Zweieinhalb Tage lang hat uns der Eisenwurzenweg nun immer wieder auf Straßen durch das nördliche Mostviertel geführt. Auch wenn es gestern schon etwas hügelig wurde, stoßen wir heute endgültig in voralpines Gebiet vor.
Tag 12: Sonntagberg – Opponitz
Mit der Sonntagberger Basilika im Rücken wandern wir zu Beginn durch die Mostviertler Toskana. Sehr südlich, das Flair.
Eine Weile geht’s nun talwärts, wir blicken zurück hinauf zu Kirche und Kuh, die in ungewohntem Maßstab nebeneinander stehen.
Bei der Ortschaft Böhlerwerk erreichen wir den Talboden, für ein kurzes Stück wird unser Weitwanderweg zum Bahnwanderweg.
Es wird dem Erlebnisfaktor nicht schaden, den Weg von Böhlerwerk bis Waidhofen per Bahn zurückzulegen, man versäumt nicht viel. In WY kann man die gewonnene Zeit am Hauptplatz bei Kaffee und Kuchen verbringen.
Wir bleiben aber dem Wanderweg treu und gehen zu Fuß nach Waidhofen – Kaffee und Kuchen gibt’s natürlich trotzdem!
Nach der Pause haben wir in Waidhofen noch einiges zu erledigen. Da wir hier vorgestern unser Auto abgestellt haben, nützen wir das, um die Inhalte unserer Rucksäcke etwas anzupassen. Auch suchen wir das Postamt auf, dort gibt’s den Stempel für unsere Wanderbücher.
Das schmucke Städtchen verlassen wir zu bereits vorgerückter Vormittagsstunde, jetzt führt uns der Weg eine Weile bergauf. Die Besichtigung des Wildparks böte sich an, muss aber aus Zeitgründen ausbleiben.
Doch so kommen die Tiere halt zu uns heraus, hier hat Geiß Linde gerade ein Schlupfloch aus dem Gehege gefunden und labt sich an den frisch angelieferten Futtervorräten.
Vorbei an den Gehöften Unter- und Obergrasberg gewinnen wir an Höhe, bis wir schließlich auf einem schönen Pfad in den Hängen des Glatzbergs dahinwandern dürfen.
Trotz der zahlreichen Höhenmeter auf und ab, weit über die 900-Meter Marke kommen wir heute nicht hinaus. Die Hügel in der Umgebung sind viele, aber klein.
Beim Holzbauernkreuz muss kurz einer Forststraße gefolgt werden, doch bereits nach wenigen hundert Metern zweigt ein Fußsteig ab, der uns hinauf auf den Rabenstadl bringt. Hier blicken wir weit zurück – bis zum Sonntagberg.
Wiesen, Herbstwald, Wanderwege. Wirklich abwechslungsreich ist dieser Abschnitt bis zum ehemaligen Gasthof Hochseeberg. Wär’ praktisch, wenn’s den noch gäb’.
Denn die Etappe laut Wanderführer soll bei Amstettner Hütte enden, die aber einen drei Kilometer langen Abstecher von uns verlangt. Der Umweg schreckt uns zwar nicht, doch hat die Hütte nur jeweils von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, da brauchen wir Mittwoch Nachmittag keinen Einlass zu begehren.
Also ersetzen wir einen Abstecher durch den anderen und werden vom Hochseeberg nach Opponitz absteigen, wo wir bereits ein gutes und günstiges Privatzimmer reserviert haben.
Doch halt, nicht so schnell! War der Weg bis hierher perfekt markiert, sorgt eine einzelne fehlende Markierung für einen halbstündigen Verhauer. Für Nachwanderer: Nach obigem Wegweiser nicht dem offensichtlichen Feldweg folgen, sondern links unten nach Markierungen am Waldrand Ausschau halten.
Erst durch den Wald hinunter, dann in großem Bogen über eine Weide wird das Gehöft Oberstockreith erreicht, von dort marschieren wir über den Zufahrtsweg den Bauernhofs ins Tal.
Opponitz liegt nun weit links von uns. Um die Ybbs zu queren, müssen wir aber erst einen Kilometer nach rechts wandern. Ansonsten müssten wir auf der Bundesstraße in den Ort gehen.
Wir tauschen also die Bundesstraße gegen den Radweg, welcher auf der stillgelegten Trasse der Ybbstalbahn verläuft. Dadurch kommen wir aber in den Genuss durch einen kurzen Eisenbahntunnel zu wandern. Wann kann man das sonst schon gefahrlos tun?
Gleich nach dem Tunnel folgen wir rechts einem Steig entlang der Ybbs nach Opponitz, wo ein durchaus kräftezehrender Herbstwandertag zu Ende geht.
Gut hat es uns gefallen, in den Hügeln rund um Waidhofen an der Ybbs. Morgen früh müssen wir erst bis zu jener Stelle zurückwandern, an der wir die Ybbs gequert haben. Dann werden wir lange der Ybbs flussaufwärts folgen, auf den Zustand des Wanderwegs sind wir gespannt.
Wenn schon Tipps für Nachwanderer in diesem Beitrag Eingang finden, kann ich nur sagen: Einfach zum Nachwandern! 😉 Bin schon auf den südlichen Abschnitt gespannt…
Servus Helen, servus Gert!
Das finde ich schön, dass euch mein bergliches Wohnzimmer so gut gefallen hat.
Gelungene Fotos und ein entspannter Bericht – wirklich lesenswert. Das muss ich jetzt gleich auf Facebook teilen, damit die Waidhofner wissen, wie schön es über ihren Köpfen ist.
Liebe Grüße aus Waidhofen/Ybbs