Am 26. Oktober geht am Präbichl eine 60-jährige Tourismus-Ära zu Ende. Die Konzession des ebenso alten Einersessellifts zur Polsterhütte läuft aus, die Hoffnung auf eine Verlängerung ist wohl aussichtslos. Auch Unterschriftenlisten und Facebook-Gruppen werden den Lift wohl nicht retten können.
Ende Mai haben wir es schon einmal versucht – damals war der Lift wegen Schlechtwetter nicht in Betrieb – heute können wir diese altehrwürdige Aufstiegshilfe in eine Bergtour integrieren.
Klassisch Polstern!
Sechs Euro kostet die Bergfahrt. Nicht nur wir, auch Hunde und Teddybären nützen dieses Angebot, allerlei tierische Fahrgäste kommen uns auf dem Weg zur Bergstation entgegen. Mit einem Skidata-Zutrittssystem und dem Namen Polster Classic hat der Lift zwar eine Teilmodernisierung erfahren, dessen ungehindert weckt er viele Erinnerungen an Skiurlaube der 70er-Jahre.
Wie gesagt: Wer dieses Fahrgefühl noch einmal erleben will muss sich sputen, Skifahrer können vielleicht auch noch in kommenden Wintersaison in den schmalen Sesseln auf den Berg gondeln.
Vordernberger Griesmauer oder TAC-Spitze?
Oder beides? Das nächste Ziel halten wir uns noch offen.
Zuerst müssen wir von der Polsterhütte ohnehin aufsteigen, den Gipfel des Polster umrunden und in den Hirscheggsattel absteigen. Dort wechseln wir von den grünen Grasbergen ins graue Hochgebirge.
Die Entscheidung Griesmauer vs. TAC fällt ohne unser Zutun, bei einem Steinmann nach einem markanten Felszahn wähle ich unbewusst die nicht-markierte Wegvariante, welche uns direkt auf die Vordernberger Griesmauer bringt.
Knapp unter dem Gipfel scheint der Steig zu enden und wir erreichen weglos durch Schrofengelände den Gipfel, wo wir auf den von der TAC-Spitze herüberkommenden Pfad treffen.
Leobner Hütte & Knappensteig
Im Sattel zwischen den beiden Gipfeln halten wir eine windgeschützte Pause und verwerfen die TAC-Spitze endgültig. Einerseits weil wir noch einen langen Abstieg zu bewältigen haben und andererseits berichten Wanderer von zwei Steinböcken, welche die Begeher des Klettersteigs mit Steinen bewerfen.
Also peilen wir die Leobner Hütte an, welche erst vor kurzem wieder ihre Pforten geöffnet hat. Mit Süppchen und Getränk im Magen sind wir gestärkt für den bevorstehenden Abstieg über den Knappensteig. War dieser direkte Abstieg zum Präbichl bei meiner Hochschwabüberschreitung vor drei Jahren gesperrt, kann ich ihn heute nachholen.
Der Knappensteig entpuppt sich nicht nur als geologisch interessant sondern auch als Verwandlungskünstler. Beginnt er noch mit einigen ausgesetzten (aber unschwierigen) Stellen, wandelt er sich bald in hübsche Blumenwiesen und mancherorts dichte, hüfthohe Krautgärten. Abschließend wird eine Skipiste gequert und parallel zum Zellerhang in Serpentinen hinunter zur Talstation des Sessellifts gewedelt, wo unsere Tour vor sechs Stunden begonnen hat.