolytgetränke in einem Grazer Innenstadtlokal. Mmmhhh!
So, da nun langsam aber sicher der Frühling zu kommen scheint, wird das wohl hoffentlich die letzte “flache” Winterwanderung gewesen sein. Bald sollte sich ja auch dieser seltsame “weiße Schlatz” von den Bergen verziehen, damit ich endlich wieder Gipfelrast halten kann 🙂 Auffi will i!