Ein erneuter Besuch auf dem Semmering. Nachdem letzte Woche der Bahnwanderweg auf der steirischen Seite am Programm stand, ist heute der von Norden heraufführende Bahnwanderweg Historische Ghega Semmeringbahn von Gloggnitz dran.
Zuerst fahren Werner und ich mit dem Zug vom Bahnhof Semmering hinunter nach Gloggnitz. Umsteigen in Payerbach-Reichenau ist nötig, bis zu unserem kurzen Aufenthalt haben Werner und ich eine ganze Talent-Garnitur für uns alleine. Aber immerhin: auf dieser Seite des Semmerings fahren wenigstens noch Regionalzüge…
Die Gehzeit in bergab-Richtung ist mit 6:30 Stunden angegeben, das lässt befürchten, dass wir nicht genügend Tageslicht haben werden, da wir erst nach 10:30 Uhr starten und uns die 500 Höhenmeter von Gloggnitz hinaufarbeiten müssen.
Der Einstieg in den Weg fällt nicht leicht, am Bahnhof in Gloggnitz ist kein einziger Wegweiser auszumachen. Nach Gefühl gehen wir durch den Ort nach Westen zum Schloss, ab dort ist der Weg ausgezeichnet beschildert – so dicht, dass sich die angegebenen Gehzeiten auf benachbarten Wegweisern oft nur um fünf Minuten unterscheiden.
Bis zum Bahnhof Eichberg verläuft der Wanderweg ausschließlich auf asphaltierten Nebenstraßen, diesen Teil kann man also getrost auslassen.
Bald aber verlassen wir den Asphalt zugunsten weicheren Untergrunds. Von den Schneefällen der letzten Woche ist nicht mehr viel übrig, die Temperaturen bewegen sich rund um den Gefrierpunkt. In der Sonne ist es recht angenehm, aber zwischendurch sind wir immer wieder eisigem Wind ausgesetzt.
Auch wenn wir oft entlang der Bahntrasse marschieren sind viele zusätzliche Höhenmeter nötig. Denn bei jedem Tunnel müssen wir über den Berg drüber und jedes Viadukt bedeutet für uns einen Abstieg in den Talboden.
Kurz nach der Ortschaft Klamm beginnt beim Viadukt über den Wagnergraben der schönste Teil des Weges und ab sofort überwiegen die Waldwege.
Nach dem Ort Breitenstein führt der Weg in Serpentinen hinunter in die Kalte Rinne, schnell ist klar, dass der Graben diesen Namen nicht umsonst trägt. Während mir bei den kurzen Fotopausen schon fingerkalt wird, steht dort ein Zeichner und hält die Berge und Viadukte in aller Ruhe auf seinem Zeichenblock fest…
Das höchste und längste Viadukt der Semmeringbahn über die Kalte Rinne war auf der von 1968 bis 1988 gültigen 20-Schilling Note abgebildet.
Dem 20-Schilling Blick zu Ehren wurde eine kleine Aussichtsplattform gebaut, dort kann man Realität und ehemalige Banknote vergleichen.
Da die letzten Sonnenstrahlen gerade noch die Gipfel von Rax und Schneeberg streifen, machen wir uns auf, um die Tour zu ihrem Ende zu bringen.
Wie auch auf der steirischen Seite befinden sich entlang des Wegs jede Menge lehrreicher Infotafeln, die dem Wanderer einiges über die Bahn sowie deren Bau und Geschichte näherbringen. Besonders gelungen fand ich die Tafel mit den “Argumenten” der damaligen Gegner des Baus…
“Lokomotiven für solche Steigungen existieren nicht. In Höhen von über 800 Metern ist jeder Bahnbetrieb ein Experiment, dass glatt fehlschlagen kann. Es ist überhaupt ein Wagnis an solchen Felshängen eine Bahn bauen zu wollen, die Herabfahrt wird lebensgefährlich sein.”
“Fachleute des Auslands haben als höchste zulässige Steigung 1:100 nachgewiesen. Die bereits ausgeführten 1:40 und 1:30 sind Ausnahmefälle, können in die Reihe jener Verirrungen des menschlichen Geistes gestellt werden, die keine Nachahmung verdienen und keine Berufung gestatten.”
Man könnte meinen, das waren die Vorfahren des jetzigen Landeshäuptlings von Niederösterreich…
Vorbei am Bahnhof Wolfsbergkogel erreichen wir – nach in Summe 24 km, 900 Höhenmetern und 5:45 Stunden – den Endpunkt beim Bahnhof Semmering. Nun müssen wir “nur” noch 100 Höhenmeter hinauf zum Hotel Panhans wo unser Auto parkt…
Fazit: Auch wenn ich es als Steirer ungern sage, das war ein schönerer Spaziergang als letzte Woche. Den Teil von Gloggnitz bis Breitenstein (oder gar Klamm) kann man aber getrost auslassen. Je weiter man sich dem Semmering nähert, desto wanderbarer wird der Weg.
Ein weiterer Ast des Bahnwanderwegs führt übrigens von Payerbach-Reichenau hinauf nach Klamm. Ob wir uns den auch noch mal ansehen werden? Na, ich weiß nicht…
P.S. In Österreich und der Schweiz: das Viadukt. In Deutschland auch der Viadukt.
Hallo Gert!
Bist du noch ein Cacher, oder hast du hast du sie bewusst ausgelassen? Ich bin im Herbst mit einer Kindergruppe dort gegangen und sie waren begeistert. Haben fast alle gefunden.
Liebe Grüße und ein Prosit 2013
Servus Gerli,
ja, wir haben uns bewusst auf’s Wandern beschränkt und die Geocaches sein lassen. Das sind mir einfach zuviele und wir hatten auch so schon genug zu tun, bei Tageslicht ans Ziel zu kommen…
Ich habe heuer nur zwei Caches gefunden, für einen davon bin ich 200 Kilometer gewandert – das ist mehr nach meinem Geschmack 🙂 http://gipfelrast.at/2012/10/eine-kleine-runde-durchs-vulkanland/
Alles Gute für 2013 – ich hoff, ich schaff’s wieder mal zu einem OL…
Gert