Eine Nebenroute des Zentralalpenwegs 02 habe ich mir für diese Fast-Frühlingswanderung ausgesucht.
Das Westufer des Neusiedler Sees gibt am ersten Tag die Richtung vor, bevor es durch die weiten Ebenen des Burgenlands nach Mattersburg geht. Der dritte Tag zeigt sich dagegen durchwegs hügelig, woher wohl sonst hat die Bucklige Welt ihren Namen?
Tag 1: Breitenbrunn – Mörbisch
Noch nicht lange her, da stand ich vor dieser Tafel. An das Finale der Tour am Burgenland-Weitwanderweg haben Werner und ich damals noch die ersten Kilometer der 02A-Variante entlang des Neusiedler Sees angehängt.
Wie ich damals schon festgestellt habe, schwankt die Markierungsqualität auf diesem Abschnitt sehr stark. Damals wie heute durchquere ich Donnerskirchen auf der falschen Route, von Norden kommend ist der Weg über einen Feldweg zu den Bahngleisen nicht als (markierter) Wanderweg zu erkennen, daher erfolgt ein größerer Umweg auf der Straße.
Erst am südlichen Ortsausgang von Donnerskirchen erkenne ich den Fehler und folge der (in der Gegenrichtung perfekten) Markierung zurück. Interessant.
Die Brücke über die Wulka war vor einem Monat unser Schlusspunkt. Noch immer ist sie wegen Bauarbeiten offiziell gesperrt. Am Wochenende war’s kein Problem, heute hat man den Bauzaun aber sehr demonstrativ vor die Brücke gestellt. Auf der anderen Seite wird gerade Straße und Radweg umgebaggert.
Ich schummle mich – Blickkontakt mit den Bauarbeitern vermeidend – trotzdem durch, die Baustelle selbst muss ich aber über Feldwege umgehen – ein Kilometer Umweg.
Nun geht’s auf einer langen Radweggeraden auf Oggau zu.
Zwischen Oggau und Rust folgen schöne Wege, stellenweise auf etwas tiefem Boden.
Nach der Durchquerung von Rust stoße ich am südlichen Ortsrand auf eine scheinbar unscheinbare Kreuzung.
Obwohl das für Weitwanderer ein interessanter Fleck ist: Leider findet sich kein einziger Hinweis darauf, dass hier gleich drei Weitwanderwege von und in verschiedene Richtungen verlaufen: 01A, 02A und 07.
Obwohl ich bereits den ganzen Tag dem Ufer des Sees folge, hier gibt’s zum ersten Mal Blickkontakt.
Die 02A-Route führt eigentlich nicht nach Mörbisch, wo ich aber heute übernachten werde. Knapp nördlich des Orts wendet sich der Weg nach Westen. Um morgen einen kürzeren Weg zu haben, folge ich dieser heute noch kurz und gehe dann durch die Weinberge zu meinem Quartier.
Ich habe nämlich das Gefühl, dass es morgen etwas länger wird.
Tag 2: Mörbisch – Forchtenstein
Und genau deswegen gibt es auch kein Frühstück im Quartier – das schiebe ich auf den nächsten größeren Ort. Es ist noch nicht sieben Uhr, da bin ich unterwegs. Heute zeigt sich das Wetter von seiner freundlichen Seite, bereits am Morgen will die Jacke in den Rucksack, um nicht an meinem verschwitzen Körper kleben zu müssen.
Mit den Markierungen hapert’s heute ein bisserl (untertrieben). Dass hier einst ein 902A-Taferl hing, weiß ich nur, weil ich gestern schon einige dieser Steher gesehen habe.
Nach der Durchquerung des St. Margarethner Gemeindewalds betrete ich eine weite offene Fläche, die ich in den nächsten Stunden durchqueren werde.
Auch das war einmal eine Markierung, ein paar rote Farbpigmente halten sich noch an der Rinde dieses alten Baumes.
