Der John Muir Trail (JMT) windet sich 340 km lang durch kalifornische die Sierra Nevada und erregt schon länger meine Aufmerksamkeit.
Mehr aus Neugier und ohne Erwartungen bewerbe ich mich beim Yosemite Nationalpark um ein Wilderness Permit – das tut man übrigens altmodisch per Fax, genau 24 Wochen vor dem gewünschten Starttermin. Schenkt man dem Internet glauben, stehen die Chancen, ein Permit in der Lottery zu ergattern, eher gering.
Doch gleich beim ersten Versuch trudelt abends elektronische Post ein: Permit Reservation Confirmation.
Bingo!
Das Permit reguliert nicht den Zugang zum JMT selbst sondern das Übernachten im Backcountry der Nationalparks und Naturschutzgebiete und gilt genau für ein bestimmtes Entry Date (bei mir ist es der 16. Juli) und einen bestimmten Entry Trailhead (Glacier Point).
Auch wenn es nicht der originale JMT-Trailhead (Happy Isles im Yosemite Valley) geworden ist, nach ein paar Kilometern kommen die Wege zusammen. Und nebenbei spart mir das ein paar Höhenmeter mit vollem Rucksack. Kurioserweise bin ich genau das mir dann fehlende Wegstück bis hinauf zum Nevada Wasserfall vor knapp 20 Jahren schon einmal gewandert.
Die Google-Bildersuche hat übrigens viele schöne Fotos vorrätig. Und Google Earth malt schöne Landschaftsbilder:
Nach Erhalt des Permits, fallen mir sofort jede Menge logistischer Probleme ein, die mir das Unternehmen gleich wieder undurchführbar erscheinen lassen. Nach etwas Recherche lichten sich nun die Nebel langsam wieder…
Organisatorischer Aufwand: Dieser schien mir im ersten Moment extrem hoch, nach Ankunft in den USA ist doch einiges zu tun: Lebensmittel-Shopping, Zusammenstellen und Versenden des Resupply Pakets, Transfer nach Yosemite Valley.
Urlaub: 21 Urlaubstage am Stück sind schon ein heftiger Brocken. Immerhin der Großteil meines Jahresurlaubs, da bleibt nicht viel über für andere Dinge. Zwischenzeitlich habe ich aber schon das OK von meinem Chef bekommen und Urlaubsguthaben ist auch genug vorhanden.
Flugpreise: Heftig! Unter 1200 Euro ist im Moment nichts zu machen (für GRZ -> SFO möglichst direkt, beim Rückflug wär ich flexibler) und die Preise sind im Steigen begriffen. Ich werde aber die diversen Flugsuchorakel weiter befragen.
Resupply Paket: Die Muir Trail Ranch empfiehlt, das Paket zwei Wochen vor dem gewünschten Abholtermin abzusenden, um sicher zu gehen, dass es rechtzeitig ankommt (auch weil sie die Pakete nur jeden Mittwoch von der Post abholen). Ich werde es 10 Tage vorher absenden können. Die amerikanische Post verspricht auf ihrer Homepage, Priority Mail jedoch binnen 2-3 Tagen USA-weit zuzugestellen, das geht sich bis zu dem für mich relevanten Mittwoch locker aus. Am Donnerstag oder Freitag bin ich dann bei der Ranch.
Rücktransport in die Zivilisation: Hier wird empfohlen: Autostopp von Whitney Portal hinunter nach Lone Pine. Von dort geht 3 mal die Woche ein Bus nach Ridgecrest mit der nächsten Möglichkeit für One-Way-Autovermietung. Oder macht zufällig jemand gerade Anfang August in der Gegend Urlaub?
Zusätzliche Ausrüstung: Einiges an Outdoor Equipment wird noch zu besorgen sein: Zelt, Schlafsack, Matte, Gaskocher und Wasserfilter fallen mir auf die Schnelle ein. Alles mit einem Schwerpunkt (haha) auf leicht.
Ein grober Etappenplan ist auch erstellt. Ich peile ein Durchschnittstagespensum von 20 Kilometern an, eventuell vorhandener Energieüberschuss wird dann an Gipfeln links und rechts des Weges abgebaut.
