Nach zwei eher anstrengenden Wandertagen tut eine kurze Etappe gut, heute steht nur der vierstündige Weg zur Wolfsberger Hütte auf dem Programm. Dabei werden wir unterwegs den höchsten Gipfel der Saualpe überschreiten.
Beim Frühstück plaudern wir kurz mit dem Weitwanderer, der gestern nach uns angekommen ist. Tatsächlich ist er auf einem Non-Stop-Marsch am Eisenwurzenweg unterwegs. Bisher nur als Tageswanderer aktiv, macht so eine Tour nun zum ersten Mal in seinem Leben.
Wir brechen allerdings vor ihm auf und nach einer Stunde Waldwanderung erreichen wir wieder die Almzone, hinter uns dominiert immer noch der Zirbitzkogel das Panorama.
Hier gefällt’s mir, der Weg über die Saualpe zählt zu meinen Lieblingswanderstrecken, welcher auch die (gar nicht so lange) Anfahrt aus Graz lohnt.
Wenn wir die vor uns liegende Forstalpe mit ihren Steinformationen erreicht haben, war’s das mit den gröberen Steigungen für heute.
Hier führt auch der Lavanttaler Höhenweg drüber, dessen Stempel an hübschen Plätzen entlang seiner Route verteilt sind. So wie z.B. in diesem felsigen Durchhaus.
Schon öfter habe ich diesen Stempel auf irgendwelche Zettel gedrückt, heute hätte das erste Mal wirklich Verwendung dafür in meinem Wanderbuch – ich nehme beim Weitwandern als Erinnerung alle Stempel mit, die ich kriegen kann.
Der Stempel selbst ist zwar da, aber ein wesentliches Teil fehlt – die Stempelplatte. Ohne diese kein Stempel im Buch, vielleicht ist sie ja nur runtergefallen und zwischen den Steinen zu finden?
Weit vor uns zeigt sich bereits der Ladinger Spitz, der höchste Punkt der Saualpe. Bis dahin ist nun gemütliches Wandern angesagt, der Höhenrücken und ein gut ausgetretener Pfad geben die Orientierung vor.
Ein verässlicher Indikator dafür, dass sich dunkle Wolken am Wanderhimmel sammeln, ist, wenn mein Schatz ordentlich aufs Tempo drückt und mir vorauseilt.
Aber ich hätte es auch so gemerkt.
Der Gipfel des Ladinger Spitz lässt offen aus welcher Richtung er sich den Talbewohnern wohl als namensgebende “Spitze” zeigen könnte. Man könnte hier oben ein Fußballspiel veranstalten ohne Gefahr zu laufen, des Balles allzu schnell verlustig zu gehen.
Bereits einmal wollten wir diesen Punkt erklimmen, als Skispaziergang von der Lavanttaler Seite aus. Der eisige Wind hat uns damals knapp unter dem Gipfel umkehren lassen, dieser Fels diente uns kurzzeitig als Windschutz.
Auch heute sehen wir zu, dass wir rasch weiterkommen. Aus Gründen.
Die ersten Wolken entledigen sich schon ihrer feuchten Last, dem Zaun entlang folgen wir nun zur Wolfsberger Hütte.
Zur Ehre unserer – trockenen, ha! – Ankunft hat sich die Alpenvereinsfahne vor der Hütte bereits in die Horizontale begeben.
Das erste Getränk können wir jedoch noch im Freien genießen. Mir mecht’ma do übernachten! geben wir auch gleich dem Servicepersonal bekannt, worauf der Hüttenwirt herbeieilt und uns mit Handschlag begrüßt. Gestatten, Richie!
Richie ist es auch, der uns verrät, dass der für uns bisher namenlose 08er-Wanderer von der Hütte am Klippitztörl auf den Namen Peter hört, der dann auch wenig später eintrifft. Heute haben wir viel Zeit zu plaudern…
Wir drei sind die einzigen Übernachtungsgäste, Peter erhält das Harry-Potter-Stüberl (“kein Fenster & unter der Dachschräge”), Helen und ich haben das große Lager für uns alleine. Eine Führung durch Winterraum und Notlager, beides in der kleinen Nebenhütte gelegen, bekommen wir auch noch.