Für den gelernten Österreicher ist der 26. Oktober ein nationaler Wandertag, da will, nein, muss er auf die Berge. Obwohl die Tradition der Fit-mach-mit Märsche der 70er und 80er in den letzten Jahren beinahe gänzlich verschwunden ist.
Mitten in der Tourauswahl springt mir jener Höhenrücken ins Auge, der vom Österreichring in Spielberg zwischen Murtal und Gaal nach Westen zieht.
Schnell muss ich erkennen, dass ich hier mit nur einem Auto wenig ausrichten kann und mir keine öffentliche Verkehrsmittel hilfreich zur Verfügung stehen. Also muss eine kurze Rundtour her.
Ich parke bei der Kirche in Fohnsdorf und marschiere auf der Straße westwärts nach Dietersdorf.
Dort treffe ich auf den Eisenwurzenweg, dieser verbindet den nördlichsten Punkt Österreichs (Haugschlag im Waldviertel) mit dem (fast) südlichsten Punkt (Seebergsattel bei Bad Eisenkappel). Dieser Vertreter der zehn großen österreichischen Weitwanderwege trägt die Nummer 08 und ist etwa 580 km lang, nur kurze Stücke davon konnte ich bisher begehen.
Kurz nachdem ich den Ort verlasse, zieht der Weg durch den Wald nach oben. Bald stoße ich auf einen Abschnitt, welcher der steirischen Romanfigur des Hödlmoser gewidmet ist, der hier einst “gelebt” hat.
Beim Gehöft Stoxreiter (Stoxi’s Mostschänke) könnte ich einkehren, doch alle Plätze im Gastgarten sind bereits besetzt und ich bin ja auch erst kurz unterwegs.
Post-Stoxi folgt ein längerer Schotterstraßenabschnitt bis der Weg auf etwa 1250m Höhe gerade hinauf in den Wald führt.
Bald erreiche ich die Fohnsdorfer Hütte, die ich zu dieser Jahreszeit aber bereits geschlossen vorfinde. Sogar die Holzplatten der Tische und Bänke hat man abmontiert. Lediglich der Stammtisch ist noch intakt.
Bei der Wegkreuzung auf der Gaaler Höhe biege ich nach rechts. Etwas abseits soll es hier sogar ein Gipfelkreuz geben, doch ich suche und finde es nicht.
Etwas versteckt steht am Rande einer Wiese entlang des Weges eine Unterstandshütte. Diese entdecke ich eher zufällig, nütze sie aber natürlich für eine ausgedehnte Sonnenpause. Wer weiß, wieviele warme Herbsttage uns heuer noch vergönnt sind…
Einen Abstecher auf den Gipfel des Hölzlbergs mache ich noch, doch die Aussicht dort ist trotz Gipfelwiese eher beschränkt und ich kehre schnell zum Weg zurück.
Dem Weg entlang des Rückens folge ich bis in die Nähe des Zwieselbergs, dort muss ich wieder nach Süden ins Tal. Gerne würde ich auf dem Höhenrücken (Weg 988) weiterwandern, doch dann käme ich weit entfernt von meinem Auto ins Tal. Die Wegnummer 993 ist statt dessen die meine, ihr muss ich nach Fohnsdorf folgen.
Die Überschreitung des gesamten Rückens von Spielberg bis zum Sommertörl (oder weiter mit einer Zeltübernachtung über einige Gipfel ins Triebental) kommt aber auf die Wunschliste für 2014!
Der Weg ins Tal wartet immer wieder mit schönen Ausblicken ins Murtal, das Gleinalmgebiet und die Seetaler Alpen auf.
Bis zur Kapelle beim Gehöft Gstättner folge ich schönen Wanderwegen, ab dort muss ich über Forststraßen weiter ins Tal. Nach 18 km und etwa 5:30 Std. inklusive Pausen erreiche ich wieder Fohnsdorf und komme direkt bei meinem Parkplatz in den Ort.
Das Datum hat mich auf der Tour an die Fit-mach-Mit-Wanderungen erinnert und damit verbunden an eine Episode aus meiner Schulzeit. Nach nur wenigen Wochen Französischunterricht brachte unser Professor eine französische Austauschlehrerin mit. Natürlich konnten wir mit unseren damals noch sehr rudimentären Sprachkenntnissen noch keiner Konversation folgen, geschweige denn eine führen. D.h. jeder hat sich so unsichtbar wir möglich gemacht, damit nur ja ihn keine Frage trifft…
Es wird also um den 26. Oktober gewesen sein, das Thema war, was die Österreicher an ihrem Nationalfeiertag denn so machen. Wohl etwas in der Art der Paraden auf den Champs-Elysees im Kopf habend.
Ein Mitschüler wollte ihr dann – etwas verkürzt – das Konzept der seinerzeit sehr beliebten organisierten Wanderungen näherbringen und stammelte nach langem Ringen um die richtigen Wort folgenden Satz: On… va… sur… montagne!
Kurze Pause – und in unser aller Köpfe formte sich ein Bild, welches mich mich heute noch zum schmunzeln bringt:
Ausgestorbene Geisterstädte, 7 Millionen Österreicher versammeln sich auf den Gipfeln dieses schönen Landes und winken mit ihren rot-weiß-roten Fähnchen fröhlich talwärts…
Nächstes Jahr nehm ich eine Fahne mit, ich versprech’s!