Date | To do / planned hike | km | climb / decent (m) |
12 | Fly Graz → Frankfurt → San Francisco, get rental car → Berkeley | ||
13 | Shop for food & equipment, mail resupply | ||
14 | Drive to Merced, return rental car | ||
15 | YARTS bus to Yosemite Valley, pick-up wilderness permit Day hike Happy Isles → Nevada Fall → Happy Isles |
9.8 | +630 -630 |
16 | Glacier Point → Nevada Fall → Little Yosemite Valley | 9.4 | +150 -550 |
17 | → Half Dome (2693m) → Cloud’s Rest Jct. → Echo Creek Jct. | 23.5 | +1500 -650 |
18 | → Tuolumne Meadows | 14.3 | +350 -770 |
19 | → Lyell Canyon → Bridge over Lyell Fork | 17.1 | +344 -0 |
20 | → Donohue Pass (3370m) → Rush Creek | 10.3 | +930 -440 |
21 | → Island Pass (3110m) → Shadow Lake Jct. | 13.8 | +930 -440 |
22 | → Rainbow Falls Jct. → Fresno-Madeira Co. Line | 24.5 | +910 -650 |
23 | → Cascade Creek Jct. | 22.2 | +850 -850 |
24 | → Silver Pass (3277m) → Lake Edison Jct. | 16.1 | +480 -870 |
25 | → Bear Creek Jct. → Seldon Pass (3319m) | 22.2 | +1310 -410 |
26 | → Muir Trail Ranch (Resupply) → McClure Meadows | 26.7 | +540 -1160 |
27 | → Evolution Lake → Muir Pass (3652m) → Starr Camp | 23.3 | +700 -460 |
28 | → Middle Fork Jct → Lower Palisade Lake | 23.3 | +880 -730 |
29 | → Mather Pass (3688m) → South Fork Crossing | 14.2 | +460 -640 |
30 | → Pinchot Pass (3697m) → Woods Creek Jct. | 19.0 | +660 -1190 |
31 | → Glenn Pass (3639m) → Vidette Meadow Jct. | 20.6 | +1130 -750 |
1 | → Forester Pass (4009m) → Shepherd Pass Jct. | 20.0 | +1240 -670 |
2 | → Guitar Lake | 17.9 | +860 -670 |
3 | → Mt. Whitney (4421m) → Trail Crest → Trail Camp | 18.2 | +980 -750 |
4 | → Whitney Portal | 9.5 | -1130 |
5 | Room for zero day along the way | 0.0 | |
9 | Fly from Los Angeles | ||
10 | Stopover in Frankfurt, arrive in Graz |
Sounds like a plan!
Jetzt wär’ da nur mehr die Sache mit dem Flugticket…
Um das obige Bild ein wenig in Relation zu setzen, hier noch eine Übersichtskarte mit den gesamten USofA:
Update: Und so ist es gelaufen, hier geht’s zum Bericht! (Spoiler: es war perfekt!)
…und ich kann es kaum erwarten, die Tour hier im Blog zu verfolgen (dezenter Wink mit dem Zaunpfahl :-)).
geil!
@Sandro: ja, das seh ich auch so 😉
@Knato: Bericht wird’s sicher geben, “Live-Blogging” aber definitiv nicht…
Und der Flug ist auch schon gebucht: am 12. Juli geht’s nach SFO, am 9. August zurück von LAX. There’s no turning back now… 🙂
Hallo aus Sachsen-Anhalt nach Graz!
Ich recherchiere gerade im I-net nach neuen Infos über den J-M-T und fand Deine tolle Seite. Ende August möchte ich den J-M-T ebenfalls erwandern. Deine Tagesetappen klingen gut. Ich tüftle noch an den Feinheiten.
Hab’ Deine Seite “gebookmarked” und hoffe, Du hälst uns auf dem Laufenden.
