Eisenwurzenweg: Hors catégorie (Tag 20)

Was den Radlern der Tour de France die Kletterei auf die Alpe d’Huez, ist dem Eisenwurzenwanderer der Anstieg auf den Zirbitzkogel.

Die knackigste Steigung der gesamten Wegstrecke liegt heute vor uns, auch wenn wir in der Früh noch nicht recht wissen, ob wir unterwegs nicht doch um Quartier bitten werden.

Die beträchtliche Differenz zwischen den 700 Metern in Judenburg und den knapp 2400 Metern des Gipfels ist auch der Grund dafür warum die meisten Wanderer den Zirbitzkogel von einer der vielen Hütten an seinen Hängen in Angriff nehmen. Wir hingehen kommen heute von ganz unten.

In den drei Pausentagen haben wir uns gut erholt und die Kaltfront konnten wir auch aussitzen.

Vom Zentrum Judenburgs ist der Weiterweg schnell gefunden, erst steigt der Weg gemütlich durch die Wälder bergan, bevor es auf der Straße durch den sog. ‘Talkessel’ geht.

Verkrautete, zugewachsene Wege wurden uns vor dem Abmarsch prophezeit, ein Versprechen, welches der Weg durchaus gut einzulösen vermag.

Hier sind wir schon fast beim (leider) ehemaligen Gasthof Reiterbauer, welcher genau auf 1200 Metern Höhe liegt. Danach ist etwas Verschnaufen erlaubt, erkauft durch den Verlust einiger Höhenmeter.

Bald befinden wir uns aber wieder auf steileren Waldwegen, die uns bis in den Bereich der Schmelz bringen.

Dort spazieren wir übrigens am Rande des Truppenübungsplatzes Seetaler Alpe, das gelegentliche Bumm-Bumm lässt auf regen Betrieb des Bundesheeres schließen.

Einwenig beschauliche Gartenarbeit kann da den SoldatInnen zum Ausgleich nicht schaden.

Was man im Garten halt so macht

Der Gasthof auf der Schmelz hat heute Ruhetag. Bier gäb’s zwar im Brunntrog, das wäre dem Weitergehen aber nicht sehr förderlich. Mit Limonaden hätten sie bei den heutigen Temperaturen ein Bombengeschäft gemacht.

Obwohl, auf der folgenden Rodelbahn kann eh nicht wirklich viel schiefgehen.

Damit uns die Heidelbeeren am Wegesrand nicht allzu sehr aufhalten, eilt unser Heer mit dieser “Erntemaschine” zu Hilfe.

Der Schwarzbeerfresser mit BH-Kennzeichen

600 Höhenmeter fehlen uns noch, als wir in der Winterleitenhütte zur Stärkung einkehren. Hier wäre auch die letzte Möglichkeit, Quartier zu beziehen.

Mit je zwei Leberknödeln im Magen fühlen wir uns jedoch ausreichend gestärkt für den Durchmarsch auf den Gipfel.

Die Winterleitenhütte mit dem Kleinen Winterleitensee

Vorbei erst am Kleinen, später am Großen Winterleitensee zieht der Weg durch ein weites Kar, bevor der Aufstieg zum Scharfen Eck beginnt. Das Pulver der Knödel bereits verschossen habend, sehe ich mich zu der einen oder anderen Pause genötigt.

Eine Kurve – und plötzlich steht der Gipfel mit der Hütte da. Zum Greifen nah würde ich gerne formulieren, doch eine Stunde ist es noch ab hier.

Ziel in Sicht.
Blick zurück ins Murtal
Das Ziel kommt nicht näher, wir gehen einen weiten Bogen aus.

Irgendwann ist es dann geschafft und knapp nach 17 Uhr stehen wir beim 2376 Meter hoch gelegenen Zirbitzkogelhaus. am höchsten Punkt des Eisenwurzenweges.

Der Zirbel – und im Hintergrund die nächsten Tagesetappen.

Am liebsten würden wir sofort unser Lager beziehen, doch dem steht die Hüttenregel entgegen, dass die oberen Stockwerke erst unmittelbar vor dem Schlafengehen betreten werden dürfen. Ist mir so auch noch nicht untergekommen.

Zum Abendessen dürfen wir aus der Tageskarte wählen, welche belegte Brote, Suppe und Würstel als Höhepunkte ausweist. Die Portionsgrößen erweisen sich aber durchaus anständig.


Auch wenn hier schon einige Höhenmeter in den Wadeln verbucht sind, wird kaum einer den Abstecher zum Gipfelkreuz auslassen, welches zwanzig Meter über der Hütte liegt.

Übrigens die höchstgelegene Hütte der Steiermark

Freie Sicht in alle Richtungen! Uns interessiert da vor allem der Süden, denn dorthin werden wir in den nächsten Tagen weiter wandern. Je nach Etappeneinteilung liegen nun zwei oder drei Tage voller schöner Almwanderungen vor uns. Im Hintergrund ist bereits die Saualpe zu sehen.

Da geht’s morgen (und übermorgen) weiter!

Den Sonnenuntergang erleben wir nicht mehr am Gipfel, sondern müssen ihn bereits vom Matratzenlager aus fotografieren.

Gar früh zieht es uns nach dem anstrengenden Tag ins Bett, aber die kommenden Tage werden uns für die heutigen Strapazen belohnen.

Gute Nacht!


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