Ab dem Sommerhof ändert sich einiges. Erstens wird die Markierung wieder besser, zweitens wechsle ich von oft tiefen Feldwegen auf weiche Wiesenwege.
Siegendorf ist nun jener “nächste größere Ort”, auf den ich mein Frühstück verschoben habe. Nach bereits über drei Stunden Gehzeit schlage ich beim Supermarkt am Ende des Orts kräftig zu.
Zwischen Siegendorf und Zagersdorf laufen die drei Weitwanderwege 01A, 02A und 07 wieder einmal ein Stück parallel, in Zagersdorf steht jedoch schon wieder (vorläufig) die Trennung an. Mein 02A macht einen großen Bogen nach Süden, was mir erst eine eher unnötigen Fleißaufgabe zu sein scheint. Zu allem Überdruss geht es ab dem Ortsrand noch dazu bergauf.
Aber wo viel bergauf ist, da gibt’s auch ein oben. Obwohl mein Supermarktfrühstück noch nicht so lange her ist, kommt mir dieser Rastplatz mit Aussicht jetzt nicht ungelegen.
Runter kommen sie alle, heißt es. Auch wenn’s mir hier die Markierung nicht leicht macht, zeigt sie doch quer über eine Wiese. Gut, zu dieser Jahreszeit kann man da noch drübertrampeln, im Sommer würde ich mich verschämt entlang der Hecke halten.
Der vermeintlich sinnlose Umweg Nummer zwei bringt mich nach Baumgarten und dort zum Öden Kloster, das so öde gar nicht wirkt.
Aber eine weitere Markierungsunklarheit kostet mich eine zusätzliche Viertelstunde, zurück auf der Route habe ich wieder schöne Wege vor mir. Und den Draßburger Wald im Hintergrund.
Und die Qualität der Wegmarkierung schaltet einige Gänge nach oben. Nun gibt’s kein Verirren mehr.
Am Gipfel des Marzer Kogels hat es sich schon jemand bequem gemacht und dient mir als Sitzplatz.
Langsam muss ich Überlegungen anstellen, wie weit ich heute noch gehen möchte. Etwa eine Stunde vor mir liegt Mattersburg, weitere drei dahinter Forchtenstein. Noch vertage ich die Entscheidung.
Nach einem langen, aber schönen Abstieg nach Mattersburg steht für mich – obwohl bereits 35 Kilometer in den Beinen – fest: heut’ taugt’s mir, ich bleib noch nicht hier. Forchtenstein it is! Der Wirt in Forchtenstein meint dazu jedoch: Na, des geht heut net!
In diesem Moment sieht man mich wohl mit einem langen Gesicht in Mattersburg sitzen. Es ist erst drei Uhr und den restlichen Tag hier verbringen will ich nicht.
Also lasse ich mir das nicht gefallen: Ein Zimmer hier ist schnell gefunden, an der Rezeption die Nummer des hiesigen Taxidienstes erfragt, und somit ist die heutige Wanderung noch nicht zu Ende.
Hier bin ich schon wieder aus Mattersburg draußen und blicke zurück zum Marzer Kogel, den ich heute schon von rechts nach links überschritten habe.
Das ist neu: Ein Autofahrerclub als Wegbetreuer ist mir beim Wandern bisher noch nicht untergekommen.
Langsam schwindet das Tageslicht, aber ich kann heute noch einige Kilometer absolvieren. Erst am Ortsrand von Forchtenstein breche ich ab und fahre per Taxi zurück zu meinem Hotel in Mattersburg.
Wobei Ortsrand relativ zu verstehen ist, denn wirklich nahe komme ich meinem ursprünglich anvisierten Gasthof nicht. Der liegt noch hinter der mächtigen Burg. Und ein Graben dazwischen wär’ auch noch…
Tag 3: Forchtenstein – Krumbach in der Buckligen Welt
Nach den gestrigen 45 Kilometer-Marsch habe ich gut geschlafen und um 8 Uhr setzt mich bereits mein Taxifahrer wieder am jenem Punkt aus, an dem er mich gestern abgeholt hat.
