Rupertiweg 10A: Hügeliges Innviertel

Winterzeit ist Variantenzeit. Da kommen jene Wegteile dran, die bei der ersten Begehung eines Weitwanderweges links liegen gelassen wurden, weil man sich aus irgendeinem Grund für eine andere Wegvariante entschieden hat. Zumindest die im Flachland gelegenen Varianten sind dann ein ideales Programm für die nicht so warme Wanderzeit.

Nun also der Weitwanderweg 10A im Innviertel. Und: so flach ist das Land hier gar nicht.

Prolog: Wesenufer – St. Ägidi

Diesem angebrochenen (Nachmit)Tag widme ich keinen eigenen Artikel, besteht er doch hauptsächlich aus Hinfahrt und ein paar Wanderkilometern. Wie sich herausstellen wird, ist heute der einzige Tag, an dem ich nicht früh aufstehen muss, um 7:45 Uhr besteige ich den Zug nach Linz, von dort geht’s nach länger Wartezeit am Bahnhof mit dem Bus weiter nach Wesenufer, der mich pünktlich um 14:08 Uhr bei der Donaubrücke entlässt. Ja, es war eine lange Fahrt…

Ab hier geht’s zu Fuß weiter
Steil heraus aus dem Donautal

Im März 2015 war ich das letzte Mal hier, ein vielstündiger Wandertag hat mich damals von hier weit ins Innviertel gebracht. Umso kürzer ist mein heutiger Weg, der bei der Donaubrücke nahe Wesenufer beginnt.

Wie damals marschiere ich von hier eine gute halbe Stunde hinauf zum Gehöft Mittelbach, wo die Inn-Salzachufer-Variante 10A beginnt, der ich die nächsten Tage folgen werde. Genaugenommen gibt es auch nördlich der Donau bereits eine Wegvariante, aber dieser fehlen erstens alle Markierungen und zweitens wäre eine Öffi-Anreise dorthin recht unpraktikabel gewesen – ein ander’ Mal!

Das bemooste Täfelchen gibt das Programm der folgenden fünf Wandertage bekannt.
Blick zum Schloss Rannariedl

Beim bemoosten Täfelchen erteilt mir ein Blick auf meine Uhr einen klaren Auftrag: Zeit schinden! Dem Wirt habe ich meine Ankunft für 16 Uhr angekündigt, nun muss ich auf den drei Kilometern Straßenwanderung über eine Stunde verbummeln. Bei der nebelbedingten wenigen Aussicht ist das gar nicht so leicht.

Schließlich muss ich vor der Herberge in St. Ägidi noch einige Minuten in der Kälte warten, darf dabei aber der doch noch hervor gekommenen Sonne bei ihrem hübschen Untergang zusehen.

Tag 3: St. Ägidi – Schärding

Das Frühstück wird noch im Dunklen serviert und das ist auch gut so. Mein Tagesziel habe ich noch nicht entschieden, Wernstein oder Schärding, das beläuft sich auf 34 oder 40 Kilometer. Wir werden sehen (wenn es dann einmal hell ist).

Unchristliche (aber selbst ausgesuchte) Frühstückszeit

Der Himmel ist beim Aufbruch sternenklar, dementsprechend kalt ist es auch. Eine halbe Stunde bin ich bereits unterwegs, als hinter meinem Rücken die Sonne aufgeht. Die Fernsicht in die Alpen ist ausgezeichnet, ich meine sogar, die Silhouette des Dachsteins zu erkennen.

Hinter mir beginnt der Tag
Der Weg nach Stadl

Die Aufwärmstunde nach Stadl führt mehrheitlich über Nebensträßchen, zwischendurch motiviert mich ein in der Ferne bellender Hund zu einem erhöhten Tempo.

In Stadl hat der Wirt noch zu, ich biege rechts ab und habe nun den Haugstein, den höchsten Berg des Sauwalds, vor mir. Da ich meine, in Smekis Wanderbericht etwas von einer Aussichtswarte gelesen zu haben, freue ich mich auf die Fernsicht – doch leider, ich verwechsle. Die Warte steht ein paar Wanderstunden weiter und ich ohne Ausblick am bewaldeten Haugsteingipfel.

Der Weg auf den Haugstein zeigt sich winterlich
Vorbei an der Jägerbildkapelle…
…und ausgezeichneten Markierungen…
…zum Gipfel ohne Aussichtswarte!

Nun geht’s mal länger bergab, die wenigen Ortschaften bestehen nur aus einzelnen Häusern, ein Wirtshaus fehlt jedesmal. Verpflegen muss ich mich also vorerst allein aus meinem Rucksack. Dafür taugt das Wetter bei der Metropole Aug schon für ein Päuschen auf einer Bank (An dieser Stelle ein Dank an mein – bereits oft mitgetragenes, nun aber erstmals verwendetetes, aufblasbares Sitzkissen!).

