“Willst mich umbringen?” fragt Orotl, als ich ihm diesen Berg vorschlage. Um dann doch ganz gierig darauf zu werden. Und letztlich doch keine Zeit zu haben.
Also mache ich mich allein auf den Weg ins Lungau, nehme den Anstieg von Süden, da ich den Weg zur Gollinghütte schon kenne.
Nach meinem Besuch beim Murursprung, will ich noch einen Teil der Höhenmeter am Abend erledigen, um in der Früh leichteres Spiel zu haben.
Noch vor der Landawirseehütte, zu der ich heute nicht mehr aufsteigen möchte, schlage ich im Göriachwinkel mein Biwak auf und freue mich auf eine Nacht unter Sternenhimmel. Oft sehe ich ihn nicht, da ich einschlafe, bevor es wirklich finster wird. Aber in der Nacht werde ich einige Male wach und kann den Nachthimmel bewundern.
Knapp vor 5 Uhr bin ich wieder munter, frühstücke ein wenig, packe meine Sachen (Schlafsack und Matte bleiben hier) und starte um 5:40 Uhr Richtung Gipfel.
Eigentlich nehme ich an, heute als erster unterwegs zu sein, doch noch bevor ich in der Gollingscharte bin, steigen von dort schon andere Bergsteiger zum Gipfel auf. Sie sind schon um 5 Uhr von der Gollinghütte aus gestartet, erfahre ich am Gipfel.
Das letzte Stück vor der Scharte liegt noch Schnee, doch der ist schnell gequert und ich freue mich schon auf die “Abfahrt” beim Abstieg. In der Gollingscharte kann ich mich auch in der Sonne wärmen, bisher bin ich schattseitig aufgestiegen.
Hinauf wähle ich die schwierigere Wegvariante über den Nordwestgrat, “Nur für Geübte!” warnt der Wegweiser. Eine konkrete Schwierigkeitsangabe würde vielleicht den ein oder anderen doch-nicht-so-geübten abschrecken. Ich meine, eine II-er Stelle knapp vor dem Gipfel ist die Schlüsselstelle. Alles schön zu steigen bzw. zu klettern.
Nach (gemütlichen) 2:50 Std. bin ich am Gipfel und genieße die Aussicht für fast zwei Stunden. Zwischendurch habe ich den Gipfel sogar für mich alleine, noch früher aufzustehen wäre also gar nicht notwendig gewesen.
Schöner Ausblick auf Ankogel und Hochalmspitze (die mir zwei oberösterreichische Bergsteiger als Großglockner und Großvenediger verkaufen wollen), den Dachstein, die Hohe Wildstelle und viel mehr. Alles schöne, lohnenswerte Ziele.
Irgendwann muss ich mich dann doch an den Abstieg machen, diesmal über den “historischen Normalweg”, auch hier schaden Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nicht. Von der Scharte geht es dann über die Schneefelder rapide hinunter.
Nun muss ich noch mein Biwakzeug aufsammeln und marschiere zurück zum Auto – gerade rechtzeitig, auf der Heimfahrt geht bald ein heftiger Platzregen nieder, aber wen hätte eine kleine Dusche an diesem heißen Sommertag gestört?