Weiter geht es steil nach oben bis zur Rosalienkapelle. Zwischendurch zeigt sich der Wald sogar noch winterlich.
Die Kapelle am höchsten Punkt des Rosaliengebirges zeigt dem Wanderer nicht gerade ihre fotogene Seite.
Hier kreuzt meine 02A-Variante übrigens den 02-Hauptweg, im April 2012 war ich dort bereits unterwegs. Der Landesgrenze zwischen dem Burgenland und Niederösterreich bin ich damals in Richtung Kobersdorf gefolgt.
Beinahe der gesamte verbleibende Tag führt mich nun auf Straßen durch und über die Bucklige Welt. Der erste Ort am Weg ist Hochwolkersdorf.
Nummer zwei ist Wiesmath. Wer hier übernachten will, findet ausreichend freie Zimmer. Zumindest wenn man bereit ist, diese zu kaufen anstatt zu mieten!
Hollenthon ist die dritte Gemeinde im Bunde, deren Hauptplatz gerade von langohrigen Gesellen bevölkert wird.
Aus verwachsenen Steigen geht es ins Tal.
…und auf der anderen Seite wieder hinauf.
Auf schönem Wiesenweg beginnt der Aufstieg auf der anderen T(h)alseite…
Die blassen Markierungen wären eindeutig, doch dem Weg ist auf halber Strecke die Wiese abhanden gekommen. Wo sich einst ein Weg befand, ist heute ein Acker.
Hier befinde ich mich schon auf der 02A-Zielgerade. Auf der Straße im Hintergrund zieht die 02er-Hauptroute von links nach rechts vorbei und die 02A-Variante endet an dieser Stelle. Also biege auch ich nach rechts ab um in einer weiteren Stunde Krumbach in der Buckligen Welt zu erreichen.
Erstmal gibt’s eine Pizza zur Stärkung und ich überlege, ob ich noch einen halben Tag dranhängen soll oder nicht.
Ursprünglich wollte ich noch bis zum Bahnhof Tauchen-Schaueregg weiterwandern. Doch ein leichtes Kratzen im Hals und die nicht unbedingt als Schnäppchen zu bezeichnenden Zimmerpreise in Krumbach bewegen mich dann doch dazu, heute bereits die Heimreise antreten.
Pünktlich gerichtet zum letzten Bus um 17:54 Uhr stehe ich am Hauptplatz. Doch ich stehe länger und spätestens um 18:30 schwinden alle Hoffnungen, heute noch nach Hause zu kommen. Blaguss, wo bleibst du?
Aber ich warte nicht alleine und die zwei jungen Mitwarterinnen haben wohl noch vor, auf eine große Party in Wien zu gehen. Und als schließlich das Mamataxi für den Bus einspringen muss, beschert das auch mir eine Mitfahrgelegenheit zum nächsten Bahnhof. Dankeschön!
Fazit
Nach drei Tagen auf der Nebenroute, würde ich die Variante 02A nun der Hauptroute vorziehen? Jein.
Die ersten beiden Tage haben mir überraschend gut gefallen. Wer sich die lange Etappe über das Leithagebirge von Breitenbrunn nach Großhöflein ersparen will, ist mit dem 02A-Weg sicher gut beraten. Auch wenn’s anfangs sehr straßenlastig ist, gibt es auch sehr feine Abschnitte.
Den Weg ab der Rosalienkapelle würde ich nur dann nochmals wählen, wenn sonst mit schlechten Wegbedingungen (Schnee, Matsch etc.) zu rechnen ist. Als kleines Plus könnte man auf hier bei Schönwetter ein tolle Aussicht auf Schneeberg & Co. haben, da man immer oben unterwegs ist. Heute hat das Wetter da leider nicht mitgespielt – da war, im Gegenteil, der kalte Wind sehr lästig.