Nick
Klar, ein Echtzeit-Blogging würde die vielen organisatorischen Herausforderungen natürlich bloß verschärfen. Ich hatte ohnehin vielmehr an eine Art Bericht gedacht.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass alles so klappt wie geplant… Bestimmt eine ganz tolle Erfahrung 🙂
Wobei es am Trail selbst dann hoffentlich eh nichts mehr zu “organisieren” gibt. Als Gründe, welche gegen Live-Blogging sprechen, sehe ich eher:
* Ich nehme (trage) sowenige Gadgets mit, wie möglich
* Meine Augen werden auf der Landschaft ruhen, nicht auf der Elektronik
* Und last, but not least: Es gibt eh kein Handy/3G Netz…
Ich habe gerade den Etappenplan etwas überarbeitet und vor allem im ersten Teil etwas gestreckt. In Summe sind es jetzt 20 Tage (plus ein Reservetag) und der Tageskilometerschnitt beträgt jetzt 18.7 km und gut 700 Hm.
Als nächstes werde ich die Ausrüstung angehen, eine erste Berechnung kommt auf 19 kg Rucksackgewicht (inkl. Wasser und Verpflegung) aber da gibt es sicher noch Optimierungspotential…
Hi Gert,
ich werde den JMT auch diesen Sommer gehen (bin walkingwomad im yahoo-forum 😉 ) Ich hatte dieselben Fragen wie Du bzgl Resupply,… und werde es auch so machen, dass ich ein Teil aus der Heimat mitnehme und ein Teil in SF kaufe und losschicke. Ich habe ein paar mal mit MTR hin und her gemailt und sie meinten, ich könnte mein Bucket auch aus Europa losschicken… ist halt echt teuer… (also lasse ich das vermutlich bleiben und verschicke alles aus SF…. Schickst Du auch etwas nach TM und RM???) Ich habe ca. 23 Zeit für den Trail, also werde ich versuchen, den ersten Teil (vor MTR) ruhig anzugehen, so dass mein Bucket genügend Zeit hat, dort anzukommen ;c) Viele Grüße!!!
Hallo Helen,
Mittlerweile sehe ich die Sache auch schon entspannter, ich werd nach SFO fliegen und noch am selben Tag und am nächsten Tag groß shoppen gehen und den Bucket zur MTR schicken. Der Shoppingstress nach der langen Anreise macht mir mittlerweile mehr Sorgen, als dass mein Bucket nicht rechtzeitig ankommen könnte.
Auch ich werde bis zur MTR bewusst “bummeln”, könnte wohl locker ein paar Tage schneller sein. Aber ich werde nicht um die halbe Welt fliegen, um den JMT dann im Eiltempo zu absolvieren…
Nein, ich werde nichts nach TM or RM schicken, habe aber große Erwartungen an die dortigen Restaurants und werde in den Shops bei Bedarf Kleinigkeiten (Snacks) nachkaufen.
Beim Senden aus Europa wäre meine Sorge, dass die Dinge bei Grenzkontrolle/Zoll hängen bleiben, die Amis machen ja ein ziemliches Brimborium was den Import von Lebensmitteln angeht (auch wenn man letztendlich eh das meiste einführen darf)
hey,
ich starte den jmt am 5.8.13 , bin vor 2 jahren schon mal nen kleinen teil gelaufen. der hammer !! anyway schicken von essen aus europa: schwierig. du darfst in die usa weder fleisch noch milchprodukte noch nüsse, samen, früchte einführen. da wird das essen SEHR einseitig. und us postal braucht mit priority mail echt nicht lange. dein plan oben klingt by the way sehr straff. kann empfehlen einen kleinen umweg über die iva bell hot springs (fisch creek trail) zu machen und am purple lake zurück auf den jmt.
warte gespannt auf deinen bericht.
Hallo Sylvia,
ganz so schlimm ist es mit den Importbestimmungen nicht, aber z.B. Fleischprodukte sind tatsächlich tabu, Nüsse hingegen unter gewissen Bedingen erlaubt (geröstet…) Hier die genauen Regeln: https://help.cbp.gov/app/answers/detail/a_id/82/~/travelers-bringing-food-into-the-u.s.-for-personal-use
Trotzdem werde ich das Essen erst drüben kaufen, schließlich weiß man ja nie, ob das Paket nicht doch bei der Einfuhr irgendwie hängenbleibt.
