Mit Orotl ging es diesmal aufs Warscheneck (2388m) im Toten Gebirge. Nachdem ich in seinem Gästezimmer in Rottenmann übernachten durfte, waren wir schon um 7:00 am Parkplatz der Standseilbahn auf die Wurzeralm.
Natürlich nahmen wir die Hilfe der Standseilbahn nicht in Anspruch, erstens wäre es dafür noch zu früh gewesen und zweitens wollten wir durch den Höllgraben auf die Wurzeralm aufsteigen.
Der Höllgraben trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, es handelt sich aber um eine grüne Hölle. Erst war der Pfad gut zu finden, aber nachdem wir einem umgefallenen Baum ausweichen mussten, war vom Weiterweg nichts mehr zu sehen. So durften wir uns durch teilweise mannshohes Gesträuch schlagen.
Doch bald zeigte sich die Flora wieder friedlicher und nach der Durchquerung eines eindrucksvollen Felssturzgebiets erreichten wir die Wurzeralm, auf der sich mittlerweile viele Seilbahnhalbschuhtouristen tummelten. Also besichtigten wir nur kurz den Teichlschwund – der Teichlbach verschwindet hier in einem unterirdischen Gangsystem, um weiter unten wieder zu Tage zu treten – und querten die Wurzeralm bis zum Brunnsteinersee.
Von nun an geht es bergauf, und das ordentlich. Die weitere Runde war wie folgt geplant (und bis auf ein kleines Detail so durchgeführt): Vom Brunnsteinersee hinauf zum Sattel bei der Roten Wand, dann westwärts entlang des 01er Weitwanderweges zum Toten Mann und dann das letzte Stück zum Warscheneckgipfel. Abstieg über Liezener, Zwischenwändensattel, Luckerhütte zurück zur Wurzeralm, um mit der letzten Seilbahn um 17 Uhr ins Tal zu fahren.
Leider haben wir uns ein wenig verspätet, und zwar aus mehreren Gründen:
- Der Neuschnee: Heftige Niederschläge sorgen in Graz für Überschwemmungen und jenseits von 2000 m Seehöhe für einigen Neuschnee. Das machte den relativ weglosen Abstieg vom Liezener zu einem Eiertanz, bei jedem Schritt aufpassen, um nicht auszurutschen.
- Der Karst: Das Gebiet nördlich der Luckerhütte ist eine der schönsten Karstlandschaften, die mir je untergekommen ist. Auswaschungen und Löcher aller Art in den Felsen. Der Weg war zwar sehr gut markiert, doch er führte im ewigen Zickzack durch das Latschendickicht. Diesen Abschnitt hatten wir bezüglich Schönheit und Länge gründlich unterschätzt.
- Der Orotl: Just kidding, aber bei den letzten paar 100 Höhenmetern vor dem Gipfel konnte man ihm beim Verzweifeln zuschauen: Ein paar Schritte aufwärts, stehen bleiben, schnaufen, zum Gipfel schauen, “mah, so weit noch”. Und wieder von vorne. Ich gebe zu, die Höhenmeter nagten zwar auch kräftig an meinen Reserven, aber ich verkniff mir den regelmäßigen Blick zum Gipfel, der nicht näherkommen wollte. Motivationstechnisch ein Vorteil.
Letztendlich erreichten wir die Bergstation bei einbrechender Dunkelheit um 21 Uhr. Wir hatten 4 Stunden Verspätung, was natürlich bedingte, dass wir den letzten Abstieg auch zu Fuß vornehmen mussten. Nach 15-stündiger Tour waren wir schließlich beim Auto. Das nächste Mal wird besser geplant, versprochen!
Und ein nächstes Mal wird es hoffentlich geben, da wir einige interessante Gipfel leider links liegen lassen mussten, obwohl sie uns so anzogen: Der Ramesch und das Eiserne Bergl werden also auf uns warten müssen.