Die wenige Aussicht, die der Haugstein zwischendurch hergibt
Fast perfekte Markierung
Gut markiert, schlecht ausgetreten.
Durch das Schneestangenlabyrinth zum Waldrand, dort Pause.

Durch den Wald Ringelholz gelange ich in den gleichnamigen Ort, von hier habe ich Aussicht auf Schardenberg und somit auf eine mittägliche warme Magenfüllung. Doch davon trennt mich noch der Abstieg in einen tiefen Graben und – was schlimmer ist – der recht steile Anstieg aus selbigem heraus.

Frostige Winterfarben
Manche Pausenplätze muss ich auslassen
Wie kam’s denn zu dieser Konstruktion?
Flauschkatze fordert Leckerli.
Hinten: Schardenberg. Davor: Graben (leider)
Ländliches Empfangskomitee

Die bis dahin ausgezeichnete Markierung führt mich am Gehöft Wideck vorbei, doch die Abzweigung nach links auf eine Straße ist plötzlich völlig unmarkiert. Ich schaue noch extra genau, aber mein in Gedanken bereits geschriebenes Dankesmail an die zuständige Alpenvereinssektion bekommt ein kleines Aber…

Aber ich kann mein aber gleich wieder streichen: nach einem Kilometer werfe ich einen Blick auf die Karte und stelle fest: geradeaus wär’s gewesen! Und nachdem ich den markierungslosen Kilometer zurückgehe, finde ich die gewohnt perfekten Wegzeichen vor. Weshalb ich mir eingebildet habe, links abbiegen zu müssen, keine Ahnung. Ich war mir sooo sicher!

Die Mail im Entwürfeordner meines Gehirns wird natürlich sofort überarbeitet.

Die übersehene Markierung

Eine halbe Stunde später treffe ich also in Schardenberg ein. Ein Schnitzerl beim Wirt? Ein Leberkässemmerl beim Spar?

Es werden zwei Hendlhaxen von einem mobilen Hendlbrutzler – nicht die beste Entscheidung, zu heiß, zu fettig. Fünfzig Prozent der erworbenen Hühnerkeulen verbrennen mir die Zunge, die anderen fünfzig Prozent wandern als Jause für später in den Rucksack.

Und am Hausberg von Schardenberg steht sie nun, die verwechselte Aussichtswarte. Doch mit dem Fernblick wird wieder nichts. Viel lässt sich über die Öffnungszeiten nicht herausfinden, die verschlossene Tür deutet aber an, dass diese zumindest jetzt gerade nicht stattfinden. Wenig später gibt der Wald den Blick auf Passau und erstmals den Inn frei.

Geschlossen.
Passau, irgendwo da unten.

War’s bisher sehr hügelig, bin ich nun am Weg hinunter ins Inntal, die meisten Höhenmeter auf der Inn-/Salzachufervariante des Rupertiwegs dürften ich somit hinter mir haben. Auch wenn’s noch ein paar Gehtage sind…

Willkommen im Flachland.

Es ist gerade mal 14:30 Uhr, als ich in Wernstein am Inn eintreffe. Nein, übernachten will ich hier noch nicht, sind es ja bloß noch sechs Kilometer nach Schärding und das vorwiegend am Radweg, das sollte sich vor Einbruch der Dunkelheit locker abhaken lassen.

Runter vom Radweg!

Fast hätte ich es übersehen, aber ein Täfelchen an einem Baum “Romantischer Inntal-Weitwanderweg” schickt mich bald vom Radweg hinunter auf einen Pfad am Innufer. Statt flotter Schritte gibt es also hübsche Wege – links, rechts, rauf, runter verläuft mein Marsch in die Dunkelheit.

Inn-Ufer-Romantik
The only way is up!

Einmal muss ich noch vom Ufer weg, denn die Mündung der Pram in den Inn versperrt mir den Weg. Schließlich wandere ich noch an ganz Schärding vorbei, denn mein Quartier habe ich auf der anderen Seite des Flusses im bayrischen Neuhaus am Inn reserviert. Und die Brücke über den Inn ist eine lange und der schmale Gehsteig wenig fußgängerfreundlich, zum Glück herrscht nur wenig Verkehr.

Am Inn
Am Inn
Leider noch nicht meine Brücke
Hier darf ich jetzt drüber!

Fortsetzung folgt!



🙂 Vergiss nicht, den Artikel zu teilen, wenn er dir gefallen hat!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert