“Schon wieder?” wird sich der aufmerksame Leser fragen, da war er doch erst neulich frühmorgens oben?
Stimmt prinzipiell auch, aber seit damals liegt mir Orotl in den Ohren, wie gerne er dabeigewesen wäre, warum ich ihn nicht mitgenommen habe, warum ich allein gegangen bin und überhaupt. Und da schon länger eine Gründonnerstags-Wanderung angedacht war, sich dann aber alle außer Orotl dem süßen Nixtun (oder dem Wasanderestun) verschrieben haben, wollte ich ihm den Gefallen gerne tun. Bin ich nicht nett?
Allerdings war es diesmal als Zweitagestour geplant. Aufstieg von der Ruine Hauenstein, Übernachtung im Winterraum des Gleinalmschutzhauses, Gipfelsturm vor Tagesanbruch, dann Rückweg via Rossbachkogel – also eine durchaus bekannte Tour.
Während es auf der Fahrt noch geregnet hat, beginnt es beim Abmarsch leicht zu schneien. Kein Problem, das gute Wetter brauchen wir erst morgen.
Für eine offizielle “Notunterkunft” ist der Winterraum sehr gut eingerichtet: zehn Betten, ein Tisch, ein Ofen, jede Menge Nahrungsvorräte (mit einem Schwerpunkt auf Nudeln, Glühfix und Löskaffee). Orotl zaubert schnell ein knisterndes Feuer in den Ofen, doch so wirklich warm wird es nicht, daher setze ich mich ganz nah ans Feuer.
Gegen 22:45 mache ich es mir im Schlafsack bequem, nutze den reichlich vorhandenen Platz und strecke mich quer über fünf Betten.
Um 4:30 tönt mir Orotl ein “Tagwache” ins Ohr (ich könnte ihn dafür…), ich schäle mich aus dem Schlafsack und stecke die Nase bei der Tür hinaus: Nebel, Wolken, null Sicht, null Bock auf Gipfelsturm, weil’s eh nix bringt.
Dabei hätte ich es besser wissen müssen, das ist eine klassische Gleinalmsattelwetterlage: Nebel bläst vom oberen Murtal herüber, löst sich aber gleich dahinter auf und oben ist es sowieso sonnig (naja, vielleicht nicht zu dieser nachtschlafenen Zeit).
Knapp nach 5 Uhr marschieren wir los, ich will noch motzen “mit Orotl gelingen Sonnenaufgangstouren eh nie“, aber da ist er schon zu weit hinter mir und kann mich eh nicht hören. Bald zeigt sich aber der Mond, dann die ersten Sterne und ca. 100 Höhenmeter über dem Sattel gibt der Nebel die Sicht auf das erste Morgenrot frei. Na also!
Den Sonnenaufgang haben wir für 6:39 Uhr berechnet, irgendwas ging da wohl schief, denn schon vor 6:30 Uhr wird es spannend.
Der Wind bläst auch diesmal wieder kräftig, auch ohne Wind wär’s kalt gewesen, so entschließen wir uns zum baldigen Rückzug zu unserem Quartier, um die Reste vom Büffet zu verputzen.
Mittlerweile hat sich auch hier der Nebel aufgelöst, der Wind ist fast zum Stillstand gekommen, so nehmen wir unser Frühstück auf der Terrasse der Schutzhütte ein. Einfach nur herrlich. Weniger herrlich ist die Tatsache, dass Orotl den Rückweg über den Rossbachkogel verweigert (andererseits verständlich, wir haben heute ja immerhin schon 400 Hm zurückgelegt) und auch nicht umzustimmen ist.
Daher gehen wir den gleichen Weg zurück, den wir gestern gekommen sind. Beim Brendlstall reklamiere ich aber noch eine eineinhalbstündige Sonnenpause für den entgangenen Gipfel, dann geht’s hinab zum Auto. Danke, schön war’s!
P.S. Wofür auch immer Orotl dieses Metallgestell hinaufgetragen hat, es dürfte etwas gebracht haben. Auch ihm sind schöne Fotos gelungen. An der Zensur des Schwarzweissfotos arbeite ich allerdings noch, ob mir da dieses Gestell evtl. hilfreich sein könnte? *grübel*
P.P.S. Vielen Dank an die Sektion Weitwanderer des OeAV für diese tolle Hütte, die uns den Aufstieg zum Sonnenaufgang so verkürzt hat!
Hallo Gert! Du schreibst aber schön! Und so schöne Bilder aus meiner Heimatgegend, da muss ich öfter herschauen!