10 Tage später…
Wieder geht’s mit dem Nachtzug nach Tirol, ein viertes (und letztes) Mal mit dem Bus über’s Hahntennjoch und in Bach im Lechtal steige ich ins Taxi in die Madau um. „Für kleines Geld“ schrieb ich im letzten Bericht, mittlerweile habe ich dazugelernt: Da hatte ich zufällig das „Linientaxi“ erwischt, das einmal in der Früh ins Madautal und wieder hinaus fährt. Dafür komme ich heute zu spät und das Taxi (von derselben Firma) fährt extra nur für mich. Und das tut dann richtig weh im Börserl…
Von den 3 Stunden Gehzeit zum Parkplatz der Memminger Hütte erspart mir das Taxi zudem nur zweieinhalb, denn über Nacht hat eine Mure die Straße verschüttet und so komme ich zu zwei Bonuskilometern.
Tag 52: Parseiertal – Ansbacher Hütte
Knapp vor 10 Uhr mache ich mich auf dem Parkplatz (naja, zufahren kann hier ja nur das Taxi und der Hüttenwirt) der Memminger Hütte auf den Weg hinein ins Tal des Parseierbachs, um zum Nordalpenweg zu kommen. Der Weg heraus ist mir letztes Mal ewig vorgekommen, nun geht’s eigentlich recht flott hinein.

Bei einer neuen Brücke über den Bach wechsle ich auf die andere Bachseite und der Weg fängt mehr zu steigen an als ich erwartet habe. Langsam schwant mir, was hier los ist. Hier wurde gerade der Wegverlauf geändert.
Die „Sackgasse“, über die ich mich beim letzten Mal gewundert habe, ist der „neue“ Weg und der ist in den letzten Tagen fertig geworden. Als ich wieder auf den „alten“ Weg treffe, klärt ein Schild endgültig auf: Ja, der Weg wurde umgelegt, die alte Route ist bereits gesperrt – natürlich wurde sie von diversen Schlaumeiern per Lackstift wieder „geöffnet“, aber sobald die Brücke mit der Steinschlagdelle abgebaut wird, gibt’s da kein Durchkommen mehr. Die „alte“ Route war (zumindest abschnittsweise) sicher attraktiver, aber auch oft wegen Unwetterschäden gesperrt.

Mein Weg steigt höher und ich komme in das Langkar, das seinen Namen zurecht trägt. Den Aufstieg in die Grießlscharte habe ich definitiv unterschätzt, es dauert, bis ich oben bin, das letzte Stück hilft ein Stahlseil hinauf.



Nach einer Pause geht’s weiter, nun halbwegs eben zum Winterjöchl.

Dann in einem Linksbogen um den Stierkopf herum. Der nächste Übergang sieht zuerst recht felsig aus, ist oben dann aber überraschend grün.

Ein paar Schritte weiter kann ich dann die Ansbacher Hütte bereits sehen. Es ist zwar noch ein Stückerl hin, aber das Ende ist bereits absehbar. Also noch eine Pause, die nur wegen einiger dunkler Wolken nicht länger ausfällt. Ich komme aber trocken bei der Hütte an und der Hüttenwirt weist mir ein “Doppelbett” zu.

Tag 53: Ansbacher Hütte – Leutkircher Hütte
Erst muss ich ein Stück des Weges zurückgehen, dann halte ich mich links hinauf zum Flarschjoch.

Durch die Knappenböden, einem weiten Kessel, den ich gestern schon gestreift habe, geht’s abwärts ins Alperschonjoch.
Nun führt der Weg wieder in die Felsen hinein. Schön und anspruchsvoll, aber vor allem zeitraubend.


Vom Vordersee geht’s dann hinauf in das Hinterseejoch, hier haben sich einige Muren tief in den Wanderweg gegraben.


Nun wird hinübergequert zur Gridlonscharte, was erneut länger dauert als es auf den ersten Blick aussieht. Wieder sind viele „Murengräben“ zu queren und zum Schluss muss dann die Hand an den Fels bzw. an das Stahlseil.

