Spätabends wenn es ganz still und dunkel ist und man ganz genau hinhört, dringt seit geraumer Zeit ein leises Wehklagen aus meinem Keller.
Nein, halt! Falscher Gedanke! Meine Tourenski sind’s, die ihre nicht-artgerechte Haltung beweinen, welche ihnen in diesem armseligen Winter zu Teil wird. Einmal erst durften sie ans Tageslicht, nur um dann schändlich auf der Piste misshandelt zu werden.
Doch heute, Freitag, der 13., wird sich alles zum Guten wenden! Zum Saisonauftakt werden die Ski auf einen Spaziergang ins Koralmgebiet ausgeführt.
Der Aufstieg beginnt mit einer Abfahrt. Vom Parkplatz der Grünangerhütte rutschen wir den Wegweisern zu selbiger folgend die Forststraße hinunter. Erst bei einer Brücke über einen unscheinbaren Bach wird den breiten Latten das Fell über die Lauffläche gezogen.
Das Gerinne entpuppt sich beim Kartenstudium als die junge Schwarze Sulm. Weiter stromabwärts wird sie nun doch von der Wasserkraft verschont, dort wo sie schon ein ansehnlicher Fluss ist, kann man hübsch Kanu fahren.
Die verloren Höhenmeter finden wir nun rasch wieder, sie liegen quasi vor uns auf der Straße. Erst folgen wir dem Forstweg, die letzten Meter zur Grünangerhütte darf ich quer durch den Wald spuren. Für eine Einkehr sind wir einen Tag zu früh unterwegs, erst morgen, in den Semesterferien ist sie wieder jeden Tag geöffnet.
Eine gespurte Wiese lädt zum Durchatmen ein, doch am Waldesrand wendet sich die vorhandene Spur von unserem Ziel ab. Im nächsten Abschnitt darf ich also wieder das Anlegen einer neuen Spur üben – Skitourenkurs schau oba!
Leider stellen sich auf der vermeintlichen Idealroute immer wieder zahlreiche Holzskulpturen mit ihren Auslegern in den Weg. Ich finde ja, im Winter gehört der Wald ohne Bäume!
Nicht lange dauert der K(r)ampf, bald erreichen wir freien Almboden unterhalb des Loskogels. Wir halten aber nach rechts, auf das eigentliche Ziel zu: die Hühnerstütze.
In einer Verschnaufpause blicken wir ins Tal und gedenken all den Steirern, die da unten am Grund der Nebelsuppe ihr bemitleidenswertes Dasein an ihren Bürotischen fristen. Wir hingegen strahlen hier oben mit der Sonne um die Wette!
Die zehn schneelosen Meter vor den Steinmandln halten uns jetzt nicht mehr auf, schließlich haben wir diesen Ort als Pausenplatz auserkoren.
Wir genießen die herrliche Fernsicht sowie die beinahe frühlingshaften Temperaturen. Einzig der leichte Wind lässt uns nicht ewig hier verweilen.
In der Pause kommen wir ein wenig ins Grübeln, ob es sinnvoll ist, an der weiteren geplanten Tour festzuhalten. Dem vor uns liegenden Rücken hat die Sonne bereits kräftig eingeheizt, nicht ein Futzerl Schnee hat sie übriggelassen.
Die 300 Meter wären zwar kein Problem, aber wie sieht es wohl auf der Rückseite der Hühnerstütze aus? Dort wo wir später abfahren möchten. Optimistisch und in der Hoffnung, dass sich schon ein Weg finden wird, schultern wir die Ski.
Bald haben wir den Gipfel der Hühnerstütze erreicht, von oben sieht es für unsere Abfahrt auf den ersten Blick gar nicht gut aus. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, tatsächlich findet sich genau ein Weg.
Wir stehen vor einem beinahe schneelosen Hang. Aber die Narbe, welcher der Westen wegführenden Weg in den Berg schneidet ist mit einem schmalen Band des gelobten Weiß gefüllt. In einem großen Bogen hoffen wir den Sattel bei der Grillitschhütte erreichen zu können.
Das klappt auch ganz gut, dass wir sogar noch einige Schwünge in den Pulverschnee ziehen können, davon hätten wir nicht zu träumen gewagt. Auch wenn sich die eleganten Bögen an den Fingern beider Hände abzählen lassen.
Der Steilhang hinunter zur Bärentalhütte wartet dafür mit mühsamer Schneequalität auf, aber einmal überwunden können wir uns von dort auf dem Forstweg zurück zum Parkplatz treiben lassen.
Beinahe fünf Stunden waren wir unterwegs auf einer Runde, für die im Sommer nur die halbe Zeit einzuplanen ist. Aber was tun Besitzer von Tourenski nicht alles, um ihre Ausrüstung milde zu stimmen?
Da fällt mir ein: Ob denn meine Schneeschuhe nach jahrelanger Isolationshaft überhaupt noch einen Schritt mit mir gehen…
P.S. Schon oft habe ich mich da gefragt: Besitzt jemand Informationen zur Herkunft des Names Hühnerstütze? Gackerndes Federvieh ist mir dort jedenfalls noch nie begegnet…
P.P.S. Und wer kann zur Lösung des zweiten Mysterium beitragen: Welchem Koralmwanderer war denn bitte bei den Steinmandln dermaßen langweilig…? 😉
herkunft des namens hühnerstütze:
auch schon herumgefragt – kein ergebnis!
ist vielleicht inzwischen etwas neues eigelangt?
heinz leopold h.