Rupertiweg 10: Gemütlich ausrollen lassen?

Ja, gemütlich ausrollen lassen! Genau so stellen wir uns den heutigen Tourentag vor als wir die Reißeckhütte im ersten Tageslicht verlassen. Und das mit gutem Grund, liegt doch das Tagesziel, der Bahnhof von Spittal an der Drau 1700 Höhenmeter tiefer.

Tag 18: Reißeckhütte – Spittal/Drau

Doch die Wegemacher werden sich gedacht haben, 2000 wäre doch eine viel schönere, rundere Zahl. Daher schicken sie uns zuerst noch über die 2521 Meter hohe Roßalmscharte.

Der Weg auf die Roßalmscharte führt erneut über Blockwerk. Wie sich die namensgebenden Rösser hier einst von dem vielen Gestein ernährt haben wollen bleibt uns ein Rätsel. Wir plündern deswegen erst einmal jene letzten Vorräte unserer Rucksäcke, welche die lange gestrige Etappe am Reißeck Höhenweg überlebt haben.

Von hier erkennt man bereits Spittal/Drau sowie das Goldeck mit seinem Sendemasten.

Ein Wanderfreund hat sich kürzlich an genau dieser Stelle ein Fahrrad herbeigewünscht, um damit nun gemütlich die 2 Höhenkilometer ins Tal radeln zu können. Doch den Drahtesel hätte er wohl bald frustriert an den Rucksack gebunden, denn auch die nächste halbe Stunde steht hier nichts anderes am Programm als von einem Felsblock zum nächsten zu hüpfen.

Doch: Alles hat ein Ende, irgendwann bekommen wir wieder weichen Almboden unter die Füße, das Blockwerk bleibt für immer hinter uns. Trotzdem geht es weiterhin steil hinab.

Mein Mitwanderer offenbart mir hier, dass er sich heute nicht 100%ig topfit fühlt. Nicht, dass ich das nicht angesichts der langen Pausen, die er mir immer wieder gönnt, nicht selbst bemerkt habe, aber auf bisherige Nachfrage hat er immer felsenfest verneint.

Ich lasse ihn also voraus gehen, um ihn immer im Auge zu haben. Erst als wir das Quellgebiet des Reinitzbachs erreichen wird der Weg gemütlicher, wir ziehen dafür neugierige Blicke der hiesigen Almbewohner auf uns.

Nach langem, schönen Talausspaziergang steuern wir als nächstes die Kohlmaierhütte an. Werner wird dort versuchen, seinen Magen mit hochprozentigen Almgetränken zu beruhigen.

Wem es hier genau so gut gefällt wir mir, der sollte eine Karriere als Mineraliensprengungskontrollorgan ins Auge fassen, um hier gut bezahlt herumstrawanzen zu dürfen.

Bei der erwähnten Hütte ist der Wandertag für Werner dann zu Ende. Er händigt mir seinen Autoschlüssel aus, mit dem Auftrag ihn am Abend wieder abzuholen. Während ich die Etappe fertig wandere, wird er sich’s hier im Liegestuhl gutgehen lassen. Wer kann ihm das verdenken…

Den schönsten Teil des Weges hat er wohl gesehen, ich marschiere nun eine Stunde lang auf der Zufahrtsstraße talwärts. Bis ich irgendwann aus dem Wald heraustrete und feststellen muss, dass Spittal und sein Bahnhof immer noch in weiter Ferne liegen.

Der Weg hinunter nach Feichtendorf gibt sich recht unaufgeregt. Bis auf zwei Dinge: Ein angriffslustiger Hund, der sich aber mit spitzen Blicken und bösen Wanderstöcken in Schach halten lässt und ein salzhungriges Rudel Kühe, dem ich mich nach diversen Zuneigungsbekundungen nur durch Flucht entziehen kann.

Im Tal angekommen quere ich Bundesstraße und Autobahn, nun wartet noch ein großes Waldstück darauf, von mir der Länge nach durchwandert zu werden, bis ich schließlich Spittal/Drau erreiche.

Dies gelingt mir jedoch nicht exakt an jener Stelle, welche die Rupertiwegmacher dafür vorgesehen haben, irgendwo unterwegs ging mir die Markierung verloren. Doch was soll’s, schön ist es trotzdem.

Durch Spittal marschierend halte ich noch Ausschau nach dem einen oder anderen Souvenir. Ja, welch besseres Andenken an diesen heißen Augusttag könnte es wohl geben als…

Wer Spittal sagt müsste doch konsequenterweise auch Krankkenhaus sagen?

Beim Postamt 9802 bekomme ich den letzten Stempel für diesmal, und zum Abschluss komme auch diesmal bei der wegbetreuenden Alpenvereinssektion vorbei. Wie bereits vor zwei Wochen in Hermagor ist aber erneut niemand zuhause…

Von Spittal führt der Rupertiweg nun aufwärts aufs Goldeck, diesen Weg kenne ich ja bereits, nach 1400 Höhenmetern im Aufstieg ist mir ohnehin jetzt nicht zumute. Also kann ich mich ja bequem ins Auto setzen und nach Hause fahren!

Doch halt, da war doch noch was…

Stimmt, Werner sitzt ja seit annähernd vier Stunden auf der Kohlmaierhütte. Ich vermute, er wäre mir böse, wenn ich diese nicht zuerst ansteuere. Auf der Fahrt dorthin erkenne ich viel von meinem Wanderweg wieder. Und gerade als es zu richtig regnen beginnt, muss ich noch ungewöhnlichem Gegenverkehr ausweichen.

Fortsetzung folgt…



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