Hochschwab, Nordseite. Aus der Reihe Wanderziele, die ich selbst nicht kannte…
Unsere Freunde Ingrid und Dietmar laden zu einem Wanderwochenende, bereits am Freitag Abend beziehen wir Quartier im urigen Gasthof Franzbauer im engen Salztal. Nicht nur beim Gasthof sind Ingrid und Dietmar bereits Stammgäste, auch beim Teufelssee, der morgen auf dem Wanderplan steht.
I woat auf des Brummen von an Mercedes-Diesel, aber…
…unser Wandertaxi entpuppt sich als alter VW Bus. Mit großen Augen staune ich am Beifahrersitz, als uns das robuste Gefährt über Stock und Stein auf die Lichteneggalm schaukelt.
Hier, bereits hoch über Hinterwildalpen, übernimmt Kurt die Wanderführung. Wie es sich herausstellen wird, kennt er jeden Weg, jeden Steig dieser Ecke des Hochschwabs.
Wir dürfen heute einmal einfach nur Passagiere sein.
Wohl habe ich mir vorher angesehen, wo der Teufelssee überhaupt liegt. Ein kurzer Blick auf die Karte verrät mir: einsam, abgelegen und fernab von markierten Wanderwegen.
Zu sechst (Rosa ist die letzte im Bunde) folgen wir anfangs jedoch der Markierung Nummer 828 auf die Eisenerzer Höhe. Nach einer halben Stunde überqueren wir die Brücke beim Jungfernsprung, eine Tafel erklärt die Geschichte, die sich dort vor einem Jahrtausend abgespielt haben will:
Die Flucht über die Schlucht
Vor 1000 Jahren soll es gewesen sein, als eine Sennerin von einem vornehmen Reiter bedrängt wurde. Immer zudringlicher wurde der Fremde, bis das Mädchen Richtung Wildalpen davonrannte und mit letzter Kraft den Sprung über diese Felskluft wagte.
Auch der Reiter gab seinem Ross die Sporen — doch das Tier stürzte in die Tiefe und begrub seinen zerschmetterten Reiter unter sich. Seit dieser Zeit nennen die Einheimischen diese Schlucht den Jungfernsprung.
Ein “vornehmer Reiter”, also. Soso.
Und es ist eine seltsame Gegend, mancher Baum trägt das Grün am falschen Ende…
Lassen wir die Wege Wege sein…
Auf einem alten Saumweg waren wir bisher unterwegs, die Eisenerzer Höhe war früher ein gern genutzter, relativ einfacher Übergang über den Hochschwab. Nun haben wir heute keine Waren nach Eisenerz zu transportieren, so verlassen wir noch lange vor der Eisenerzer Höhe den markierten Steig und wenden uns vorerst weglos nach links.
Bald führt uns Kurt in abschüssiges Gelände, wir müssen aufpassen, dass uns der Weg nicht unter den Füßen wegbröckelt.
Wieder gemütlicher bringt uns ein fast trockenes Bachbett zu einer Quelle. Erste Pause.
Nun haben wir wieder Almgelände vor uns, wir passieren die unbewirtschaftete Grabenbauerhütte und über saftig grüne Wiesen steigen wir langsam höher und höher.
Manch kleiner Prinz beobachtet uns unauffällig am Wegesrand.
Tief blicken und steil hinuntergehen….
Doch, halt! Ein steiler Abbruch direkt vor uns lässt unseren Aufstieg vorerst enden. Das macht aber nichts, denn es gibt jetzt genug zu schauen und viele Gipfel zu erklären!
Irgendwo da unten muss er liegen, der Teufelssee, noch verdeckt der quer durchs Bild ziehende Rücken den Blick dorthin.
Im Gras weit verteilt, stärken wir uns für die letzte Etappe zum Teufelssee. Es geht nun weit hinunter!
Ein bisschen Wegfindungsgeschick ist schon notwendig, um den richtigen Weg abwärts einschlagen zu können. Auf Wegweiser zum Teufelssee treffen wir erst als wir ihm bereits ganz nahe sind.
Zwischendurch sind auch kleinere Geröllpassagen zu absolvieren. Ein Purzelbaum talwärts ist da schnell gemacht (ja, ich geb’s zu, ich war’s!).
Es ist nicht mehr weit, sagt Dietmar. Ob wir den See dort vorne bereits sehen können?
50 Shades of green!
Nun ist der Zeitpunkt, unsere Aaaahs und Oooohs in die herrliche Landschaft zu entlassen. Ein herrlicher Platz: Grün, blau, türkis – aus jeder Richtung scheint der See in einer anderen Farbe zu erstrahlen.
Jetzt ein Bad, das wär’s! Doch das Wasser ist eiskalt, hier springen nur die ganz harten hinein…
Feucht & fröhlich…
Lange halten genießen wir die Magie des Ortes, wollen hier nicht weg.
Doch es liegt noch ein langer und beschwerlicher Rückweg vor uns. Erste Aufgabe: Die tiefe Senke, in welcher der abflusslose See liegt, verlassen.
Beim Wandern freue ich mich immer, wenn es zu regnen beginnt. Denn sofort schlüpfen alle in ihre bunten Regengewänder. Einer hat sogar einen rosaroten Blitzableiter mitgebracht.
Noch mehr freue ich mich natürlich, wenn es wieder aufhört. Es war nur ein kurzer Schauer, schon wieder trocken wandern wir zur Seltenheim-Jagdhütte, wo wir bereits wieder im Gras rasten können.
Von dort entscheiden wir uns wieder für eine weglose Route, die uns querfeldein zu einer Forststraße bringt, auf der wir schließlich zum fast wasserlosen Hartlsee hinunter wandern.
Der Seesteig entlang des Siebenseebachs bringt uns zum Parkplatz Winterhöh, wo heute morgen das Wandertaxi auf uns gewartet hat.
Gute Nacht!
Heute werden wir gut schlafen! In den vergangenen neuneinhalb Stunden sind 16 Kilometer und 1100 Höhenmeter zusammen gekommen. Danke fürs Mitnehmen auf diese schöne Tour!
Ganz in der Nähe liegt übrigens auch der Klausgraben, ein wunderschöner Abschnitt des Salzatals, dieser kommt aufs Wanderprogramm für den morgigen (Sonn-)Tag.
Das ist doch der P*****r Kurt, oder?
[Edit Gert: Nachname unkenntlich gemacht]
Gut möglich, seinen Nachnamen kenne ich nicht 😉
P.S. Werde den Namen aus deinem Kommentar wieder rausnehmen, da ich nicht weiß ob es ihm recht ist, hier mit vollem Namen genannt zu werden.
wow, eine ganz tolle wanderung und so eindrucksvoll beschrieben! danke!
Ja, das war wirklich ein Erlebnis. Man glaubt, man kennt alles und dann bin ich immer wieder überrascht, welche tollen Plätze sich noch in der Steiermark verstecken.