Den Zentralalpenweg habe ich ja im Vorjahr auf dessen gesamten Steirischen Abschnitt begangen, im Osten (von Hainburg bis zur Steirisch-Niederösterreichischen Grenze) blieb ein Stück offen, dafür sind etwa 4 bis 5 Tagesetappen einzuplanen, dieses Projekt will ich in der Woche nach Ostern angehen.
Drei Tage “Schönwetterbudget” sind vorhanden, nach einigem Überlegen, wie diese am besten genützt werden können stand folgender Plan fest:
1. Tag: Bratislava – Hundsheimer Berge – Hainburg
2. Tag: Hainburg – Neusiedl/See – Breitenbrunn
3. Tag: Breitenbrunn – Leithagebirge – Wiesen
Ein kleiner “Prolog” von der slowakischen Hauptstadt zum offiziellen Wegbeginn in Hainburg kommt somit zu den 1200 Zentralalpenwegskilometern hinzu.
Tag 1: Bratislava – Hainburg a.d. Donau
Werners Mobil parken wir am Bahnhof Wiesen-Sigleß, von dort fahren wir über Wiener Neustadt und Wien nach Bratislava, wo wir um etwa 10:30 Uhr ankommen.
Da dies für uns beide der erste Besuch in Bratislava (bzw. in der Slowakei überhaupt) ist, gehen wir durch die Altstadt zur Donau, an diesem Ostermontagvormittag wirkt die Stadt recht ausgestorben.
Die Donau wird überquert, dann folgen wir dem Donauradweg bis zum Grenzübergang Berg, den wir nach ca. eineinhalb Stunden erreichen.
Hier verlassen wir den Radweg und schwenken nach Süden in den Ort Berg, von wo aus wir die Königswarte ‘erklimmen’ werden.
Die Königswarte ist übrigens der östlichste Berg Österreichs (sofern man bei 344 m Seehöhe von einem ‘Berg’ sprechen will) und bietet mit ihrem Aussichtsturm einen netten Ausblick – wenn man von der Einrichtung des Bundesheers gleich neben dem Gipfel absieht.
Von hier halten wir uns westwärts, der Plan wäre gewesen, immer auf der Höhe zum Hundsheimer Berg zu wandern.
Leider kommt uns dabei der Zaun eines riesigen Wildschweingeheges in die Quere, der uns recht weit nach Süden abdrängt und uns zu einigen zusätzlichen Höhenmetern zwingt.
Doch irgendwann erreicht den sanfte Gipfel am Hundheimer Berg, im leichten Dunst zeigt sich der Neusiedler See, Wien kann man vermuten.
Sogar eine ‘Schutzhütte’ gibt es hier heroben auf 485m, leider unbewirtschaftet, gegen ein kühles Getränk hätten wir jetzt nichts einzuwenden.
Im steilen Zickzack steigen wir hinunter nach Hainburg, hier beginnt das eigentliche ‘Ziel’ unserer Tour, der Zentralalpenweg 02.
Beim Zentralalpenweg-Eckstein am Hauptplatz (ein zweites Exemplar steht in Feldkirch, am anderen Ende von Österreich) gibt’s ein schnelles Erinnerungsfoto dann machen wir uns auf die Suche nach einem Quartier.
Fündig werden wir beim Goldenen Anker in der Nähe des Bahnhofs, auf den ersten Blick fast ‘zu fein’ für uns verschwitzte Weitwanderer. Doch wir sind sehr zufrieden: nettes Zimmer, Gastgarten direkt an der Donau, gutes Frühstücksbüffet (obwohl wir die einzigen Gäste zu sein scheinen), einziges Manko ist die Bahntrasse vorm Schlafzimmer. 45 Euro p.P. im Doppelzimmer.
Apropos Zentralalpen: Von diesen ist hier natürlich weit und breit noch nichts zu sehen, geologisch betrachtet befinden wir uns hier in den Karpaten, die Hundsheimer Berge gehören zu deren letzten westlichen Ausläufern.
Tag 2: Hainburg a.d. Donau – Breitenbrunn
Heute wird – so scheint’s – ein gemütlicher Tag: Zwar 40 Kilometer, diese verlaufen aber gänzlich ohne Steigungen und auf den ersten Metern orte ich auch noch Rückenwind.
Von Hainburg gehen wir entlang der Donau nach Bad Deutsch-Altenburg, von dort weiter nach Petronell-Carnuntum. Der vermeintliche Rückenwind stellt sich doch als von der Seite kommender Südwind heraus. Das lässt für den weiteren Weg nichts Gutes ahnen.
Denn ab dem Heidentor führt der Weg nach Süden, zwar oft über schöne Feldwege, aber immer mit dem Wind im Gesicht. Und die Windschutzgürtel zwischen den Feldern halten nicht, was sie versprechen.
Als wir die Leitha überqueren betreten wir auch das Burgenland. Bald darauf beginnt auch eine sechs Kilometer lange Feldweg-Gerade nach Parndorf. Gefühlsmäßig geht da gar nix weiter.
