Nach nur drei Wochen hat uns das Grabenland wieder. Die warmen Herbsttage sind mitterweile gegangen und haben Platz gemacht für das kalte Dezembergrau. Trotzdem kehren wir zurück in die Südoststeiermark um unsere Runde am Grabenlandtrail abzuschließen.
Die Wanderkarte verspricht schon im Vorfeld eine abwechslungsreiche Mischung aus kleinen verschlafenen Dörfern, schönen Aussichtspunkten und langen Waldwegen. Sowie den unvermeidlichen Gräben. Wird uns also die zweite Hälfte des Trails genauso viel Freude bereiten wie der Weg von Fernitz nach Mureck?
Hilfe, wir gehen in die falsche Richtung!
Diesmal meinen wir alles richtig zu machen: Es ist noch dunkel, als wir am Bahnhof von Mureck in Richtung Ortszentrum starten. Obwohl uns diese Tour zurück nach Fernitz bringen soll, führt uns der Grabenlandtrail erst genau in die Gegenrichtung, nach Süden bis wir bei der Schiffsmühle auf die Mur treffen. Den schönen Abschnitt entlang des Flusses nach Weitersfeld kennen wir von Winterspaziergängen in- und auswendig.
Wir sind bereits eine Stunde unterwegs, als sich der Weg bei der Mündung des Schwarzaubachs, vor dessen ausgetrockneter Quelle wir bereits am ersten Tag im Grabenland gestanden sind, nach Norden wendet.
Dem Schwarzaubach bleiben wir nun für lange Zeit treu, kurz unterbrochen von Abschnitten in denen der Grabenlandtrail einen Bogen in die Ortschaften abseits des Bachs macht.
Und es gibt noch etwas, das wir heute nicht so schnell loswerden: Nebel. Heute demonstrieren die Wetterdienste ihre volle Flexibilität. Den Zeitpunkt für die Auflösung des Nebels korrigieren sie von vorerst mittags auf im Laufe des Tages bis sie sich schließlich mit allmählich jeder Festlegung entziehen. Letztlich wandern wir den ganzen Tag am Boden eines großen grauen Suppentopfs.
Es gibt vor allem eines, das bei diesem Wetter wenig Freude macht: Pausen im Freien. Da die Wirtshäuser hier spärlich gesät sind, muss zwischendurch ein Buswartehäuschen herhalten. Erst in St. Nikolai ob Draßling können wir in eine warme Stube einkehren, da haben wir bereits über fünf Wanderstunden hinter uns. Zeit wird’s!
Vom Nebel in die Finsternis
Gewärmt und gestärkt setzen wir unseren Weg fort. Unser Tagesziel ist auf den Wegweisern mit 3 Stunden angeschrieben. In Glojach parkt Werners Auto, der uns heute Verstärkung geleistet hat. Während Helen und ich dort eine Übernachtung eingeplant haben, um den Grabenlandtrail morgen abschließen zu können.
Aber da der Tag immer länger wird – beinahe 10 Stunden sind wir heute unterwegs, das Tageslicht geht bereits weit vor dem Ziel zur Neige – und wir morgen keinen weiteren Wandertag im Nebel verbringen möchten, beschließen wir, es für dieses Wochenende ebenfalls gut sein zu lassen und ein andermal wiederzukehren.
Dass am Folgetag blauer Himmel das Grabenland regiert, muss ich eigentlich nicht extra erwähnen, oder?
Eine Woche später…
Zur Kapelle von Glojach haben wir schon von der Ostroute herüber geblickt, heute bekommen wir sie aus der Nähe zu sehen. Wieder sind wir zu dritt unterwegs und noch bevor die Sonne den Horizont überklettert, erklimmen wir den Hügel mit der weithin sichtbaren Kapelle.
Hier dürfen wir uns über einen schönen Sonnenaufgang freuen, für den weiteren Tag versteckt sich die Sonne aber hinter der Wolkendecke. Nebel macht uns heute keiner zu schaffen, dafür aber konstante Minustemperaturen.
Erst in Kirchbach können wir unsere Finger schließlich an heißen Leberkäsesemmeln wärmen.
Deswegen heißt’s Grabenland…
In Kirchbach dreht der Weg nach Westen und somit sind wir wieder quer zum Verlauf der Gräben unterwegs. Hier sammeln sich die Höhenmeter und in einem der kalten Täler kehren wir schließlich bei einem Wirtshaus ein.
Ich möchte keine Namen nennen, aber hier wäre es besser gewesen dem ersten Eindruck zu trauen. Sollten euch im Grabenland einmal Toast, Würstel und Pizza zur Auswahl gestellt werden: Der Toast ist eine sichere Sache, über die Würstel kann ich mangels Kostprobe nicht urteilen aber meidet unter allen Umständen die Pizza!
Weiter geht’s hinauf nach Allerheiligen am Waasen, dort stoßen wir mit dem Grazer Umland Weg auf einen alten Bekannten, der uns nun bis Fernitz begleiten wird.
Bald kommen wir an einen runden Steinbau, welcher den Ort markiert, an dem einst Josef I. von Steiermark das Schießgewehr für immer aus der Hand gegeben hat. Bis heute wird sein Andenken hier hochgehalten.
Das Ende der Runde
St. Ulrich am Waasen ist der letzte Ort auf unserem Rundweg. Wenige Minuten später kommen wir zur Abzweigung des Zubringers von und nach Fernitz. Wir halten uns links, rechts abbiegend könnten wir auf eine weitere Runde durchs Grabenland einschwenken.
Zwei kleinere Gräben sind die letzten Hürden. Da es heute keine Miezekatze zu retten gibt, marschieren wir pünktlich mit dem letzten Tageslicht in Fernitz ein. Geschafft!
Fazit
Nun haben wir den Grabenlandtrail in den vorgeschlagenen vier Tagen absolviert. Für die kurzen Wintertage war das ein herausforderndes Unterfangen, selbst mit frühem Aufbruch war es nicht zu vermeiden abends in die Dunkelheit zu wandern.
Jetzt wissen wir: Die im Führer und auf der Fernitzer Infotafel angegebenen Gehzeiten (Summe: 31 Stunden) sind durchaus ambitioniert und dienen als Richtwert bei schnellem Gehen. Wir haben (inkl. Pausen) etwa 35 Stunden benötigt. Die Etappenlängen von 32.6, 30.9, 36.0 und 34.5 km waren doch beachtlich.
Welche der beiden Routen ist nun die schönere? Diplomatische Antwort: Hängt davon ab!
Während die Ostroute über St. Stefan im Rosental die prachtvolleren Aussichten bietet, vom Schwarzauursprung bis Weinburg ist man fast ausschließlich auf langen Hügelketten unterwegs, kann die Westroute durch Glojach die schöneren Wanderwege vorweisen, Asphalt spürt man hier deutlich seltener unter den Wanderschuhen.
Ich hab beim Verkehrsschild überlegen müssen – hatte da zuerst sanfte Hügel im Regen gesehen & der Aufsteller vielleicht auch 😉
Toller Beitrag, danke!