Wie schon im Vorjahr schließe ich mich auch heuer einem Team der TU Graz an, welche eine Woche auf der Elberfelder Hütte in der Schobergruppe verbringt, um die hiesigen Blockgletscher zu vermessen.

Die Hütte im Nationalpark Hohe Tauern ist schön gelegen, auf 2348m weit hinten im Gößnitztal, umringt von vielen 3000ern.

Tag 1: Aufstieg zur Elberfelder Hütte

Wie 2002 können wir (zumindest für unsere Rucksäcke und die Ausrüstung der Vermesser) für den ersten Teil die Materialseilbahn von Heiligenblut zur Wirtsbauernalm nutzen. Das macht den steilen Pfad über die ersten 500 Höhenmeter deutlich angenehmer zu gehen.

Bei der Berstation heißt es aber dann aber anpacken, auch die Vermessungsausrüstung will getragen werden. Nett, wie ich bin 😉 , schnappe ich mir – obwohl ich ja nicht zum Arbeiten hier bin – auch ein paar Teile. Und zwar die ganzen Akkus, die zwar durchaus ihr Gewicht haben, aber klein genug sind, um sie gut und fest im Rucksack zu verstauen. Die vermeintlich leichteren Geräte und Stative machen beim Transport viel mehr Probleme.

Bis auf ein kurzes Stück verläuft der weitere Weg ins Gößnitztal meist nur leicht steigend, was das ganze – trotz Extragepäck – zu einer schönen Tour werden lässt. Etwas zermürbend ist, dass man die Hütte schon aus der Ferne sieht und man sich schon bei Speis und Trank wähnt, dann aber eine Stunde lang doch irgendwie nix weitergeht.

Doch nach 4-5 Std. Aufstieg ist es geschafft, wir sind bei der Hütte angekommen und unsere Lager werden bezogen. Ein wenig erkunde ich vor Sonnenuntergang noch die Umgebung, verabschiede mich aber bald ins Bett.

Die Elberfelderhütte im Gößnitztal
Die Elberfelderhütte im Gößnitztal

Tag 2: Gößnitzkees, Gößnitzscharte, Weißenkarkees

Heute schließe ich mich dem Vermessungstrupp an. Das Gößnitz- und das Weißenkarkees stehen zur Vermessung am Programm.

Das Gößnitzkees liegt im Gößnitztal noch oberhalb der Elberfelderhütte. Im Jahr zuvor war noch ein schönes Gletschertor zu sehen, dieses ist mittlerweile zusammengebrochen, aber auch die Gletscherbrust mit Schmelzwassersee ist sehenswert.

Die Gletscherbrust und der Schmelzwassersee des Gößnitzkees
Die Gletscherbrust und der Schmelzwassersee des Gößnitzkees

Weiter hinauf geht es dann zur Gößnitzscharte (2732 m) hinter der sich das Weißenkarkees befindet. Diesen (kleinen) Gletscher würde man gar nicht als solchen erkennen, ist er doch komplett von Schutt bedeckt. Doch die vielen “Wellen” in der “Geröllhalde” zeigen auch dem Laien, dass hier etwas in Bewegung ist. Und genau diese Bewegung von Jahr zu Jahr will das Team der TU Graz vermessen.

Dazu sind an einigen größeren Steinblöcken auf dem Gletscher Punkte angebracht, die von Fixpunkten außerhalb des Gletschers eingemessen werden. Aus den Unterschieden zu den Vorjahren lässt sich dann die Bewegung in den einzelnen Freiheitsgraden rückschließen.

Über die Gößnitzscharte
Über die Gößnitzscharte
Das Weißenkarkees
Das Weißenkarkees

Tag 3: Roter Knopf (3281 m)

Den Roten Knopf wollte ich schon im Vorjahr besteigen, doch leider hatte es in der Nacht zuvor bis auf 2500m heruntergschneit und es blieb mir “nur” mehr der Abstieg über die schönen Langtalseen.

"Weg" auf den Roten Knopf
Der “Weg” auf den Roten Knopf

Heuer soll es also soweit sein. Um 6 Uhr ist Tagwache, 6:30 Frühstück, 7 Uhr Aufbruch. Ich bin aus dem Team nicht der einzige, der heute diesen Gipfel im Visier hat, zwei (Tiroler) Studenten haben den Auftrag einen Vermessungspunkt zu finden und kontrollieren. Obwohl die zwei nach mir starten, überholen sie mich und kommen mir schon wieder entgegen als ich noch lange nicht am Gipfel bin. Sind halt Viecher, die Tiroler!