Nun aber gemütlich rüber zum Kaiserjochhaus? Und schon wieder: grobes Blockwerk verlangsamt das Gehen ungemein.


Jetzt aber wirklich! Eine Wiese hinunter und ich kann mich gemütlich vor die Hütte setzen und die Sonne genießen? Naja, werft mal einen Blick auf die Fahnenmasten…
Gestärkt mit Suppe und Zuckerwasser mache ich mich auf den Weiterweg. Im Gegensatz zum Vormittagsprogramm komme ich auf dem Weg zur Leutkircher Hütte gut voran und bald stehe ich vor der netten Hütte.

Tag 54: Leutkircher Hütte – Zürs
Um zwanzig nach sechs gehe ich los, es ist noch gar nicht so hell draußen. Aber ich weiß, dass es heute wieder ein langsames Vorankommen sein wird – und nach Möglichkeit möchte ich heute noch nach Hause kommen.

Die erste Stunde habe ich einen angenehmen Weg, dann stehe ich allerdings vor einer Wegteilung. Der „obere Weg“ in den Kapallsattel gilt als anspruchsvoll, es gibt aber auch eine Variante untenrum.
Da die Bedingungen gut sind und die Beine frisch, mache ich mich mal auf den Aufstieg. Auch wenn ich weiß, dass es da einen Weg durch die Felsen gibt, ist aus der Ferne nicht klar, wie das funktionieren soll. Letztlich ist der Weg aber gut gesichert und schön zu gehen. Aber es kommen (wieder einmal) mehr Höhenmeter zusammen als gedacht.
Ab dem Zusammentreffen der beiden Wege komme ich wieder schneller voran, bis der Weg hinauf ins Matunjoch ansteigt.

Auf dem Weg ins Valfagehrjoch wartet dann ein ganz besonderer landschaftlicher Leckerbissen:

Im Winter mag das ja ganz adrett aussehen, aber im Sommer kann so eine plattgewalzte Schotterwüste gar nix.
Im Valfagehrjoch gibt’s zwei Dinge zu beachten: erstens, hier gäb’s eine Variante, die über die Valluga und die Stuttgarter Hütte nach Zürs führt (sicher die schönere Option, aber dann kann ich das mit dem heute-noch-Heimkommen vergessen). Und zweitens stehe ich hier an der Grenze zu Vorarlberg, nun bin ich also im siebten und letzten Bundesland am Nordalpenweg unterwegs. Yippie!
Runter zur Ulmer Hütte gibt’s mehr des wunderbaren “Steingartens”, auch die Hütte lebt wohl mehr vom Wintergeschäft als den Sommertouristen. Getränk und weiter.

Steil runter, nun immerhin auf einer “grünen Piste” an den Ortsrand von Rauz, dort wendet sich der Weg nach rechts. Ein recht schön angelegter Weg führt mich in steilen Hängen zum Flexenpass – das muss wohl mal anders gewesen sein, mein (etwas betagter) Wanderführer spricht noch vom “Wandern auf der Flexenstraße” (samt enger Lawinengalerien) und dass man hier besser den Bus nehmen soll…



Vom Flexenpass geht’s dann fast eben an den Ortsrand von Zürs, wo im Sommer jeder Einkehrversuch scheitert, man lebt auch hier ausschließlich vom Wintertourismus.

Aber ich ich will ohnehin woanders hin. Bus nach St. Anton, Zug nach Salzburg, Zug nach Graz, wieder klappt alles reibungslos.
Auch wenn ich insgeheim hoffe, heuer am Nordalpenweg noch weiter ins Vorarlbergerische vorzudringen, der Wintereinbruch Mitte September beendet diese Pläne. Somit muss ich mich bis Sommer 2025 gedulden…
Bin noch lange nicht mitdem 02er fertig und du machst mit herrlichen Fotos und leichter Wanderlektüre Lust auf den 01er. Naja, irgendwie muss ich von Vorarlberg auch wieder heimkommen 😉
Danke
Lg Volker