Wir durchqueren Parndorf, danach folgt wieder eine Felder- und Weinberge-Orgie, der Wind lässt auch nicht nach. Ich stelle fest, dass es in dieser Gegend anscheinend keinerlei Kapellen oder Marterln gibt – zumindest deren Windschatten wäre uns für eine Pause mittlerweile sehr willkommen.
Darauf müssen wir jedoch bis Neusiedl am See verzichten, dort kehren wir schließlich ein. Ich bevorzuge ein warmes Supperl, Werner die uns unbekannten aber laut Speisekarte “bekannte und berühmte” lokale Süßspeisenspezialität: Somloer Nockerln.
Anschließend machen wir uns auf die letzten Kilometer des Tages, vorbei an Jois und Winden am See marschieren wir nach Breitenbrunn, wo wir im Turmhof am Hauptplatz nächtigen. (39 Euro p.P. Durchaus in Ordnung, aber kein Vergleich mit dem nur um ein paar Euro teureren Goldenen Anker vom Vortag. Bei “Geht Frühstück um 7?” muss der Wirt zwar schlucken, erfüllt uns aber unseren Wunsch.)
Tag 3: Breitenbrunn – Leithagebirge – Wiesen
Heute wartet ein ganzes “Gebirge” darauf, von uns der Länge nach überschritten zu werden. Oder was man dortzulande halt als Gebirge bezeichnet.
Der erste Teil verläuft recht öde, auf einer frisch ausgebauten Forstautobahn. Erst die letzte halbe Stunde zur Franz-Josefs-Warte geht es auf netten Wegen dahin. Nach 2:45 Stunden gibt’s dort die erste Pause.
Nach der Querung der Straße Hof-Donnerskirchen folgt bis zur Buchkogelwarte ein sehr nettes Stück Wanderweg: direkt an der Landesgrenze Niederösterreich-Burgenland verlaufend und keinen Graben auslassend. Hier summiert sich überraschenderweise einiges an Höhenmetern.
Bei der Aussichtswarte am Buchkogel halten wir wieder kurz Rast und genießen den Rundumblick.
Werner macht schon eine Weile ein eher ‘leidendes’ Gesicht und beginnt im Abstieg nach Großhöflein seine brennenden Fußsohlen zu beklagen. So biete ich ihm an, sich in ein Gasthaus zu setzen während ich das Auto ‘holen gehe’.
Das Angebot nimmt er dankend an, so bin ich die letzten 18 Kilometer alleine unterwegs. In Großhöflein gesellt sich der Burgenländische Mariazellerweg zu meiner Route, das verspricht einen gemütlichen Wegverlauf.
Zwei größere Waldstücke (Pürstlingwald und Pöttschinger Wald) sind noch zu queren, der Rest verläuft wieder über idyllische Feldwege.
Mangels Höhenmetern komme ich zügig voran und erreiche nach etwa 3 1/2 Stunden ‘Alleingang’ wieder den Bahnhof Wiesen-Sigleß.
Am Ende zeigt das GPS eine Länge der Tagesetappe von 52 Kilometern und eine Gesamtzeit von 12:10 Stunden. Dank der sanften Steigungen war’s eigentlich ganz angenehm zu gehen. Viel weiter hätte es aber nicht mehr sein müssen…
Und weiter? Nun fehlen nur mehr zwei Tagesetappen bis an die steirische Grenze. Das wird sich vor der ‘Sommersaison’ wohl noch ausgehen…
Servus Kollege,
ich bin jetzt auch dran: http://zentralalpenweg.blogspot.co.at
Vielleicht kann man sich ja mal austauschen bzw. vernetzen!
lg
Sebastian
Hallo, Grüß Dich Gert,
sehe mir immer wieder Deine tollen langen Ausdauerwanderungen an.
Zu dieser Eurer ersten Etappe von Bratislava – Hainburg a.d. Donau hätt ich eine Frage:
Seid Ihr in Bratislava über die neue Brücke gegangen und geht ab da dann der Radweg markiert?
Hab eine Kleine Karpaten-Bratislava-Karte und da ist ein markierter Weg.
Will den Weg über Königswarte bis Wolfsthal gehen und von da mit der S-Bahn nach Wien zurück fahren.
Wie viel Kilometer wären es bis Hainburg?
Herzlichen Gruß
werner-p
Hallo Werner,
Ja, wir sind damals über die Neue Brücke (heisst heute offiziell “Most SNP”) gegangen und von dort auf den Radweg. Markierungen sind uns keine aufgefallen, wir haben uns mit der AMAP und einem ausgedruckten Stadtplan orientiert.
Auf unserer Route waren es von Bratislava hlavna stanica bis ins Zentrum von Hainburg 26 km. Wieviel es auf direkter Route (Weitwanderweg 07) von Wolfsthal nach Bratislava ist, weiss ich nicht genau, ich denke es sind zw. 7 und 10 km.
Viel Spaß!
Gert