Mit dem geplanten 18 km Schnitt werde ich gut zurecht kommen. Ich könnte sogar schneller gehen, würde dann aber riskieren, vor meinem Resupply Paket bei der MTR zu sein. So bleibt mir sicher noch Zeit für einige kleinere Side Trips.
ist ja witzig, ich bin letztes jahr auch am 12.7. losgeflogen und bin den jmt gelaufen. hatte allerdings las vegas als “base-camp” von da mit great lakes airlines nach merced und dann mitm bus ins valley und … da ich die permit nicht online bekommen hab, bin ich erst in tualoume madows gestartet, da war es kein problem mit der permit.
habe meine erlebnisse niedergeschrieben auf http://www.janetusa.blog.de … ist der gesamte urlaub (6wochen) niedergeschrieben, aber eben auch der jmt im detail. falls es jemanden von euch interessiert.
ach und zur einstimmung hatte ich damals diesen trailer gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=kukVNtyNDCw
da kriegt man doch lust. die dvd ist wohl jetzt fertig, die sind gerade auf promo-tour und irgendwann wird es sie auch zu kaufen geben.
Hi Janet,
“Mile, Mile & a half” kenne ich natürlich schon – und kann’s kaum erwarten, den ganzen Film zu sehen – aber erst wird selber gewandert! 😉
Mittlerweile bin ich schon seit eineinhalb Monaten zurück aus den USA und schreibe eifrig an den Berichten: http://gipfelrast.at/2013/08/john-muir-trail-13-walk-eat-sleep-repeat/
Hi,
Ich will den JTM in 3 Wochen Ende August bis September laufen. Ich grübel auch gerade darüber, wie ich von Lone Pine zurück nach San Francisco komme.
Bus nach Mammouth – dann Yarts nach Yosemite Valley oder Merced, dann weiter. Ziemliche Gurkerei. Doof auch, dass im September Yarts nur an Wochenende fährt, Eastern Sierra Transit – http://www.estransit.com/CMS/content/395-routes – nur unter der Woche – Puh. nicht gerade flexibel.
In Ridgecrest ein Auto leihen klingt da richtig gut.
Leider habe ich den erwähnten Bus nach Ridgecrest nicht gefunden. Kannst du mir da weiterhelfen ? Hat das funktioniert ? Bist Du dann ohne Versicherung gefahren oder kann man da eine Versicherung dazu buchen ? In USA ist ja die Kfz Versicherung personenbezogen – deshalb müssen Europäer normalerweise eine Zusatzversicherung buchen.
Vielen Dank und Viele Grüsse Oliver
Hallo Oliver,
Ich habe die Rückreise von LP schließlich anders als ursprünglich geplant gelöst:
Ich bin mit dem ESTA Bus direkt nach Lancaster gefahren und von dort mit dem Zug (MetroLink) nach Los Angeles Union Station. Das hat problemlos geklappt. Von dort kommt man sicher auch gut weiter nach San Francisco.
Der Bus nach Lancaster macht unterwegs einen Zwischenstopp, wo man in den Bus nach Ridgecrest umsteigen kann, der Anschluss wird anscheinend abgewartet (evtl. beim Einsteigen schon sagen)
Blöd war halt, dass der Bus nur Mo/Mi/Fr vormittag fährt und ich Freitag mittag am Portal angekommen bin. So “musste” ich das Wochenede in Lone Pine mit anderen Hikern verbringen. War aber gut so, um den “Zivilisationsschock” abzufedern.
Evtl. lohnt es, den Platz im Bus schon vorher zu buchen. Die Busse sind recht klein (ca. 20 Plätze) und wurden auch voll, für kurze Zeit mussten auch Passagiere stehen.
Für die Besorgungen vor dem Trail in San Francisco bzw. Berkeley hatte ich ein Mietauto. Da habe ich die Versicherung dazugenommen (eh das volle Paket, quasi Vollkasko, für zwei Tage war das preislich in Ordnung)
Ich wünsche dir viel Spaß am Trail!
Gert
Hallo Gert,
Vielen herzlichen Dank für die Info !
Bye Oliver