Auf die Durchquerung des Steinernen Meers freue ich mich seit langem. Heute ist es endlich soweit, und garniert wird das ganze mit einem weiteren Highlight, dem Königssee. Also darf ich heute Tourist sowohl im klassischen als auch im modernen Sinne sein.
Tag 11: Königssee – Riemannhaus
Am Morgen tue ich, was hier alle tun. Mich erst um ein Ticket anstellen (Ab Ausgabe 3 Tage gültig – gestern gab es doch nur Tageskarten, will mich da wer pflanzen?) um gleich darauf in die nächste Schlange zu wechseln. Doch ich bin früh genug vor Ort und finde noch am ersten Boot der Königssee-Schifffahrt in Richtung St. Bartholomä Platz.
Und während der 35-minütigen Überfahrt wird das volle touristische Programm geboten, zumindest wenn man der bayerische Sprache mächtig ist. Witze mehrheitlich auf Kosten der Preiss’n, Hinweise auf die Naturschönheiten sowieso und als Schmankerl das Hornblasen – zufällig hamma heit a Horn dabei! – bei der Echowand. Alles in allem eine unterhaltsame Fahrt, die ihre 8.50 Euro (one-way) durchaus wert ist.
Hinweis: nehmt unbedingt auf der rechten Seite des Bootes Platz, dort gibt es mehr zu sehen. Zusatzhinweis: Das Boot steht ‘verkehrt’ herum an der Anlegestelle! Berücksichtigt diesen Umstand bitte, wenn ich euch nun keine Fotos von der Bootsfahrt zeigen werde.
Das erste Boot gehört mehrheitlich den mit Rucksäcken und Wanderstöcken ausgestatteten Bergsteigern und Wanderern, denn die Wege zu vielen schönen Gipfel- und Hüttenzielen des Berchtesgadener Berglands beginnen auf der anderen Seite des Sees. So auch meiner in St. Bartholomä.
Vorerst verläuft der Weg gemütlich entlang des Seeufers nach Süden. Nach der Querung des trockenen Bachbetts des Eisgrabenbachs beginnt der Weg zuerst langsam, dann immer schneller über den blauen See hinauszusteigen, um schließlich im Tal des Schrainbachs zu verschwinden.
Kurz gibt es bei der Schrainbachalm eine ebene Verschnaufpause bevor die Saugasse beginnt, die sich ihren Namen redlich verdient hat. Zwischen zwei immer näher zusammenrückenden Felswänden schraubt sich der Weg steil Serpentine um Serpentine nach oben. Fast eine Stunde verbringt man hier, gewinnt dabei aber auch ordentlich Höhenmeter.
Schließlich weitet sich das Tal wieder und der restliche Aufstieg zum Kärlingerhaus gibt es dann wieder gemütlicher.
Pünktlich zur Mittagszeit sitze ich auf der Terrasse des Kärlingerhauses bei Saft und Kuchen und als Nachschlag gibt’s noch ein Supperl. Schließlich ist bis hierher erst das halbe Tagwerk vollbracht.
Der Weg passiert anschließend den Funtensee, führt an einigen Almhütten vorbei und beginnt dann zu steigen. Mehrere Steilstufen sind zu überwinden und zwischendurch auch die Staatsgrenze zu Österreich.
Die Wiedereinreise nach Österreich geht völlig unbemerkt von statten, sowohl von mir als auch von den Behörden. Weder Grenzstein noch Schild und schon gar kein Schranken ist zu passieren. Ich bemerke es selbst erst viel später beim Blick auf die Wanderkarte.
Was sich aber ändert ist die Vegetation, war ich auf deutscher Seite in einem saftigem Krautgarten unterwegs, hat das Österreichische Bundesgartenamt auf die Begrünung der Landschaft komplett verzichtet. Gut, ein wenig mag das auch an der Seehöhe liegen, die 2000-Meter Marke wird heute auch noch überschritten.
Aber vor allem würde diese gewaltige Landschaft sonst nicht den Namen Steinernes Meer verdienen.
Eine eindrucksvolle, einsame, stille und lebensfeindliche Landschaft durchquere ich hier. Sehr lange hatte ich Vorfreude auf diesen Abschnitt, gar nicht so wenig Respekt war auch dabei.
Ich bin dankbar für den schmalen Steig, weglos bräuchte man für die Durchquerung dieser Steinwüste wohl viele, viele Stunden. Aber viele Menschen sind hier ohnehin nicht unterwegs, lediglich zweimal habe ich zwischen Kärlinger- und Riemannhaus Gegenverkehr.
Der Anblick des Wegweisers freut mich irgendwie, räumt er doch den Wanderern ein Zeitbudget von sieben Stunden auf den Weg hinunter zum Königssee ein. Und ich habe bis hierher nur sechs gebraucht, und das herauf! *konditionpasst*
Irgendwann erreiche ich die Ramseider Scharte und ohne in meinen Wanderführer schauen zu müssen, weiß ich, dass ich hier richtig bin. Ein Blick darauf genügt.
Ein paar Schritte später bekomme ich im Riemannhaus sogar noch einen freien Platz in einem Zimmer angeboten, muss mich also nicht ins Matratzenlager quetschen.
Zeitlich wäre sich sogar noch der Abstieg nach Maria Alm locker ausgegangen, aber ich will ja nicht übertreiben (Spoiler: das werde ich dann morgen tun). Den Aufstieg auf den benachbarten Sommerstein spare ich mir aber auch.
Hier verlasse ich übrigens die nördlichen Kalkalpen. Die schroffen Felsformationen werden somit den sanften Grashügeln der Zentralalpen weichen. Der Hundstein, mein Ziel morgen, ist ein solcher grüner Berg.
Sehr gut geschildert – haben 2017 alles genauso erlebt – nur leider bei Schlechtwetter. Nach dem Kärlingerhaus hat es sogar leicht gehagelt.
Konnte daher keine so schönen Bilder machen. Aber die Tour ist wirklich schön, würde ich sofort wieder machen.
Für den nächsten Tag nach Maria Alm würde ich nach dem Abstieg ein Taxi nehmen, denn der folgende Aufstieg zum Statzerhaus hat es in sich.
Uijegerl, Schlechtwetter ist dort echt blöd…
Bei Nebel möchte ich nicht durchs Steinerne Meer wandern müssen, einmal den Weg verloren und man befindet sich in einem Irrgarten aus Kalkstein 😉