Gleich nach dem Erwerb der Skitourenausrüstung habe ich mich beim Alpenverein um einen Skitourenkurs umgesehen, die Wochenendkurse waren alle schon ausgebucht, aber bei einem viertägigen Kurs mit Unterkunft beim Stigenwirth in Krakauebene waren noch genügend Plätze frei.
Am Donnerstag ist es endlich soweit, um 7:40 Uhr holen mich Andreas und Thomas ab und auf geht’s ins obere Murtal. Gleich nach dem Einchecken lernen wir unseren Bergführer Jürgen von der Alpinschule Nolimit kennen, der kurzfristig für den erkrankten Gerald eingesprungen ist.
Beim Wirt gibt es noch eine kurze Vorstellungsrunde, außer uns dreien ist noch Fast-Wiener Christian dabei, am Abend werden noch Marianne & Christian aus Judendorf-Straßengel unsere Gruppe verstärken.
Tag 1: Gstoder
Nach einer kurzen Irrfahrt erreichen wir die Volksschule in Seetal, wo wir parken und von der Direktorin(?) einen Glücksbringer mit auf den Weg bekommen. Damit ihr gut wieder runter kommts! Ich hab’s ja an sich nicht so mit Heiligenfigürchen, finde es aber trotzdem eine nette Geste!
Knapp vor 13 Uhr geht’s dann endlich los, erst noch im Rudel über eine Forststraße, dann etwas steiler im Gänsemarsch durch den Wald. Bis zur Dorferalm hat uns Jürgen schon auf das richtige Gehtempo – Ohne Hast und ohne Rast! – geeicht, dort gibt es aber eine kurze Pause und einen Schluck Tee.
Im weiteren Aufstieg erklärt uns Jürgen, wie wir am besten um die Kurve kommen (Bogen treten – mit dem Talschi beginnen! Ich hätt’s natürlich genau umgekehrt gemacht). Nach 2:45 Std. erreichen wir den 2140m hohen Gipfel des Gstoder, es ist zwar nicht besonders kalt – aber windig.
Bei der Abfahrt erklärt uns Jürgen bereits die ersten Anzeichen für Lawinengefahr. Diese ist heute zum Glück gering, mehr als ein Baby-Schneebrett kann er uns nicht “zeigen”…
Der erste Teil der Abfahrt ist extrem mühsam, verspurter, hart gefrorener Schnee. Oberhalb der Dorferalm gibt’s dann jede Menge Pulver. Nicht dass ich damit besser umgehen könnte, aber Spaß macht es trotzdem.
Von der Dorferalm nehmen wir dann die vereiste Forstautobahn ins Tal. Heute bleibe ich “sturzfrei”, allerdings werde ich das nicht mehr wiederholen können…
Tag 2: Tockneralm
Heute steht die Tockneralm auf dem Programm, die Tour beginnt quasi “hinterm Haus”.
Jeder darf einmal die Gruppe anführen, die richtige Spur- und Tempowahl ist heute Thema. Speziell letzteres fällt mir schwer, ich werde aber eh immer wieder zurückgepfiffen…
Die ersten paar hundert Höhenmeter machen wir durch den immer lichter werdenden Wald, dann geht es über einen unglaublich breiten Hang weiter zum Gipfelkreuz auf der Feldalm.
Dann gehen wir noch hinüber zum kreuzlosen Gipfel der Tockneralm. Heute ist das Wetter herrlich, sonnig, windstill, +7°, super Aussicht. So stell ich mir das vor!
Bei der Abfahrt lernen wir noch, wie wir mit unseren Stöcken die Hangneigung messen können – indem wir gleichseitige Dreiecke bauen. Und wer faul ist greift einfach zu seinem Elektronikspielzeug.
Bis zu 35° hat die Abfahrt heute, was mir eigentlich schon recht steil vorkommt. Aber der Schnee könnte nicht besser sein – damit komme dann auch ich zurecht.
in den tieferen Lagen ist der Schnee aber ganz und gar nicht mehr schön, tiefer, pickiger Sulz erwartet uns im Wald. Und sorgt für den einen oder anderen unfreiwilligen Bodenkontakt – a Gaude is trotzdem!
Tag 3: Gartleralm
Heute ist nur ein Kurzprogramm geplant, daher gibt es in der Früh noch eine (theoretische) Einschulung in die Verschüttetensuche, am Nachmittag werden wir das in der Praxis ausprobieren.