Der Weg führt zuerst noch das Gößnitztal aufwärts in Richtung Gößnitzscharte. Doch noch bevor man das Gößnitzkees erreicht, zweigt der mit roten Punkten markierte Weg auf den Roten Knopf rechts ab. Das Wetter ist heute nicht ideal, immer wieder Nebelfetzen, trotzdem hoffe ich auf etwas Aussicht am Gipfel.

Gipfelfoto Roter Knopf
Gipfelfoto Roter Knopf

Der Weg besteht eigentlich nur aus den roten Punkten am Fels, wo man seine Schritte genau hinsetzt, darf man sich aussuchen. Am Gipfel angekommen, gibt es für kurze Zeit Schönwetter mit toller Aussicht, gerade genug für ein Gipfelfoto, doch schnell zieht es wieder zu.

Daher halte ich ausnahmsweise keine lange Gipfelrast, sondern steige gleich wieder ab und bin zum Mittagessen wieder bei der Hütte.

Natürlich kann ich am Nachmittag nicht einfach nur herumsitzen, so strawanze ich noch durch die Gegend und besuche wieder mal die Vermesser.

Tag 4: Böses Weibl (3119 m)

Das Böse Weibl ist der zweite leicht erreichbare 3000er rund um die Elberfelderhütte. Schon im Vorjahr habe ich diesen Gipfel bestiegen.

Der Aufstieg besteht aus zwei Teilen: Bis etwa 100 Hm unter dem Kesselkeessattel wandert man über angenehme Wege über Almwiesen, die auch fleißig von Kühen begrast werden. Danach geht es über Geröll und Blockwerk, doch weiterhin einfach, aufwärts bis zum Gipfel.

Beginn des Aufstiegs zum Bösen Weibl
Beginn des Aufstiegs zum Bösen Weibl
Die Gernot Röhr Biwakschachtle
Die Gernot Röhr Biwakschachtel

Im Kesselkeessattel befindet sich auch die Gernot-Röhr-Biwakschachtel. Als ich das Ding sehe, plane ich insgeheim, hier einmal auf fast 3000m Seehöhe zu übernachten.

Die letzten 200 Hm geht es über Geröll
Die letzten 200 Höhenmeter geht es immer Grat über Blockwerk und Geröll aufwärts

Die letzten 150 Höhenmeter ab dem Biwak sind auch schnell erklommen und bei Prachtwetter stehe ich zum zweiten Mal am Gipfel des Bösen Weibls. Da heute kein Schlechtwetter in Sicht ist, lege ich eine ewig lange Gipfelrast ein und bestreite mein Mittagessen aus dem Inhalt meines Rucksacks.

Gipfelfote Böses Weibl - dahinter lacht der Glockner
Gipfelfoto Böses Weibl – dahinter lacht der Glockner

Von Norden lacht der Großglockner herüber, aber auch rundherum jede Menge Gipfel, die alle (m)einer Besteigung harren.

Tag 5: Abstieg

Wieder einmal ist es Zeit, sich von der Elberfelderhütte zu verabschieden. Den Abstieg nach Heiligenblut nehme ich diesmal über den gleichen Weg wie den Aufstieg vor.

Eine Alternative wäre der Weg über die drei Langtalseen gewesen, den ich im Vorjahr genommen habe. Doch da ich heuer ohnehin schon einen Tag länger auf der Hütte war, habe ich mich für den rascheren Abstieg durch das Gößnitztal entschieden.

Danke, schön war’s! Nächstes Jahr komme ich wieder! Es warten noch einige Touren, wie zum Beispiel jene zur Adolf-Noßbergerhütte, welche über die steile, 2958m hohe Hornscharte zu erreichen ist. Auch wäre einmal die Aufstiegsvariante von Westen über Liezener Hütte und Gößnitzscharte angesagt…

Der Großglockner ist ein unvermeidlicher Anblick bei Touren in der Schobergruppe
Der Großglockner ist ein unvermeidlicher Anblick bei Touren in der Schobergruppe


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