Zum Etrachsee wollen wir fahren, doch die Bedingungen spielen nicht mit. Nur 50 Meter nachdem wir die Schneeketten angelegt haben ist an einem Weiderost endgültig Schluss und wir dürfen uns auch noch den Parkplatz selber freischaufeln. Aber in der Gruppe geht das schnell und es ist auch eine gute Aufwärmübung.
Nun müssen wir 3.5 km auf der Straße taleinwärts zum Etrachsee gehen, bald kommen wir an einem Lawinenkegel vorbei, viele hundert Höhenmeter weiter oben sieht man die Anrisskante des Schneebretts. Schon beeindruckend.
Bald lernen wir die Spitzkehre, unsere Routenwahl erfährt ab nun den ein oder anderen Kick! Schön, wie einfach das eigentlich geht!
Durch den steilen Wald möchte ich im Sommer eigentlich nicht in der Diretissima aufsteigen, aber mit der geeigneten Spurwahl und der gelegentlichen Spitzkehre geht das ganz problemlos. Nur runterfahren möchte ich hier bitte nicht…
Auf der Gartleralm machen wir kurz Rast, dann machen wir uns an die Abfahrt – zum Glück nehmen wir die leichte Umfahrung.
Im Tal angekommen, müssen wir noch bis zum Auto hinausgleiten, im Langlaufmodus geht das am Besten, ist aber durchaus gewöhnungsbedürftig.
Etwas unterhalb der Karlhütte vergräbt/versteckt Jürgen dann für uns 3 LVS-Geräte im Schnee. Schneebrett mit Mehrfachverschüttung, so die Annahme. Aus über 100m Entfernung dürfen wir uns dann auf die Suche machen. Unsere Piepserl schicken uns zwar erst ein wenig im Kreis herum, aber nach wenigen Minuten haben wir die drei Verschütteten “gerettet”. Ob’s im Ernstfall wohl auch so gut klappt?
Beim Auto angekommen weicht der leichte Schneefall bzw. Nieselregen einem wunderschönen blauen Himmel – Hoffnung für morgen?
Tag 4: Greim
Heute steht die Abschlusstour am Programm, auf den 2474 m hohen Greim soll sie uns führen. Wieder gibt es ohne Schneeketten kein Weiterkommen, auch wenn es manch einer probiert und dann vor der Frage steht: Und wie kumm i jetzt wieder owi?
Auch wenn es am Start noch vielversprechend aussieht, hält das Wetter nicht lange und es zieht mehr und mehr zu. Wir queren recht steil und eisig hinüber zur Greimrinne, spätestens dort müssen die Harscheisen montiert werden (früher wäre besser gewesen).
Aus einem mir nicht näher bekannten Grund (bin als letzter hinterhergetrottet) verlassen wir irgendwann die Rinne und suchen uns einen Weg durch recht abgeblasenes, steiniges Gelände.
Je näher wir dem Kamm kommen desto stärker wird der Wind. Auch wenn sich so mancher als Gipfelstürmer betätigen will, beschließen wir, 50 Meter unter dem Gipfel umzudrehen und durch die Greimrinne abzufahren.
Ich hätte ja nach den ersten zwei Tagen behauptet, schlechter können die Schneebedingungen nicht werden, aber das geht hier locker. Abwechselnd eingewehter Pulver und dann wieder Eis, dazu weht der Wind soviel Schnee über den Boden, dass man stellenweise nichts davon sieht. Stemmbogen um Stemmbogen kämpfe ich mich dem Ziel näher.
Ganz unten gibt’s dafür zur Versöhnung noch ein bisschen Pulverschnee, trotzdem sind alle froh, wieder heil beim Auto zu sein.
In einem Café in St. Peter am Kammersberg machen wir noch eine kurze Nachbesprechung bei Kaffee und Kuchen, dann findet der Kurs sein Ende. Vielen Dank an Jürgen für die tollen und lehrreichen Tage und an meine Kurskollegen für die angenehme und lustige Gruppe! Schade nur, dass es mit Schnee und Wetter nicht so gut geklappt hat.
Vielleicht trifft man sich ja mal am Berg! Dort oben, wo’s weiss ist…
Links: Berichte von Andreas: Tag 1, Tag 2 und Tag 3 (am vierten Tag hat er pausiert)
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